Universität Wien

180585 SE Transzendentalphilosophie (2010S)

Die Deduktion der Kategorien in Kants Kritik der reinen Vernunft

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Beginn des Seminars am 08.03.2010

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Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

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Montag 08.03. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 15.03. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 22.03. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 12.04. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 19.04. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 26.04. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 03.05. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 10.05. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 17.05. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 31.05. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 07.06. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 14.06. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 21.06. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
Montag 28.06. 18:00 - 20:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Kant spricht in der Vorrede zur 2. Auflage seiner Kritik der reinen Vernunft von einer Revolution der Denkungsart, welche er am Entwurfcharakter des menschlichen Erkennens an Mathematik und Physik erläutert. Für die Philosophie bzw. Metaphysik urgiert Kant das Projekt eines apriorischen Entwurfs von seiten der menschlichen Vernunft bzgl. aller Gegenstände des Erkennens.
"Ich nenne alle Erkenntnis tranzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, insofern diese apriori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt." (B 25). Die Durchführung dieses Projekts nennt Kant Transzendentalphilosophie, deren grundlegender Teil die KrdrV ausmacht.
Im Blick auf deren Ausführung ist Kants Einsicht festzuhalten.
1. Für uns Menschen, unser Erkennen, bedarf es der erkenntnisstiftenden Kraft oder
Funktion reiner Formen.
2. Diese Formen, als reine Formen, sind als unabhängig von aller in Erfahrung von
Gegenständen gründenden Erkenntnis anzusehen, wenn auch diese allererst
konstituierend.
3. Erst in der Erkenntnis - dem transzendentalen Erkennen - dieser reinen Formen sowie
deren Legitimation in der transzendentalen Deduktion realisiert sich Kants Hauptfrage
nach der Möglichkeit einer synthetischen Erkenntnis apriori, welche doch für jede
Philosophie als unentbehrlich anzusehen ist.
Bis hierher ist m.E. Kants Einsicht unverlierbar.
Darüberhinaus nimmt Kant spezifische Festlegungen für sein Projekt vor. Fünf wichtige seien genannt:
1. Die Einengung seines Erfahrungsbegriffs auf Erfahrung an der (vorzüglich physikalisch
aufgefassten) Natur.
2. Die Instantiierung der reinen Formen im erkennenden Subjekt. (Vgl. dazu: bei Platon
sind die Ideen nicht primär im Subjekt angesiedelt; wohl kann sich dieses der Ideen
in der Anamnesis bewusst werden).
3. Erkennen manifestiert sich in seiner elementarsten Form (schon) im Urteil.
4. Die Ansetzung zweier Stämme der Erkenntnis; Sinnlichkeit und Verstand (B 29)
generiert zwei gänzlich verschiedene Arten reiner Formen: die reinen
Anschauungsformen von Raum und Zeit und die reinen Verstandesbegriffe oder
Kategorien. Wie wird sich deren Zusammenwirken gestalten?
5. Der eingeengte Erfahrungsbegriff zwingt Kant im Blick auf die Themen der klassischen
speziellen Metaphysik wie Seele, Welt und Gott, weitere reine Instanzen der
menschlichen Vernunft anzunehmen, nämlich die transzendentalen Ideen oder die
reinen Vernunftbegriffe, welcher Vernunft allerdings in der Transzendentalen Dialektik
jede Möglichkeit positiver Erkenntnis abgesprochen wird. Die transzendentalen Ideen
haben keinerlei erkenntniskonstitutiven Charakter.
Vor dem Hintergrund dieser Festlegungen ist das zentrale wie auch das schwierigste Kapitel der Kritik der reinen Vernunft zu sehen: die transzendentale Deduktion der reinen Verstandesbegriffe. In dieser geht es um die Beziehung der Kategorien auf Erscheinung allgemein und weiter auf Gegenstände möglicher und wirklicher Erfahrung sowie um den Nachweis oder die Legitimation der objektiven Gültigkeit der Kategorien.
In den beiden Auflagen liegen uns zwei völlig verschiedene Fassungen der Deduktion vor, welche einerseits Parallelen aufweisen, andererseits in der zweiten Deduktion eine Modifikation und Verdichtung des Gedankenganges Kants offenbar wird.
In einer heranführenden Phase des Seminars ist zunächst der Text bis zum Beginn der Deduktion kompakt zu resümieren. Im zentralen Teil gilt es dann nahe am Text den Gehalt der beiden Deduktionen zu erhellen, um so zu einer möglichst differenzierten Einschätzung von Kants Denkanstrengung zu gelangen. Ein exkursartiger Blick auf die Analytik der Grundsätze, in denen es um die Anwendung der Kategorien auf Erscheinungen und damit die konkrete Gegenständlichkeit geht, wird das Seminar beschließen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit.
Übernahme eines Referats und schriftliche Ausarbeitung von 15 bis 20 Seiten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Genaue Erarbeitung der zentralen Partien zur Deduktion vor dem Hintergrund des Gesamtaufbaus der Kritik der reinen Vernunft.

Prüfungsstoff

Referate, Textlektüre und Diskussion

Literatur

Kant: Kritik der reinen Vernunft
Einschlägige Lexikonartikel im Historischen Wörterbuch der Philosophie (Hsg. Ritter)
Blasche Siegfried et al: Kants transzendentale Deduktion und die Möglichkeit von Transzendentalphilosophie; StW 723, Frankfurt 1998
Hegels Bezüge auf Kants Kritik der reinen Vernunft und insbes. die tranzendentalte Deduktion.
Höffe Otfried: Immanuel Kant; Becksche Reihe Denker, München 1983
Liebrucks Bruno: Sprache und Bewusstsein, Band 4, Die erste Revolution der Denkungsart; Akadem. Verlangsges., Frankfurt 1968
Zeidler Kurt Walter: Grundriß der Transzendentalen Logik; Junghans Verl. Cuxhaven 1992

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA M 1, § 4.1.2

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36