Universität Wien

180236 LPS Nietzsche - Zur Genealogie der Moral (2019W)

5.00 ECTS (3.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Block-LV Diplom-Lehramt PP
Für Lehramt und MA Ethik

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 10.10. 17:00 - 18:30 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Freitag 11.10. 18:30 - 20:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Samstag 19.10. 10:00 - 15:00 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Donnerstag 31.10. 15:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Donnerstag 14.11. 15:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Samstag 23.11. 13:15 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Samstag 30.11. 13:15 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Samstag 07.12. 13:15 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Als ein Höhepunkt der Moralkritik versucht Nietzsche in der Streitschrift "Zur Genealogie der Moral" die Bedingungen aufzudecken, unter denen sich die klassischen Moralphilosophien als Unterscheidungen von „gut“ und „böse“ entwickeln konnten. In einer historischen Analyse führt Nietzsche den Entstehungsherd der Moral auf die soziologisch, politisch und historisch begründeten Machtasymmetrien zurück, auf die mit einer Herren- bzw. Sklavenmoral reagiert wird. Gemäß der genalogischen Methode verfolgt er im Anschluss daran die Entwicklung der Moral aus diesen Bedingungen, in welcher sich zunehmend der Sieg des Ressentiments abzeichnet, wie unter anderem seine Analyse zur Schuld als Grundlage der Moral zeigt. Die Entwicklungslinie gipfelt in Nietzsches Darstellung der asketischen Ideale, deren unbedingter „Wille zur Wahrheit“ zu einer Verneinung des Lebens selbst führt und sowohl bei Priestern, Künstlern, Philosophen aber auch antimetaphysischen Atheisten oder Wissenschaftlern am Werk ist. Indem die asketischen Ideale auf die Krise aller grundlegenden Werte im Europa des späten neunzehnten Jahrhunderts treffen, befördern sie einen kulturellen Willen zum Nichts, den Nihilismus. Obwohl mit Nietzsches Analyse des europäischen Nihilismus die Genealogie der Moral in der Gegenwart angelangt ist, schließt er an sie die Provokation an, dass die Dominanz des asketischen Ideals vor allem dadurch zu erklären sei, dass es noch keine Alternative zu ihm gäbe. Die positive Aufgabe der Philosophie besteht demnach darin, ein solches Gegen-Ideal zu entwerfen, welches in der Lage wäre, den (gegenwärtigen) Nihilismus zu überwinden.
In einem Close-Reading von Nietzsches Streitschrift soll die philosophische und historische Problematik der Notwendigkeit einer Kritik der Moral erarbeitet, der methodische Zugang Nietzsches (Genealogie) zu diesem Problem herausgearbeitet und die Argumentation vollständig nachvollzogen werden. Tentativ werden für das Verständnis von Nietzsches Text auch Kommentare und Kritiken von Deleuze, Foucault, Rorty und Irigaray angesprochen. Dabei soll auch die Philosophie als Praxis selbst reflektiert und damit die Frage nach einem nicht-argumentativen Philosophieren eröffnet werden.
Nach Besuch der Lehrveranstaltung sollen Studierende mit der Methode der Genealogie vertraut sein, die Moralkritik Nietzsches textimmanent, sowie im philosophiehistorischen Kontext verstehen und beide kritisch reflektieren können.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Teilnahme am Seminar und aktive Mitarbeit (20%), Beantwortung der wöchentlichen Lektürefragen (40%), ein Abschlussessay (40%)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung für eine positive Beurteilung ist das Erreichen von mind. 50% auf die Gesamtleistung.

Prüfungsstoff

Die Themenstellung des Essays richtet sich nach den im Seminar besprochenen Thesen bzw. Argumentationen und den ihnen zu Grunde liegenden Problemen.
Das konkrete Ausarbeitung der Forschungsfrage wird individuell am Ende des Semesters mit dem Lehrveranstaltungsleiter ausgearbeitet.

Literatur

Primärliteratur

Nietzsche, Friedrich: Zur Genealogie der Moral. Kritische Studienausgabe Bd. 5, herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, München: de Gruyter 1999.

Sekundärliteratur
Birnbacher, Dieter und Sommer, Andreas Urs (Hgs.): Moralkritik bei Schopenhauer und Nietzsche. Würzburg: Königshausen und Niemann 2013.
Deleuze, Gilles: Nietzsche und die Philosophie. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 2013.
Foucault, Michel: „Nietzsche, die Genealogie, die Historie“, in: ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Écrits, Bd. 2, herausgegeben von Daniel Defert und François Ewald, Frankfurt am Main.: Suhrkamp 1971, S. 166–191.
Höffe, Ottfreid (Hg.): Zur Genealogie der Moral. Klassiker Auslegen. Berlin: Akademie Verlag 2004.
Irigaray, Luce: Marine lover of Friedrich Nietzsche. New York: Columbia University Press 1991.
Rorty, Richard: Kontingenz, Ironie und Solidarität. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1992.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 10.09.2022 00:19