Universität Wien

180449 PS Kulturhermeneutik (2009S)

Orientalische Kultur im Spiegel europäischer Kunst und Philosophie

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 09.03. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 16.03. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 23.03. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 30.03. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 20.04. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 27.04. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 04.05. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 11.05. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 18.05. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 25.05. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 08.06. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 15.06. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 22.06. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Montag 29.06. 18:00 - 20:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In Rossinis "L`italiana in Algeri" werden wir mit einer ironischen Überwindung des Orients durch den Okzident vertraut gemacht, die trotz der humoristischen Komponente als Schlüsselmetapher für die Rezeption orientalischer Lebensformen auf den europäischen Opernbühnen gelesen werden kann: Eine Gruppe italienischer Bürger, darunter eine ebenso stolze wie schöne Frau namens Isabella, gerät in Gefangenschaft. Mustafa, der Bey von Algier, gelangweilt von seiner Frau und seinem Harem, versucht sie für sich zu gewinnen. Isabella aber sträubt sich und erklärt Mustafa, dass sie nur ein alter italienischer Brauch überzeugen könne, ihn zum Mann zu nehmen. Er müsse ihr den "Pappataci" machen, ein Zeremoniell, indem sich der Mann in seinem Verhältnis zum weiblichen Geschlecht darauf beschränkt, zu essen und zu schweigen ("Pappataci" bedeutet im Italienischen nichts weiter als "Iss und Schweig"), alles über sich ergehen zu lassen, jede Erniedrigung, jeden Ungehorsam zu dulden. Weil Mustafa sich darauf einlässt, gelingt den Italienern schließlich die Flucht, die der Herrscher, in der Hoffnung auf sich erfüllende Liebe "schweigend und essend" mit anschaut.
Nicht nur das Libretto dieser Rossini-Oper zeigt, dass die Achse der europäischen Rezeption osmanischer Lebensform, durch die Frage der sich differenzierenden Organisationsweisen des Eros geformt wird. Obwohl hier mehr eine sich frei spielende Fantasie die Basis bildet, als tatsächliches Wissen um eine enigmatisch bleibende Kultur. Das unwiderstehliche Faszinosum für das Abendland und seine Bühnen, ungeachtet des Realitätsgehalts, bleibt schlicht und ergreifend was den westlichen Imperien seit der Antike nicht mehr überzeugend gelingen will: Die glückliche Koppelung von Herrschaft und Eros.
Aber nicht nur diese Koppelung und ihre Faszinationswirkung auf die europäische Kunst soll analysiert werden, sondern auch die philosophischen Spuren in der ästhetischen Rezeptionsleistung überhaupt: Welche Traditionen des Philosophierens werden implizit durch bestimmte künstlerische Spiegelungen fremder Kulturen unterstützt, welche werden möglicherweise kritisiert? Inwiefern ist die Philosophie der Spiegel der Kunst und vice versa?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Das PS beginnt mit einem einführenden Teil (1.-2. Sitzung), der zur grundsätzlichen Orientierung innerhalb des Problemkreises dienen soll. Über das Semester verteilt gibt es mehrere Lektüre- und kleine Schreibhausaufgaben zu Basistexten und Themenkreisen der Problematik. Weiters werden entscheidende Stellen der Literatur oder zentrale Kunstwerke gemeinsam gelesen und diskutiert. Die Beurteilung erfolgt schließlich noch über ein abschließendes Prüfungsgespräch.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

1. Ästhetische Rezeption des Orients auf europäischen Bühnen (Oper: Rossini, Mozart und viele mehr)
2. Ästhetische Rezeption in der bildenden Kunst (Hier ist kein systematischer Überblick möglich, aber es sollen einige bedeutsame Paradigmen herauskristallisiert werden)
3. Philosophie der ästhetischen Rezeption des Orients: Implikationen, Explikationen
4. Kritik: Stereotype, Idealtypen, laute und leise Rassismen
5. Klassische Philosophien des Fremden (vor und nach dem 20. Jahrhundert)
6. Philosophie und Ästhetik des idealisierten orientalischen Eros
7. Kurzer Überblick über den Wandel der ästhetischen und kulturtheoretischen Rezeption des historischen Orients nach 9/11

Prüfungsstoff

Literatur

Derrida, Jacques. 12001. Von der Gastfreundschaft. Wien: Passagen.
Flotzinger, Rudolf [Hrsg.]. 1999. Fremdheit in der Moderne. Wien: Passagen.
Levinas, Emmanuel. 31995. Die Zeit und der Andere. Hamburg: Meiner.
Sandkühler, Hans Jörg [Hrsg.]. 11996. Das Selbst und das Fremde: der Streit der Kulturen. Hamburg: Meiner.
Waldhoff, Hans-Peter. 11995. Fremde und Zivilisierung : wissenssoziologische Studien über das Verarbeiten von Gefühlen der Fremdheit ; Probleme der modernen Peripherie-Zentrums-Migration am türkisch-deutschen Beispiel. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Waldenfels, Bernhard. 12006. Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Weimann, Robert [Hrsg.]. 11997. Ränder der Moderne: Repräsentation und Alterität im (post)kolonialen Diskurs. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 8.3, § 3.2.8

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36