Universität Wien

180187 SE Wittgenstein und die Literatur (2024S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Hinweis der SPL Philosophie:

Das Abgeben von ganz oder teilweise von einem KI-tool (z.B. ChatGPT) verfassten Texten als Leistungsnachweis (z.B. Seminararbeit) ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich als mögliche Arbeitsweise genehmigt wurde. Auch hierbei müssen direkt oder indirekt zitierte Textstellen wie immer klar mit Quellenangabe ausgewiesen werden.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann zur Überprüfung der Autorenschaft einer abgegebenen schriftlichen Arbeit ein notenrelevantes Gespräch (Plausibilitätsprüfung) vorsehen, das erfolgreich zu absolvieren ist.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 11.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 08.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 15.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 22.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 29.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 06.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 13.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 27.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 03.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 10.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 17.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 24.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten“ (Wittgenstein 1984, 483) – mit diesem 1933 verschriftlichen Satz glaubt Wittgenstein nicht nur seine „Stellung zur Philosophie […] zusammengefasst“, sondern sich auch als jemand bekannt zu haben, „der nicht ganz kann, was er zu können wünscht“. Auch müsse sich, schreibt Wittgenstein, aus diesem Eingeständnis ergeben, „wie weit mein Denken der Gegenwart, Zukunft, oder der Vergangenheit angehört“ (ebd.).

In den vergangenen Jahren ist die (von Literaten und Dichterinnen früh erkannte) Affinität zwischen Wittgensteins Denken und der Poesie auch zusehends in den Fokus der akademischen Philosophie gerückt. Dabei können u. a. drei Zugänge zum Verhältnis von Literatur und Philosophie unterschieden werden:
(1) Literarische Einflüsse auf Wittgenstein: Während Wittgenstein am akademischen Fachdiskurs kaum partizipierte, erwiesen sich Autoren wie Shakespeare, Goethe, Tolstoi, Dostojewski, Busch, Hebbel, Nestroy, Kürnberger, Grillparzer, Kraus, Trakl (u.a.) sowohl als wichtige Fragen- und Ideengeber als auch als bedeutsam Einflüsse hinsichtlich der darstellerischen Formung seines Denkens und Schreibens. Dabei sind v.a. die durch jene Autoren angestoßenen ästhetischen und ethischen Fragen nicht direkt, dem Inhalte nach, in sein Werk eingegangen, wohl aber als maßgebende Faktoren für die Gestaltung desselben dechiffrierbar.
(2) Philosophische Einflüsse auf nachfolgende Literaturen: Wittgensteins frühes Werk, die Logisch-philosophische Abhandlung (1921) wurde sehr rasch von Literatinnen rezipiert und als wegweisendes sprachphilosophisches Paradigma für die schriftstellerische Wirksamkeit betrachtet (man denke z.B. an I. Bachmann, I. Aichinger, Th. Bernhard, P. Handke oder die „Wiener Gruppe“). Für das Spätwerk sind analoge Wirklinien, obzwar in kulturwissenschaftlichen Termen markiert, im Einzelnen weniger geklärt (und warten so womöglich darauf, von Ihnen freigelegt zu werden).
(3) Literatur als Philosophie / Philosophie als Literatur: Die unter (1) und (2) geschiedenen Größen erweisen sich bei eingehender Beschäftigung als zusehends unscharf und fragwürdig. Unter dem Gesichtspunkt der Form (Gestalt, Darstellung, Stil) zeigen sich die Schriften Wittgensteins nämlich selbst in ihrer eminent literarischen Eigenart, während die ihm vor- oder nachgängigen Literaturen deren Form transzendierende philosophische Gehalte exponieren und verhandeln. Es ergibt sich daher die Frage, ob (und inwieweit) Philosophie und Literatur überhaupt voneinander geschieden werden können und in welcher Weise Merkmale des einen im anderen wiederkehren. Diese Frage nach der poetologischen Verfasstheit des philosophischen Denkens ist an der Form der Philosophischen Untersuchungen (1953) ebenso ablesbar wie es darin der Sache nach (obzwar unter Namen wie „Privatsprache“, „Regelfolgen“, "Aspektwechsel" oder „Philosophie“) zur Debatte steht.

Alle drei Zugänge zum Verhältnis von „Wittgenstein und die Literatur“ sollen in diesem Kurs verfolgt werden. Je nach Interessen und Vorkenntnissen wählen Sie als Teilnehmende/r ein (möglichst klar umgrenztes) Themenfeld, zu dem Sie Literatur recherchieren und sich zur/m Expertin/en machen. Als erste Einstiegsstelle bieten sich Texte aus Wittgenstein Reading (Bru/Huemer/Steuer 2013), Wittgenstein and Literary Studies (Chodat/Gibson 2023) sowie The Literary Wittgenstein (Gibson/Huemer 2004) an. Sie können aber auch andernorts (etwa in der zeitgenössischen Literatur oder in klassischen Literaturtheorien) aufgespürte Spuren verfolgen und von diesen her den Zugang zu Wittgensteins Philosophieren suchen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

