Universität Wien

180184 SE Arbeitsethik und Arbeitsethos (2024S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 19.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 09.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 16.04. 09:45 - 11:15 Seminarraum 3A NIG 3.Stock
Dienstag 23.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 30.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 14.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 21.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 28.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 04.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 11.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 18.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 25.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Seminar thematisiert den historischen Wandel des Arbeitsbegriffs seit der Antike bis in die Gegenwart, mit besonderer Berücksichtigung aktueller Debatten. Das philosophische Arbeitsverständnis und das jeweilige Arbeitsethos sind gesellschaftlich bedingt und mit anthropologischen Fragen verknüpft. Ansätze zur Arbeitsethik variierten im Laufe der Zeit, je nachdem ob die Arbeit als (göttlicher) Auftrag oder Fluch, ob als Wesensmerkmal des Menschen oder als unabdingbares Mittel zur Selbstverwirklichung betrachtet wurde. Berufe wurden nach Kriterien wie körperlicher Anstrengung, der Möglichkeit zur Selbstbestimmung oder nach ihrem Dienst am Gemeinwesen bewertet und hierarchisiert.
Das Arbeitsethos impliziert eine Reihe von erworbenen Fähigkeiten (z.B. selbstauferlegte Disziplin, Pflichtbewusstsein, Zeitplanung) und Erfahrungen (Stolz auf die Arbeitsqualität, Flow-Erleben, Engagement oder aber Routine, Entfremdung, Ausbeutung, Mangel an Anerkennung, Burnout). Die Produktivitätssteigerung löste im 19. Jahrhundert die Krise der bürgerlichen Arbeitsethik aus: Die Notwendigkeit von Arbeit wurde infrage gestellt, der Müßiggang rehabilitiert. Spezifische Berufsethiken entstanden gleichzeitig zu neuen Fragen wie das Recht auf Arbeit (aber auch auf eine arbeitsfreie Kindheit), die Folgen des Verschwindens der physischen Arbeit und der Umgang mit Freizeit. Feministische Theorien setzten sich für die Anerkennung der „unproduktiven“ Arbeit ein und betonten die Spezifizität der reproduktiven Arbeit und der Care-Arbeit. Globalisierungsprozesse und die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien machten die Einführung neuer Begriffe erforderlich (immaterielle Arbeit, affektive Arbeit, solidarische Arbeit, Schattenarbeit u.a.). Angesichts gegenläufiger Entwicklungen (Flexibilisierung und Work-Life- Integration vs. Entgrenzung der Arbeit; das Ende der Arbeit gleichzeitig zur Zunahme ehrenamtlicher Tätigkeiten, der Entwicklung des Niedriglohnsektors und ungeschützter Arbeitsverhältnisse) werden die Arbeitgeber*innen heute mit widersprüchlichen Erwartungen konfrontiert, auf die unterschiedliche Generationen anders reagieren, vom Always-on-Verhalten bis zum Jobhopping. Die Erwerbsarbeit wird nicht mehr allgemein der (sinnerfüllten) Arbeit gleichgesetzt. Auch die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens ist umstritten aufgrund ihrer möglichen Implikationen für das Arbeitsethos. Die Frage nach der Zukunft der Arbeit muss durch philosophische Reflektionen zum Wandel des Arbeitsethos und zur Bildung neuer Kompetenzen begleitet werden.
Didaktik: Einführung der LV-Leiterin, Impulsreferat, PowerPoint-Präsentationen, Diskussionen; Reader verfügbar auf Moodle

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Impulsreferat und Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

30 % Präsentation eines Textes (mündlich und PPP/Handout)
20 % Teilnahme an Diskussionen
50 % Seminararbeit (Textverständnis, selbstständiges kritisches Denken, formelle Kriterien der wissenschaftlichen Arbeit).
Für eine positive Benotung sind die Präsentation im Seminar und die Seminararbeit erforderlich.

Prüfungsstoff

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Literatur

Anders, Günther. Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. II. München, Beck, 1980
Arendt, Hannah. Vita activa oder Vom tätigen Leben. Zürich, München: Piper, 2008
Aßländer, Michael S., Bernd Wagner (Hg.). Philosophie der Arbeit. Berlin: Suhrkamp, 2017
Bauman, Zygmunt. Work, consumerism and the new poor. Buckingham: Open University Press, 1998
Benjamin, Walter. Das Passagen-Werk. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1983
Csíkszentmihályi, Mihály, Howard Gardner, William Damon. Good Work! Für eine neue Ethik im Beruf. Stuttgart: Klett-Cotta, 2005
Füllsack, Manfred. Arbeit. Wien: facultas, 2009
Gilligan, Carol. In a Different Voice. Psychological Theory and Women’s Development. Cambridge, Mass., and London: Harvard University Press, 1982.
Honneth, Axel. Das Ich im Wir. Studien zur Anerkennungstheorie. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2010
Lazzarato, Maurizio, Antonio Negri, Paolo Virno. Umherschweifende Produzenten. Immaterielle Arbeit und Subversion: ID-Verlag, 1998
Lukács, Georg. Geschichte und Klassenbewusstsein. Werke Bd. 2. Darmstadt: Luchterhand, 1983
Lynch, Kathleen. Love labour as a distinct and non-commodifiable form of care labour. The Sociological Review, 55:3 (2007), doi:10.1111/j.1467-954X.2007.00714.x
Marx, Karl. Ökonomisch-philosophische Manuskripte. Hamburg: Meiner, 2005
Mill, John Stuart. Kleinere Schriften zur politischen Ökonomie. Marburg: Metropolis, 2014
Noddings, Nel. Caring, a feminine approach to ethics & moral education. Berkeley: University of California Press.
Richter, Dieter. Schlaraffenland. Geschichte einer populären Utopie. Frankfurt/M.: Fischer, 1984
Rousseau, Jean-Jacques. Emile oder über die Erziehung. Stuttgart: Reclam, 2004
Russell, Bertrand. Lob des Müßiggangs. Zürich: Coron, 1974
Sennett, Richard. Handwerk. Berlin: Berliner Taschenbuch Verlag, 2009
Terranova, Tiziana. Free Labor: Producing Culture for the Digital Economy. Social Text, 63 (vol. 18, no. 2), Summer 2000, 33-58
Weber, Max. Schriften zur Wissenschaftslehre. Stuttgart: Reclam, 1991
Weber, Max. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. München: Beck, 2010
Zheng, Robin. Precarity is a Feminist Issue: Gender and Contingent Labor in the Academy. Hypatia vo. 33, no. 2 (Spring 2018), 235-254

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 18.03.2024 15:26