Universität Wien

180182 SE Tier & Technik (2023S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 08.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 15.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 22.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 29.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 19.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 26.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 03.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 10.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 17.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 24.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 31.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 07.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 14.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 21.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Mittwoch 28.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In diesem Seminar stehen Tiere technikphilosophisch im Fokus. Es geht um eine technikphilosophische Revision des Philosophierens über Tiere und damit zunächst um die Frage der „anthropologischen Differenz“ - d.h. um philosophische Setzungen grundlegender Unterschiede zwischen Mensch und Tier.

Der philosophiehistorische Ausgangspunkt dieses Seminars ist das Cartesianische Verständnis von Tieren als seelenlose Maschinen in Gegenüberstellung zu LaMettrie und seiner Mensch-Tier-Unterscheidung in L‘homme machine, wobei der Fokus auf den spezifisch historischen Gehalt dieser Maschinenbegriffe liegt, demnach menschliche und tierische Körper als „göttliche Maschinen“ (Sutter) konzipiert werden. Philosophiehistorische Vorstellungen von der anthropologischen Differenz müssen heute allerdings mit Hinblick auf die Evolutionstheorie korrigiert werden. Zu diskutieren ist nun das Verhältnis von Technik und Evolution, verstanden als Koproduktion von Tier, Mensch und Technik.

Technikphilosophisch ist die Frage, inwiefern die eigentliche, machtvolle Differenz zwischen dem Menschen als Tier und anderen Tieren nun in der Technik besteht.
In diesem Sinne sollen auf verschiedenen Ebenen Tiere technikphilosophisch in den Blick genommen werden, und das nun vor allem im Hinblick auf den Klimawandel und das Artensterben, wodurch das Mensch-Tier-Verhältnis nun in einer radikal neuen Perspektive
verhandelt werden muss. Das beinhaltet in diesem Seminar unter anderem eine Diskussion von tierethischen und posthumanistischen Ansätzen und ihrer Anthropozentrismuskritik, und die Frage, wie im Unterschied dazu die marxistische Theorie in Fortführung durch die Kritische Theorie Naturverhältnisse und Naturbeherrschung als Mensch-Tier-Verhältnisse thematisiert.

Technikphilosophisch sollen Tiere auf folgenden Ebenen diskutiert werden: Tiere ökonomisch kategorisiert, als Nutztiere, als Sklaven quasi von Natur aus, als Labortiere (von der Oncomouse zum Axolotl) - und andererseits als wilde Tiere; Tiere als Haustiere und „companion species“ (Haraway) und andererseits im Fadenkreuz von Naturbeherrschung und Kapitalismus, von den Anfängen der Mechanisierung der Tötung und Verarbeitung von Tieren in den Schlachthöfen Chicagos (Gideon) über „animal disenhancement“ in der Züchtung bis hin zu genom-editierten Tieren als Bioreaktoren; Tiere wissenschaftstheoretisch gesehen als Vorbilder in der Bionik; Tiere nun beobachtet mit neuen Technologien als Wissensobjekte und immer auch schon Mitwirkende in der Wissenschaftsgeschichte (Bühler/Rieger); Tiere als Sklaven nun ersetzt durch Maschinen bzw. Roboter (Bryson); Tiere weiterhin als Lebensmittel, die sich die Menschen herstellen durch Züchtung, und die Frage der Biodiversität als terrestrischer, politischer Kampfplatz (Latour).

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Pflichtlektüre, Referat, Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Referat, Seminararbeit

Prüfungsstoff

Presentation, seminar paper

Literatur

Descartes, R.: Abhandlung über die richtige Methode des Vernunftgebrauchs [1637], 1961
Sutter, A.: Göttliche Maschinen. Die Automaten für Lebendiges bei Descartes, Leibniz, La Mettrie und Kant, 1988
Darwin, C.: Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe ums Dasein [1809-1882]
Engels, F.: Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen, in: Dialektik der Natur (1886) MEW 20
Engels, F. : Natur und Gesellschaft, 2022
Adorno, T. W./ Horhkeimer, M.: Mensch und Tier, in: Dialektik der Aufklärung, 1971
Horkheimer, M.: Der Wolkenkratzer, Notizen 1950 bis 1969 und Dämmerung, 1974
Giedion, S.: Die Herrschaft der Mechanisierung, 1987
Haraway, D.: The Companion Species Manifesto, 2003
Haraway, D.: When Species Meet, 2007
Steiner, G.: Anthropocentrism and its Discontents: The Moral Status of Animals in the History of Western Philosophy, 2010
Maurizi, M.: Jenseits der Natur. Kritische Theorie, Marxismus und das Mensch-Tier Verhältnis, 2012
Bühler, B./Rieger, S.: Vom Übertier. Ein Bestiarium des Wissens, 2014
Wild, M.: Anthropologische Differenz, in: Bogards R. (Hg.): Tiere, 2016
Amir, F.: Schwein und Zeit. Tiere, Politik, Revolte, 2018
Latour, B.: Das terrestrische Manifest, 2018

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: So 12.02.2023 18:28