Universität Wien

180179 VO Lichtmetaphysik der Griechen (2021W)

Vorlesung mit Lektüre

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

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Änderung 10.01.2022: Aufgrund der aktuellen COVID-19 Verordnung werden alle Jänner Einheiten digital abgehalten.

Ab dem 22.11.2021 findet die VO online statt. Weitere Informationen auf moodle

  • Montag 11.10. 08:00 - 09:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 18.10. 08:00 - 09:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 25.10. 08:00 - 09:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 08.11. 08:00 - 09:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 15.11. 08:00 - 09:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 22.11. 08:00 - 09:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 29.11. 08:00 - 09:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 06.12. 08:00 - 09:30 Digital
  • Montag 13.12. 08:00 - 09:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 10.01. 08:00 - 09:30 Digital
  • Montag 17.01. 08:00 - 09:30 Digital
  • Montag 24.01. 08:00 - 09:30 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Licht ist ein zentrales Thema der griechischen Metaphysik. Grundbegriffe der philosophischen Sprache wie Idee (εἶδος oder ἰδέα ‚Aspekt‘), Phänomen (φαινόμενον ‚Erscheinung‘) oder Wahrheit (ἀλήθεια ‚Unverborgenheit‘) bezeichnen ursprünglich das Seiende im Bezug auf seine Sichtbarkeit. Andere Begriffe wie Theorie (θεωρία ‚Anschauung‘) oder Historie (ἱστορία ‚was man gesehen hat und weiß‘) bezeichnen die Fähigkeit zu sehen und zu verstehen. Sehen und Erkennen (ἰδεῖν, οἶδα) sind im Griechischen etymologisch verwandte Wörter und stammen von derselben indogermanischen Wurzel, aus der auch das deutsche ‚wissen‘ entstanden ist. Ausgehend von der Sprache aber auch von der Religion und Mythologie, die das Göttliche, also das Ewig-Seiende, als das Strahlende darstellten, haben die griechischen Philosophen eine Metaphysik des Auges geschafft, das über das Sichtbare hinaus sehen muss.
Herakleitos (fr. 54) hat behauptet, dass die unsichtbare Harmonie wichtiger ist als die sichtbare, und Anaxagoras (fr. 21a) war der Meinung, dass alles, was wir sehen (τὰ φαινόμενα), nur der sichtbare Aspekt von dem ist, was wir nicht sehen. Platon hat als Erster über das innere Auge, oder das Auge der Seele gesprochen, und im Höhlengleichnis in der Politeia die höchste Wirklichkeit, die für das sinnliche Auge unzugänglich ist, als das Sichtbarste bezeichnet. Auch Aristoteles hat in den ersten Sätzen seiner Metaphysik bemerkt, dass das Gesicht der wichtigste Sinn ist und das Betrachten auch unabhängig von irgendeinem Nutzen Vergnügen bereitet. Sowohl Platon als auch Aristoteles waren der Meinung, dass die Philosophie aus der Bewunderung (θαυμάζειν) entstanden ist.
Themen: Sehen und Staunen; Schole; Die drei Lebensweisen; Theoria; Das innere Auge; Der Aufstieg zur Idee des Schönen; Die unsichtbare Seele; Die Seele im Auge; Die Wahrheit sehen; Das Sonnengleichnis; Das Liniengleichnis und die Dialektik; Das Höhlengleichnis; Das göttliche Auge; Gerechtigkeit und Unsichtbarkeit; Sichtbarkeit und Öffentlichkeit; Schlaf und Dunkelheit
Ziel der LV ist es, den visuellen Charakter der griechischen Metaphysik anhand von ausgewählten Texten darzustellen und das Verhältnis von Lichtmetaphysik und Lichtsymbolik aufzuzeigen. Die Quellentexte werden in einem Textreader zur Verfügung gestellt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die LV ist eine npi LV und wird durch eine Abschlussprüfung absolviert. UPDATE 12.01.2022 Die Prüfung findet mündlich online statt. Es sind keine Hilfsmittel erlaubt.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

