Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

180218 PS Das Subjekt (2021W)

Geschichte und Kritik des Begriffs

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Geschätzte Teilnehmer:innen am Proseminar.

Wegen der kurzfristig verhängten Corona-Sperre wird die Sitzung morgen Mo, 22. 11., online auf Moodle Collaborate abgehalten, das ich kurz vor 16:45 aufmache.
Ich ersuche die morgigen ReferentInnen, sich quasi normal vorzubereiten.
Weiteres siehe im Rundschreiben vom 21. 11. Nachmittag.

Änderung 10.01.2022: Aufgrund der aktuellen COVID-19 Verordnung werden alle Jänner Einheiten digital abgehalten.

  • Montag 11.10. 16:45 - 20:00 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Montag 25.10. 16:45 - 20:00 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Montag 08.11. 16:45 - 20:00 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Montag 22.11. 16:45 - 20:00 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Montag 06.12. 16:45 - 20:00 Digital
  • Montag 17.01. 16:45 - 20:00 Digital
  • Montag 31.01. 16:45 - 20:00 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

"Das" "Subjekt" als vieldeutiger und missverständlicher, kurz: heikler Begriff wird anhand einschlägiger Textbeispiele aus der Geschichte der europäischen Philosophie von der Antike bis ins 21. Jahrhundert kritisch beleuchtet. Wo liegen die Schwierigkeiten, es zu fassen? Welche Ideologeme sind damit verknüpft? Lässt es sich überhaupt verständlich machen? Welche Funktion hat die Rede vom "Subjekt" zwischen Realität und Chimäre?
In diesem einführenden Cursus/Discursus gehen wir solchen Fragen nach und wollen ontologische, erkenntnistheoretische, psychologische, politische, ethische Implikationen, Fallen wie mögliche Einsichten, des suspekten Subjekts diskutieren.

Das Proseminar beginnt I.) mit der Begriffsgeschichte – zwischen Ontologie und Psychologie.
Nach Einführung und Themenverteilung (Einheit 1) geht es um die Begriffe Subjekt, Substanz, Substrat… bzw. deren griechische Formen, bes. das „Hypokeimenon“: dazu kurze Passagen aus Aristoteles: Metaphysik VII 3 und 13, und Plotin, Enneade VI, 1 [42] 25-30 (wo er das hypokeimenon als stoische Seinsgattung referiert) (Einheit 2.)
Als erste repräsentative Ausprägung einer psychologisch-logischen Subjektkonzeption wird in Einheit 3 ein kleiner Text von Augustinus: Die Unsterblichkeit der Seele (De immortalitate animi) behandelt. Es folgen erhellende Ausführungen des Spätantiken Boethius: aus den theologischen Traktaten I (Kap. 2) und V (Contra Eutychen etc.; Kap. 3, 29-55), die nicht nur mit die berühmten Entwicklung des Begriffs der Person enthalten (Einheit 4).
Kontrastiv erfolgt dann ein Sprung in die „Neuzeit“: zu Descartes‘ Zweiter Meditation sowie zur Korrelierung ‚des‘ Subjekts mit dem Absoluten bei Hegel (aus der Vorrede zu Phän. des Geistes) (Einheiten 5- 6).
II.) befassen wir uns mit der kritischen Aufbereitung des Subjektbegriffs durch Kant: Von den Paralogismen der reinen Vernunft B 399-431 (KrV = Transzendentale Dialektik II, 1. Hauptstück), und System der transzendentalen Ideen (B 390-396, KrV = Transzendentale Dialektik I, 3. Abschnitt). Hier wird vornehmlich die Distanzierung vom ontologischen Psychologismus bzw. Kritik der damaligen „rationalen Psychologie“ relevant, die Auflösung des „transzendentalen Scheins“, der das Objekt/Subjekt/Ich umgibt. Darüberhinaus die wichtige Unterscheidung zwischen Kausalität (etwa: Handlungssubjekt, Willkür - Vorstellungssubjekt) und anderen Relationskategorien (Wechselwirkung und Subsistenz) (Einheiten 7-9).
III.) Die letzten fünf Einheiten des Proseminars sind endlich den neueren Konzepten gewidmet: vom postmodernen „Tod des Subjekts“ zur Wiederbelebung des „Anderen“.
Zuerst in den • Bahnen der Phänomenologie: Levinas‘ Subjektivität und Unendlichkeit (Jenseits des Seins, Kap. 4.§2-3, Kap. 5 und 6) (Einheit 10), sowie Sartre: Was ist Subjektivität? S. 33-97 (Einheit 11).

