Universität Wien

180194 VO-L Geschichte der Philosophie III: Klassische Neuzeit bis Ende 19 Jh. (2024W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Di 22.10. 15:00-16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß

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Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

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  • Dienstag 15.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 29.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 05.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 12.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 19.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 26.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 03.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 10.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 17.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 07.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 14.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 21.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß
  • Dienstag 28.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal III NIG Erdgeschoß

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Philosophie des 19. Jahrhunderts, zumal die Universitätsphilosophie, ist – obwohl oder gerade weil sie entscheidende Weichenstellungen für die Philosophie des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart vollzieht – weitgehend unbekannt. Die Fixierung auf ‚Weltanschauungen‘ und spektakuläre ‚Wenden‘, sowie die mit ihnen verbundenen Namen (Feuerbach, Marx, Kierkegaard, Schopenhauer, Nietzsche) verstellt meist die Sicht auf subtilere Entwicklungen, die bis heute das Selbstverständnis der akademischen Philosophie prägen. Zunächst werden mit K.F.Chr. Krause und W. v. Humboldt zwei Repräsentanten des weltbürgerlichen Idealismus gewürdigt, dessen emanzipatorisches Potential im Fall Krauses hierzulande völlig in Vergessenheit geraten ist, aber in Lateinamerika politische Wirkung entfaltete, während Humboldt in seiner Heimat zwar als Bildungsreformer und Sprachphilosoph berühmt ist, als Vordenker des Liberalismus aber kaum zur Kenntnis genommen wird. Im folgenden wird im Ausgang von der ‚positiven Philosophie‘ des späten Schelling und dem ‚Spekulativen Theismus‘ (Chr. Weiße, I.H. Fichte) der Schritt von der Theologie zur Anthropologie und damit die sog. ‚anthropologische Wende‘ in der Philosophie des 19. Jhdts. (L. Feuerbach) skizziert, die durch einen theologischen Streit (D.F. Strauß) initiiert, zum Bruch in der Hegel-Schule (Linkshegelianer) führt und zu einer Philosophie der Tat (A. v. Cieszkowski, M. Heß) überleitet, die im Marxismus mündet. Es folgen der Weg vom Frühsozialismus (Babeuf, Buonarotti, Fourier, Saint-Simon, Blanqui, Owen, Weitling) zur Philosophie von Marx und Engels. Während der Marxismus die Zwänge und offenkundigen politischen und sozialen Ungerechtigkeiten des nach-revolutionären Europa durch Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft aufzuheben sucht, bieten Kierkegaard, Schopenhauer und Nietzsche individuellere Lösungen: im Glauben (Kierkegaard), im Ethischen (Schopenhauer) und im Ästhetischen (Nietzsche). Heute eher weniger bekannt, aber zu ihrer Zeit wirkmächtig, sind mehrere Philosophen, die zwischen Wissenschaft und Metaphysik changieren. Das Spektrum reicht von A. Comte, der Wissenschaft und Metaphysik zu einer Fortschrittsreligion amalgamiert (Positivismus), über J.St. Mill (Empirismus und Liberalismus) und H. Spencer, der den sog. Sozial-Darwinismus bereits vor Ch. Darwin vertritt, über E. Haeckel (Monismus), über G.Th. Fechner (Panpsychismus) und den vielseitigen R.H. Lotze, der ‚Spekulativen Theismus‘ und Deutschen Idealismus mit den Ergebnissen der Naturwissenschaften zu vereinbaren sucht, zu E. v. Hartmann, der in seiner ‚Philosophie des Unbewußten‘ auf spekulativeren Wegen in ähnliche Richtung zielt, bis zu J.G. Droysen (Historismus) und W. Dilthey, der mit seinem Projekt einer ‚Kritik der historischen Vernunft‘ Historismus und Lebensphilosophie in einer die Nachwelt vielfach anregenden Weise verbindet. Für die phänomenologischen und analytischen Richtungen der Gegenwartsphilosophie bedeutsam sind der anti-idealistische Kantianismus (J.F. Fries, J.F. Herbart) und Anti-Kantianismus des 19. Jahrhunderts (B. Bolzano, F. Brentano, A. Meinong, E. Mach), die über den Herbartianismus der ‚österreichischen Philosophie‘ des 19. Jhdts. zueinander in Beziehung treten. Wirkmächtig und das Selbstverständnis der Universitätsphilosophie bis heute prägend, sind daneben aber auch die Richtungen des Neukantianismus, die darin übereinstimmen, daß Kant der Philosophie ihren eigentümlichen Gegenstand und ihren Rang als Wissenschaft gesichert habe, indem er ihr aufgab, „das ‚Faktum‘ der Wissenschaft“ und in der Folge auch die sonstigen Kulturgebiete zu begründen.
Damit die Vorlesung nicht zu einem bloßen Reden über Philosophie verkommt, werden vornehmlich Kernaussagen der thematisierten Denker in Originalzitaten auf Folien präsentiert und kommentiert (die Folien werden auf Moodle bereitgestellt).

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

In den schriftliche Prüfungen am Semesterende und im Folgesemester sind 3 Fragen zum Inhalt der Vorlesung zu beantworten und ein Kurzessay zur Pflichtlektüre (Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, Leipzig 1872) zu verfassen.
Hilfsmittel sind nicht erlaubt.
Aus gegebenem Anlaß die Bitte: Papier (Din A4) und Schreibgerät (Kugelschreiber, Füllhalter o.ä.) mitbringen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Insgesamt 5 schriftliche Prüfungstermine am Semesterende und im Folgesemester.
3 Fragen zum Inhalt der Vorlesung (jede richtig und vollständig beantwortete Frage zählt 20 Punkte), sowie ein Kurzessay zur Pflichtlektüre: Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, Leipzig 1872 (40 Punkte).

Notenschlüssel:
Note 1 = 87 - 100 Punkte
Note 2 = 75 - 86 Punkte
Note 3 = 63 - 74 Punkte
Note 4 = 50 - 62 Punkte
Note 5 = 0 - 49 Punkte

Prüfungsstoff

Inhalt der Vorlesung und Studium der Pflichtlektüre: Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, Leipzig 1872.

Literatur

Ergänzend zu den auf Moodle bereitgestellten Folien zur Vorlesung und zur Pflichtlektüre:
P. Ehlen, G. Haeffner, J. Schmidt, Philosophie des 19. Jahrhunderts (Grundkurs Philosophie 9), Stuttgart 5. Aufl. 2016.
H. Schnädelbach, Philosophie in Deutschland 1831–1933, Fft/M 1983.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 09.09.2024 17:26