UPDATE 12.01.2022 Die Prüfung findet mündlch online statt und besteht aus der Interpretation zweier Textstellen, die in der LV diskutiert wurden. Für eine positive Note sind 50% der bei jeder Fragestellung erreichbaren Punkte notwendig. Beurteilungsmaßstab ist das Verständnis der in der LV vermittelten Inhalte.
Notenschlüssel: 50-65% Genügend; 66-80% Befriedigend; 81-90% Gut; 91-100% Sehr gut

Prüfungsstoff

Grundlage ist die Textsammlung "Texte zur griechischen Lichtmetaphysik". Bei der Prüfung werden die Themen und Texte geprüft, die in der LV besprochen wurden. Eine Liste mit den Prüfungstextstellen wird rechtzeitig auf moodle bekanntgegeben.

Literatur

Baeumker, C. (1908). Witelo. Ein Philosoph und Naturforscher des XIII. Jahrhunderts. Münster.
Beierwaltes, W. (1957). Lux intelligibilis. Untersuchung zur Lichtmetaphysik der Griechen. Diss. München.
Blumenberg, H. (1957). Licht als Metapher der Wahrheit. Im Vorfeld der philosophischen Begriffsbildung, in: Studium generale 7, 432–47.
Bremer, D. (1973), Hinweise zum griechischen Ursprung und zur europäischen Geschichte der Lichtmetaphysik, in: Archiv für Begriffsgeschichte 17, 7–35.
Bremer, D. (1976). Licht und Dunkel in der frühgriechischen Dichtung. Interpretationen zur Vorgeschichte der Lichtmetaphysik. Bonn.
Bultmann, R. (1948), Zur Geschichte der Lichtsymbolik im Altertum, in: Philologus 97, 1–36.
Classen, C. J. (1965), Licht und Dunkel in der frühgriechischen Philosophie, in: Studium generale 18, 97–116.
Deonna, W. (1965). Le symbolisme de l’œil. Berne.
Diller, H. (1932), Opsis adelon ta phainomena, in: Hermes 67, 14–42.
Esser, A. (21961). Das Antlitz der Blindheit in der Antike. Leiden.
Ferguson, A. S. (1921/22), Plato’s simile of light. Part I. The similes of the sun and the line. Part II. The allegory of the cave, in: Classical Quarterly 15, 131–52 and 16, 15–28.
Ferguson, A. S. (1934), Plato’s simile of light again, in: Classical Quarterly 28, 190–210.
Gomperz, H. (1933), Opsis ton adelon ta phainomena, in: Hermes 68, 341–3.
Jonas, H. (1954), The nobility of sight. A study in the phenomenology of the senses, in: Philosophy and Phenomenological Research 14, 507–19.
Kampakoglu, A., Novokhatko, A. (eds.) (2018). Gaze, vision, and visuality in Ancient Greek literature. Berlin/Boston.
Levin, D. M. (ed.) (1993). Modernity and the hegemony of vision. Berkeley.
Levin, D. M. (ed.) (1997). Sites of vision. The discursive construction of sight in the history of philosophy. Cambridge, MA.
Luther, W. (1966), Wahrheit, Licht und Erkenntnis in der griechischen Philosophie bis Demokrit. Ein Beitrag zur Erforschung des Zusammenhangs von Sprache und philosophischem Denken, in: Archiv für Begriffsgeschichte 10, 1–240.
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Murphy, N. R. (1932), The ‘simile of light’ in Plato’s Republic, in: Classical Quarterly 26, 93–102.
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Paquet, L. (1973). Platon. La médiation du regard. Essai d’interpretation. Leiden.
Rausch, H. (1982). Theoria. Von ihrer sakralen zur philosophischen Bedeutung. München.
Squire, M. (ed.) (2016). Sight and the ancient senses. London/New York.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:18