Schließlich widmen sich die Einheiten 12 -14 • poststrukturalistischen und diskursanalytischen Ansprüchen an ‚das Subjekt‘. Der Focus fällt auf M. Foucault: Subjekt und Macht; sodann Kristevas Thematisierung des Fremden in ‚uns‘, und Judith Butlers Psyche der Macht (bis Kap. 4), anhand deren auch die Psychoanalyse (Freuds) thematisiert wird.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Notenanteil Referate und Mitarbeit: 40 %, schriftliche Arbeiten: 60%.
Angestrebt wird eine freie Diskussion zur Sache.
Erlaubte Hilfsmittel sind die angegebenen Primär- und Sekundärtexte , die von den einzelnen TeilnehmerInnen aber freiwillig ergänzt werden können.
Abgabe der schriftlichen Abschluss-Arbeiten im Februar oder früher.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

(A) Notenanteil Referate und Mitarbeit: 40 %, schriftliche Arbeiten: 60%.
A.a) Mitarbeit besteht aus Referat (Alternative bei aus Zeit- oder psychologischen Gründen nicht realisierbarem Vortrag siehe c) und Handout sowie Teilnahme an Diskussion bzw. Fragen
A.b) Zwei Primärtexte verschiedener AutorInnen müssen in der schriftlichen Proseminararbeit behandelt werden, im Referat Konzentration auf 1 davon.
A.c) Bei Überzahl können nicht alle TeilnehmerInnen referieren; als Ersatz für das mündliche Referat ist ein Handout abzuliefern und die schriftliche Arbeit um bis zu drei Seiten zu erweitern oder eine andere Ersatzleistung auf eigenen Vorschlag zu erbringen.

(B) Notenskala:
5: Typische Merkmale für Nichtgenügend sind in Summe: Oberflächliche Lektüre und vorwiegende 2ter-Hand-Wiedergabe der zu behandelnden Primärtexte; Unzusammenhängende Argumentation; Abschreiben und Phrasendreschen; zu wenig Anwesenheit/Mitarbeit gemäß Punkt (B). Ergibt in Summe (Referat und Schriftliche Arbeit) weniger als 50 von 100 möglichen Punkten.
GENÜGEND: Eigenständige Wiedergabe der Texte. Je nach Fehleranzahl in Ausführung und bei formalen Standards 50-62 Punkte von 100 möglichen.
BEFRIEDIGEND: Sachlich korrekte Texterfassung und zusammenhängende Wiedergabe des Inhalts bei Einhaltung formaler Standards (Zitate, Literaturverzeichnis …); 63-75 Punkte
GUT: wie bei Note 3, zudem aber klares Problem- und Sachverständnis, das auch durch eigene Fragestellungen dokumentiert wird; Referenzen auf Sekundärliteratur. 76-89 Punkte
SEHRGUT: wie bei GUT, zudem eigenständiger zusammenhängender Argumentationsgang samt Versuch kritischer Anmerkungen; bei hoher Sprachbeherrschung (Klarheit, Stil, Orthographie). 90-100 Punkte
Zusatzpunkte können jeweils durch eigenständiges Einbringen zusätzlicher Literatur und Sekundärliteratur (freilich abhängig von deren Qualität!) erzielt werden.

(C) Persönliche Anwesenheit (ob im Hörsaal oder Moodle, zB collaborate), max. zweimaliges Fehlen (da Termin 14tägig). Mindestens zwei der angegebenen Texte sind gründlich zu lesen und zu exzerpieren.

Prüfungsstoff

Mindestens zwei der angegebenen Texte sind gründlich zu lesen und zu exzerpieren, sowie in der schriftlichen Arbeit zu resümieren. Siehe Leseliste Primärtexte im Moodle
Aristoteles: Metaphysik Z (diverse Ausgaben). Einzelne Stellen siehe  Mini-Reader
Augustinus: Von der Unsterblichkeit der Seele / De immortalitateanimae. In: Selbstgespräche. Von der Unsterblichkeit der Seele. Lat. und dt. [Hrsg.] von Hanspeter Müller. München - Zürich: Artemis 1986 (Sammlung Tusculum), S. 154-205
Boethius, AniciusManlius Severinus: Die theologischen Traktate. Lat.-Dt. Übersetzt, eingeleitet und mit Anm. versehen von Michael Elsässer. Hamburg: Meiner 1988 (= PhB 397), S. 65-115
Butler, Judith: Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung. [1997]. Aus dem Amerikanischen von Reiner Ansén. Frankfurt am Main: Suhrkamp 72013 (Einleitung, Kap. 1-4)
Descartes, René: Meditationes de Prima Philosophia. Meditationen über die Erste Philosophie. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und hrsg. von Gerhart Schmidt. Stuttgart: Reclam 1986 (2. Meditation)
Foucault, Michel: Subjekt und Macht (1982). In: Schriften IV (Hrsg. Defert et al.), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, S. 269-293
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes. (Diverse Ausgaben): Vorrede (Ausschnitt S. I-L und LXXI-XCI)
Kant, Immanuel: Von den Paralogismen der reinen Vernunft, KrV A 341-405 sowie B 399-431 (= Transzendentale Dialektik II, 1. Hauptstück), und System der transzendentalen Ideen (B 390-396, KrV = Transzendentale Dialektik I, 3. Abschnitt)
Kristeva, Julia: Fremde sind wir uns selbst. Aus dem Frz. von Xenia Rajewsky. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990 (= es NF 1604), S. 139-213 (= Kap. Die Aufklärung und die Fremden; Die Universalität…unsere eigene Fremdheit)
Lévinas, Emmanuel: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht. [1974, 1991.] Aus dem Frz. übersetzt von Thomas Wiemer. Freiburg - München: Alber 42011
S. 34-37, 54-59, 110-141, 186-201, 270-288
Plotins Schriften. Übersetzt von Richard Harder. Neubearbeitung […], Bd. IV: Die Schriften 39-45 der chronol. Reihenfolge. Hamburg: Meiner 1976 (= PhB214a) (Nr. 42)
Sartre, Jean-Paul: Was ist Subjektivität? [1961]. Hrsg. von RamzigKeucheyan. Vorwort von Michael Kail und Raoul Kirchmayr. Nachwort von Frederic Jameson. Aus dem Frz. von Rita Pohl. Wien: Turia + Kant 2015 (Vortrag S. 33-97)
Darüberhinausgehende Ergänzungen sind nicht obligat und
bedürfen der Absprache

