Universität Wien

180402 SE Die Legende vom künstlichen Menschen (2010W)

Modell der Symbiose von Mensch und Technik in Philosophie, Kunst und Literatur

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Sa, 12h - 18h im HS 2G

6. Nov., 27. Nov., 4. Dez., 18. Dez., 8. Jan

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In diesem Seminar werden philosophische, literarische und filmische "Texte" gleichwertig behandelt und miteinander konfrontiert, wobei die Philosophie die Kunst ebenso analysiert wie die Kunst der Philosophie zu denken gibt.
Das Thema der SE ist in einem engen und einem weiten Sinne zu verstehen: in einem engeren Sinn
gibt es schon im antiken Mythos bzw. in der jüdischen Legende des "Golem", für die Moderne aber relevanter seit Mary Shelleys "Frankenstein; or, The Modern Prometheus" (1818) konkrete Fiktionen "künstlicher Menschen", in denen die Herstellbarkeit eines Menschen zumeist dystopisch durchgespielt wird. Jede Fiktion reflektiert dabei jeweils den Stand der Technik- und Wissenschaftsgeschichte, wie etwa Shelley die damals revolutionären Phänomene der Elektrizität und des Magnetismus.
Gemäß mehrfacher seither stattgefundener technologischer Revolutionen nehmen die Erben von Frankensteins Monster seither verschiedenste Formen an: der mechanische "Doppelgänger" und "Sklave" des Menschen (Puppe, Roboter); der biologisch-technologische Hybrid (Cyborg); der gentechnologisch kopierte bzw. optimierte Mensch (Klon, Mutant, "Übermensch"); der in einem digitalen Umfeld virtuell existierende Agent ("artificial intelligence", Avatar) etc.
Anhand einer derartigen Typologie des "künstlichen Menschen", die anhand von Literatur, Film und Populärkultur (Science Fiction) erstellt werden kann, lassen sich nun sowohl (kultur)-historische Fragen zur Symbiose zwischen dem "organischen und sozialen System Mensch" und seinem eigenen, künstlich geschaffenen Umfeld stellen, als auch philosophisch relevante Analysen anknüpfen, die nach der heuristischen Bedeutung solcher fiktiven Test- und Neben-Gestalten für die offenbar problematische Selbsterkenntnis der (eben nicht) "natürlichen Art" homo sapiens sapiens forschen.
D.h. verweist die weitere Bedeutung des SE auf allgemeine Szenarien der Symbiose zwischen dem Menschen und seinen eigenen technischen Produkten, die bis zur Verschmelzung getrieben werden oder auch als Wesensverlust gefürchtet werden können.
Zudem kennen wir aber auch seit Descartes Blick aus dem Fenster auf die Hüte seiner Mitmenschen (Meditationen zur Ersten Philosophie) auch jenes radikale Gedankenexperiment innerhalb der Philosophie selbst, in dem die An/erkennung des anderen als "Mensch" suspendiert wird zugunsten der Hypothese, er können ebensowohl "Maschine" sein - eine Fiktion, die in ihrer radikalen Ambivalenz entweder zur sozialen Anerkennung künstlicher Akteure; oder zur inhumanen Objektivierung des je Anderen führen kann.
Die Rede von der "Legende" bedeutet also nicht nur die philosophische Analyse von Fiktionen, sondern auch einen Seitenverweis auf die historische Tradition der "Heiligenlegende"; ist doch der "künstliche Mensch" wie der Heilige jener "Andere", der uns helfen kann, durch den Kontrast unsere eigene "Normalität" zu erkennen.

Es wird empfohlen, einerseits Descartes "Meditationen", andererseits Mary Shelleys "Frankenstein" als Vorbereitung zu lesen.
Zudem ist die Behandlung folgender Filme (bzw. von deren literarischen Vorlagen) geplant: James Whale: Frankenstein; Stanley Kubrick: 2001. A Space Odyssey; Ridley Scott: Blade Runner; Steven Spielberg: A.I.; Andy u. Larry Wachowski: The Matrix etc.
Weiters ist die Heranziehung von literarischen Texten von Aischylos, Paul Scheerbart, Isaac Asimow, Stanislaw Lem, Philip K. Dick etc. geplant.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Es wird einen (schriftlichen) Handapparat geben. Es können eigene Vorschläge bezüglich Texten und Filmen eingebracht werden. Die Beurteilung erfolgt aufgrund von Mitarbeit, Referaten und schriftl. Abschlussarbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 7.2, § 4.2.3

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36