Universität Wien

180183 SE Die atomare Drohung (2023S)

Mit kritischer Betrachtung der Medien- und Technikphilosophie von Günther Anders.

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Das Seminar findet vor Ort statt.

  • Dienstag 07.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 14.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 21.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 28.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 18.04. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 25.04. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 02.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 09.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 16.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 23.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 06.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 13.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 20.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 27.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Seit dem 6. August 1945 rückt die atomare Drohung immer wieder in unser Bewusstsein, und damit eine Realität, die für uns nur schwer zu ertragen ist. Der Technikphilosoph Günther Anders erkannte als einer der ersten die mensch- und technikgeschichtliche Zäsur dieses Datums, „den Tag, von dem an die Menschheit unrevozierbar fähig war, sich selbst auszurotten“ (Anders). Die Theologie der atomaren Situation, gekennzeichnet durch die von Menschen künstlich „herstellbare“ Apokalypse, entzieht sich einer rational, vernünftigen Beschreibung, vergleichbar mit dem Abstand zwischen Menschen und Gott: Die Bombe fällt aus der „Technikgeschichte als das gänzlich Singuläre heraus.“ (Lohmann) „Die Atombombe ist der wirkliche Buddha des Westens, eine perfekte, losgelöste, souveräne Apparatur“ (Sloterdijk). Weiters beschreibt Sloterdijk die Bombe als eine menschliche Teilhabe an kosmischen Energien, als einen Triumph technischer Rationalität aber gleichzeitig auch die Aufhebung der Vernunft: „Mit ihr verlassen wir das Reich der praktischen Vernunft, wo man Zwecke mit angemessenen Mitteln verfolgt. Die Bombe ist längst kein Mittel zu einem Zweck mehr, denn sie ist das maßlose Mittel, das jeden möglichen Zweck übersteigt“ (Sloterdijk). Die Schaffung der Atombombe bringt die Menschen in eine „hybride Position gegenüber Natur und Kultur“ (Lohmann) und überschreitet die bisherigen Möglichkeiten von Gestaltung von Welt, ein qualitativer Sprung wurde vollzogen, ein „Sprung ins Absolute“ (Anders).
Günther Anders formulierte auch als einer der Ersten eine Medienphilosophie der elektronischen Massenmedien; in der Lehrveranstaltung werden wir die atomare Drohung auch in einer medienphilosophischen Perspektive betrachten.
Günther Anders folgend ist die Technik längst zum Subjekt der Geschichte geworden, die Menschen sind höchstens nur noch „mitgeschichtlich" (Anders). Das bisher Menschliche ist überholt, „der Mensch als solcher existiert überhaupt gar nicht mehr, sondern nur der Tuende oder Produzierende hier, der Fühlende dort; der Mensch als Produzierender oder als Fühlender; und Realität kommt allein diesen spezialisierten Menschfragmenten zu“ (Anders). Das Ende des Menschlichen ist für Günther Anders dann gekommen, wenn Menschen den von ihnen selbst geschaffenen technischen Artefakten intellektuell und vor allem emotional nicht mehr gewachsen sind. In technisch-technokratischen Zusammenhängen findet das menschliche Leben nur mehr im Modus der Selbstspaltung statt, Günther Anders sagt daher: „Wir alle sind [...] im wahrsten Sinne schizophrenen Wesen.“
So, wie wir einerseits zwar immer Unfassbares herstellen können, die technischen Kapazitäten immer weiter erhöhen, so reicht andererseits unser intellektuelles und emotionales Vorstellungsvermögen oft nicht mehr aus, um die Konsequenzen unserer Handlungen zu erfassen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- regelmäßige Anwesenheit vor Ort
- Beteiligung bei der Diskussion der Texte und Inhalte
- mündliches Referat
- schriftliche Seminararbeit

Mit der Anmeldung zu dieser Lehrveranstaltung stimmen Sie zu, dass die automatisierte Plagiatsprüfungs-Software Turnitin alle von Ihnen im moodle eingereichten schriftlichen Seminarleistungen prüft.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Gesamtnote ergibt sich aus (unter der Voraussetzung regelmäßiger Anwesenheit): mündlichem Referat, Mitarbeit und schriftlicher Seminararbeit (Umfang der Seminararbeit und des Referates besprechen wir im Seminar).
Mindestanforderungen für eine positive Beurteilung: über 50% der Gesamtleistung

Prüfungsstoff

Es handelt sich bei dem Seminar um eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung: daher die oben angeführten Seminarinhalte (siehe: Art der Leistungskontrolle und Mindestanforderungen)

Literatur

Anders, Günther (1992 [1956]): Die Antiquiertheit des Menschen. Band 1. München: C. H. Beck.
Anders, Günther (1992 [1980]): Die Antiquiertheit des Menschen. Band 2. München: C. H. Beck 1992.
Anders, Günther (2003 [1981]): Die atomare Drohung. Radikale Überlegungen zum atomaren Zeitalter. München: Beck.
Arendt, Hannah (1992 [1960]): Vita Activa oder vom tätigen Leben. München: Piper.
Bammé, Arno (2014): Schöpfer der zweiten Natur. Der Mensch im Anthropozän. Marburg: Metropolis-Verlag.
Bostrom, Nick (2020): Die verwundbare Welt. Eine Hypothese. Suhrkamp Verlag, Berlin.
Haraway, Donna (2018): Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän. Frankfurt am Main: Campus.
Hartmann, Frank (2008): Günther Anders. In: Uwe Sander et al. (Hrsg.): Handbuch Medienpädagogik, Wiesbaden, S. 211–216.
Liessmann, Konrad Paul (Hrsg.) (1992): Günther Anders kontrovers. München: Beck.
Lohmann, Margret (1996): Philosophieren in der Endzeit. Zur Gegenwartsanalyse von Günther Anders. München: Fink.
Nordmann, Alfred (2008): Technikphilosophie zur Einführung. Hamburg: Junius
Sloterdijk, Peter (1983): Kritik der zynischen Vernunft, Bd. 1, Frankfurt am M.: Suhrkamp
Wajcman, Judy (1994): Technik und Geschlecht. Die feministische Technikdebatte, Frankfurt/New York: Campus.

Die dann aktuell verwendete Literatur und die exakten Textstellen werden wir am Anfang des Semester festlegen. Schon vor Beginn des Semesters werden auf Moodle von mir einige Texte bereitgestellt. Falls Sie schon vorher etwas lesen wollen empfehle ich folgendes: von Günther Anders „Die Antiquiertheit des Menschen. Band 1.“ und „Die atomare Drohung“; und von Alfred Nordmann „Technikphilosophie zur Einführung“

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 23.10.2023 06:07