• Anwesenheit (max. 3 Fehleinheiten) [obligatorisch]
• Aktive Mitarbeit u. regelmäßige Diskussionsbeiträge. [15%]
• Lektüretagebuch: Wöchentliche Reflexion der Lektüre (Moodle). [25%]
• Präsentation: Text-nahe Aufbereitung Ihres Themas (mit Lektürevorgaben). [25%]
• Seminararbeit: Wissenschaftl. Bearbeitung unter Einbezug der Sek.-Literatur. [35%]

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Zur Belegung des Kurses ist ein positiver Abschluss aller vier (oben gelisteten) Teilleistungen erforderlich. Die Beurteilung erfolgt gemäß den Standards des akademischen Arbeitens.

90-100 % -- 1 (sehr gut)
77-89 % -- 2 (gut)
64-76 % -- 3 (befriedigend)
51-63 % -- 4 (genügend)
00-50 % -- 5 (nicht genügend)

Prüfungsstoff

Die durch die Sekundärliteratur initiierte Beschäftigung mit dem Denken Wittgensteins gilt es laufend zu dokumentieren (Lektüretagebuch), in der Gestaltung einer Einheit (Textvorgabe + Präsentation) zu erproben und zuletzt nach wissenschaftlichen Parametern zu verschriftlichen (Seminararbeit). Die gemeinsamen Diskussionen Ihrer unterschiedlich perspektivierten Zugänge dienen der Erhellung unseres Globalthemas „Wittgenstein und die Literatur“.

Der Kurs bietet große Freiheit in der inhaltlichen Ausrichtung der Beiträge, setzt aber die Bereitschaft voraus, sich eigenständig mit Wittgensteins philosophischem Werk (und seiner Wirkung) zu befassen. Der Erwerb der Logisch-philosophischen Abhandlung, der Philosophischen Untersuchungen sowie der Vermischten Bemerkungen, auf die wir uns laufend beziehen werden, wird nachdrücklich empfohlen! Die Sekundärliteratur ist eigenständig zu sondieren und kann zumeist über die digitalen Angebote der Universitätsbibliothek bezogen werden.

Literatur

BRU, Sascha; HUEMER, Wolfgang; STEUER, Daniel (2013, Eds.): Wittgenstein Reading. Berlin, Boston: Walter de Gruyter. DOI: 10.1515/9783110294699

CHODAT, Robert; GIBSON, John (2023, Eds.): Wittgenstein and Literary Studies. Cambridge: University Press. DOI: 10.1017/9781108973687

FABER, Richard; NEUMANN, Barbara (1999, Hg.): Literarische Philosophie – philosophische Literatur. Würzburg: Königshausen & Neumann.

GABRIEL, Gottfried (1991): Zwischen Logik und Literatur: Erkenntnisformen von Dichtung, Philosophie und Wissenschaft. Stuttgart: Metzler.

GIBSON, John; Huemer, Wolfgang (2004, Eds.): The Literary Wittgenstein. London, New York: Routledge. DOI: 10.4324/9780203505236

GIBSON, John; Huemer, Wolfgang (2006, Hg.): Wittgenstein und die Literatur. Übers. v. Martin Suhr. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

KLEBES, Martin (2006): Wittgenstein’s Novels. New York: Routlegde.

SCHILDKNECHT, Christine (2014): „Literatur und Philosophie: Perspektiven einer Überschneidung“, in: Ferran, Ingrid Vendrell; Demmerling, Christoph (Hg.): Wahrheit, Wissen und Erkenntnis in der Literatur: Philosophische Beiträge. Berlin: de Gruyter, 41–56.

SCHMIDT-DENGLER, Wendelin; HUBER, Martin; HUTER, Michael (1990): Wittgenstein und: Philosophie – Literatur. Wien: Verl. der Österr. Staatsdr.

SCHMIDT-DENGLER, Wendelin (2006): „Ludwig Wittgenstein und die österreichische Literatur nach 1945“, in: Goppelsröder, Fabian (Hg.): WittgensteinKunst. Zürich/Berlin: Diaphanes, 83–98.

WITTGENSTEIN, Ludwig (1984): Culture and Value. Edited by G. H. von Wright in collaboration with Heikki Nyman. Translated by Peter Winch. Chicago: University Press.

WITTGENSTEIN, Ludwig (1984): Über Gewißheit. Zettel. Vermischte Bemerkungen. Werkausgabe, Bd. 8. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

WITTGENSTEIN, Ludwig (2015): Tractatus Logico-Philosophicus. Logisch-philosophische Abhandlung. Side-by-Side-by-Side Edition, containing the original German, alongside both the Ogden/Ramsey, and Pears/McGuinness English translations. http://people.umass.edu/klement/tlp/tlp-ebook.pdf

WITTGENSTEIN, Ludwig (2001): Philosophische Untersuchungen. Kritisch-genetische Edition. Hg. v. J. Schulte. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 08.03.2024 10:46