Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.
180402 SE Die Legende vom künstlichen Menschen (2010W)
Modell der Symbiose von Mensch und Technik in Philosophie, Kunst und Literatur
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Labels
Sa, 12h - 18h im HS 2G6. Nov., 27. Nov., 4. Dez., 18. Dez., 8. Jan
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Di 21.09.2010 18:00 bis So 03.10.2010 10:00
- Abmeldung bis So 31.10.2010 23:59
Details
max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine
Zur Zeit sind keine Termine bekannt.
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Es wird einen (schriftlichen) Handapparat geben. Es können eigene Vorschläge bezüglich Texten und Filmen eingebracht werden. Die Beurteilung erfolgt aufgrund von Mitarbeit, Referaten und schriftl. Abschlussarbeit.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsstoff
Literatur
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
BA M 7.2, § 4.2.3
Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36
Das Thema der SE ist in einem engen und einem weiten Sinne zu verstehen: in einem engeren Sinn
gibt es schon im antiken Mythos bzw. in der jüdischen Legende des "Golem", für die Moderne aber relevanter seit Mary Shelleys "Frankenstein; or, The Modern Prometheus" (1818) konkrete Fiktionen "künstlicher Menschen", in denen die Herstellbarkeit eines Menschen zumeist dystopisch durchgespielt wird. Jede Fiktion reflektiert dabei jeweils den Stand der Technik- und Wissenschaftsgeschichte, wie etwa Shelley die damals revolutionären Phänomene der Elektrizität und des Magnetismus.
Gemäß mehrfacher seither stattgefundener technologischer Revolutionen nehmen die Erben von Frankensteins Monster seither verschiedenste Formen an: der mechanische "Doppelgänger" und "Sklave" des Menschen (Puppe, Roboter); der biologisch-technologische Hybrid (Cyborg); der gentechnologisch kopierte bzw. optimierte Mensch (Klon, Mutant, "Übermensch"); der in einem digitalen Umfeld virtuell existierende Agent ("artificial intelligence", Avatar) etc.
Anhand einer derartigen Typologie des "künstlichen Menschen", die anhand von Literatur, Film und Populärkultur (Science Fiction) erstellt werden kann, lassen sich nun sowohl (kultur)-historische Fragen zur Symbiose zwischen dem "organischen und sozialen System Mensch" und seinem eigenen, künstlich geschaffenen Umfeld stellen, als auch philosophisch relevante Analysen anknüpfen, die nach der heuristischen Bedeutung solcher fiktiven Test- und Neben-Gestalten für die offenbar problematische Selbsterkenntnis der (eben nicht) "natürlichen Art" homo sapiens sapiens forschen.
D.h. verweist die weitere Bedeutung des SE auf allgemeine Szenarien der Symbiose zwischen dem Menschen und seinen eigenen technischen Produkten, die bis zur Verschmelzung getrieben werden oder auch als Wesensverlust gefürchtet werden können.
Zudem kennen wir aber auch seit Descartes Blick aus dem Fenster auf die Hüte seiner Mitmenschen (Meditationen zur Ersten Philosophie) auch jenes radikale Gedankenexperiment innerhalb der Philosophie selbst, in dem die An/erkennung des anderen als "Mensch" suspendiert wird zugunsten der Hypothese, er können ebensowohl "Maschine" sein - eine Fiktion, die in ihrer radikalen Ambivalenz entweder zur sozialen Anerkennung künstlicher Akteure; oder zur inhumanen Objektivierung des je Anderen führen kann.
Die Rede von der "Legende" bedeutet also nicht nur die philosophische Analyse von Fiktionen, sondern auch einen Seitenverweis auf die historische Tradition der "Heiligenlegende"; ist doch der "künstliche Mensch" wie der Heilige jener "Andere", der uns helfen kann, durch den Kontrast unsere eigene "Normalität" zu erkennen.Es wird empfohlen, einerseits Descartes "Meditationen", andererseits Mary Shelleys "Frankenstein" als Vorbereitung zu lesen.
Zudem ist die Behandlung folgender Filme (bzw. von deren literarischen Vorlagen) geplant: James Whale: Frankenstein; Stanley Kubrick: 2001. A Space Odyssey; Ridley Scott: Blade Runner; Steven Spielberg: A.I.; Andy u. Larry Wachowski: The Matrix etc.
Weiters ist die Heranziehung von literarischen Texten von Aischylos, Paul Scheerbart, Isaac Asimow, Stanislaw Lem, Philip K. Dick etc. geplant.