Literatur

Aristoteles: Metaphysik Z (diverse Ausgaben). Einzelne Stellen
Augustinus: Von der Unsterblichkeit der Seele / De immortalitate animae. In: Selbstgespräche. Von der Unsterblichkeit der Seele. Lat. und dt. [Hrsg.] von Hanspeter Müller. München - Zürich: Artemis 1986 (Sammlung Tusculum), S. 154-205
Boethius, Anicius Manlius Severinus: Die theologischen Traktate. Lat.-Dt. Übersetzt, eingeleitet und mit Anm. versehen von Michael Elsässer. Hamburg: Meiner 1988 (= PhB 397)
Butler, Judith: Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung. [1997]. Aus dem Amerikanischen von Reiner Ansén. Frankfurt am Main: Suhrkamp 72013 (Aus Einleitung, Kap. 1-4)
Descartes, René: Meditationes de Prima Philosophia. Meditationen über die Erste Philosophie. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und hrsg. von Gerhart Schmidt. Stuttgart: Reclam 1986 (2. Meditation)
Foucault, Michel: Subjekt und Macht (1982). In: Schriften IV (Hrsg. Defert et al.), Frankgfurt am Main: Suhrkamp 2005, S. 269-293
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes. (Diverse Ausgaben): Vorrede (Ausschnitt S. I-L und LXXI-XCI)
Kant, Immanuel: Von den Paralogismen der reinen Vernunft, KrV A 341-405 sowie B 399-431 (= Transzendentale Dialektik II, 1. Hauptstück), und System der transzendentalen Ideen (B 390-396, KrV = Transzendentale Dialektik I, 3. Abschnitt)
Kristeva, Julia: Fremde sind wir uns selbst. Aus dem Frz. von Xenia Rajewsky. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990 (= es NF 1604), S. 139-213 (= Kap. Die Aufklärung und die Fremden; Die Universalität…unsere eigene Fremdheit).
Lévinas, Emmanuel: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht. [1974, 1991.] Aus dem Frz. übersetzt von Thomas Wiemer. Freiburg – München: Alber 4.Aufl.2011
Plotins Schriften. Übersetzt von Richard Harder. Neubearbeitung […], Bd. IV: Die Schriften 39-45 der chronol. Reihenfolge. Hamburg: Meiner 1976 (= PhB 214a) (Nr. 42)
Sartre, Jean-Paul: Was ist Subjektivität? [1961]. Hrsg. von Ramzig Keucheyan. Vorwort von Michael Kail und Raoul Kirchmayr. Nachwort von Frederic Jameson. Aus dem Frz. von Rita Pohl. Wien: Turia + Kant 2015 (Vortrag S. 33-97)

Sekundärliteratur:
Nachschlagewerke: Horn/Rapp (Hrsg.): Wörterbuch der antiken Philosophie; Ritter et al. Hist. Wörterbuch der Philosophie; Laplanche-Pontalis: Das Vokabular der Psychoanalyse;
Kobusch, Theo: Selbstwerdung und Personalität. Spätantike Philosophie und ihr Einfluß auf die Moderne. Tübingen: Mohr Siebeck 2018 (= Tria Corda 9)

Während des Semesters sind ERGÄNZUNGEN zur Literatur und Sekundärliteratur möglich.

Die Texte stehen in Handapparat oder Moodle.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:18