Universität Wien

180654 SE Von der Spätscholastik zu Leibniz (2010S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

2.3., 16.3., 23.3., 13.4., 27.4., 11.5., 18.5., 1.6., 15. 6, Abschluss 29.6.

alle Termine HS 3B, Di. 15-18 Uhr

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Behandelt wird die frühere Moderne in der europäischen Philosophie in einem bestimmten Spannungsfeld: Die aristotelische Philosophietradition war nicht bloß Negativfolie eines Modernisierungsvorhabens (durch Descartes, Spinoza u.a.), sondern prägte diesen Übergang zur neueren europäischen Philosophie auch mit. Leibniz spielte dabei eine vermittelnde Rolle. Diskutiert und untersucht werden soll sein Rückgriff auf die Schulphilosophie (Zweite Scholastik), namentlich die suarezianische Tradition, und wie weit sich deren Definitionsmacht in seine Revision dieser Metaphysiktradition hinein erstreckt. Leibniz hatte die scholastische Schulphilosophie wiederholt als "Mist" bezeichnet, unter dem allerdings Gold verborgen sei, und hielt eine Vereinbarung seiner eigenen Metaphysik mit ihr für tunlich. Hierzu sind seine philosophische Erstlingsschrift - De principio Individui -, der Discours de Métaphysique und ausgewählte Passagen aus weiteren Schriften bzw. Korrespondenzen (Arnauld, Des Bosses) bis hin zur Monadologie zu bearbeiten.
Als prägende Figur der Schulphilosophie bzw. Zweiten Scholastik, und wichtiger (wenn auch diesbezüglich nicht einziger) Referenzautor Leibniz', wird zum anderen Francisco Suarez in ausgewählten Abschnitten seiner "Disputationes Metaphysicae" behandelt (vornehmlich aus der 1. bis 5., z.T. 15., 33., 34., 40. und 47 Untersuchung).
Hauptthemen sind: Substanz, Individuum/Monade, Relation, Subsistenzontologie gegenüber Relationenontologie (substantielles Band), die Verschränkung von Modallogik und Ontologie - insgesamt ein Feld, das etwa seitens der Existentialontologie (Heideggers) ungepflegt geblieben ist, Metaphysik und Philosophie als solche, Handlungs- und Kausalitätsbegriffe, die aktivistisch-konstitutionstheoretische Form der leibnizschen, ja generell der neuzeitlichen Philosophie schon seit Suarez.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

laufende Mitarbeit, Referat (mit Handout) und schriftliche Arbeit am Semesterende, die durch ein zusätzliches Referat (mit Handout und allfälligem Rechercheertrag) kompensiert werden kann.
Voraussetzungen: Grundkenntnisse der aristotelischen und leibnizschen Philosophie.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Frage nach Umbruch oder Kontinuität von einem postmittelalterlichen Denken hin zur modernen Selbstkonstitution europäischer Philosophie ist an den Texten festzumachen, wobei die TeilnehmerInnen eine fundierte Kenntnis über die konkrete Vergleichbarkeit verschiedener metaphysischer Philosophieentwürfe (Suarez / Leibniz) erwerben. Problematisierung philosophiegeschichtlicher Klischees und Epochenstrukturierungen wie "Prämoderne" (Hübener) oder Barockstil (Deleuze). Für die Einsicht in die frühere moderne europäische Philosophie wird hier auch ein Instrumentarium an Hand der präzisen metaphysischen Grundkonzeptionen erarbeitet wird. Zugleich geht es um die Zuständigkeit der Philosophie auch für theologische und "weltanschauliche" Belange in kritisch begründender Absicht.

Prüfungsstoff

Literatur

Leibniz, Gottfried Wilhelm: Disputatio metaphysica de principio individui (Leipzig 1663). In: AA VI·1, S. 9-19
Online (reprint): http://digital.slub-dresden.de/sammlungen/werkansicht/278732208
- Metaphysische Abhandlung / Discours de Métaphysique. Französisch-Deutsch. Übersetzt und mit Vorwort und Anmerkungen hrsg. von Herbert Herring. Hamburg ²1985 / Oder in: Monadologie und andere metaphysische Schriften. Hrsg., übersetzt von Ulrich Johannes Schneider. Frz.-Dt. Hamburg: Meiner 2002 (= PhB 537)
- Der Briefwechsel mit Antoine Arnauld. Frz.-dt. Hrsg. und übersetzt von Reinhard Finster. Hamburg: Meiner 1997 (= Philosophischer Briefwechsel, Bd. 1). / - Der Briefwechsel mit Bartholomäus Des Bosses. Übersetzt, hrsg. von Cornelius Zehetner. Hamburg: Meiner 2007 (= PhB 585) / - Korrespondenz mit Tournemine und Tolomei vgl. darüber hinaus in Gerhardt (Hrsg.) Phil. Schriften Bd. 7 (S. 462-469 u.a.) und 3 sowie in AA II,2.
- Eine Liste kleinerer Nebentexte und Passagen Leibniz' zur Schulphilosophie und Auseinandersetzung mit weiteren spät- oder nachscholastischen Autoren wird aus der Akademieausgabe bzw. aus späteren Schriften zusammengestellt.
Suarez, Francisco: Disputationes metaphysicae. Hrsg. von Charles Berton (Reprint der Ausg. Paris 1866). 2 Bde., Hildesheim: Georg Olms 1965. / Online: Obras filosoficas de Francisco Suarez. Digitalisierungsprojekt. http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/Michael.Renemann/suarez/index.html, sowie
http://www.salvadorcastellote.com/investigacion.htm
- Teilausgabe Fünfte Disputation: Suarez, Francisco: Über die Individualität und das Individuationsprinzip / De unitate individuali ejusque principio. Hrsg., übersetzt und mit Erläuterungen versehen von Rainer Specht. 2 Bde., Hamburg: F. Meiner 1976 (= Philosophische Bibliothek 294 a, b) /
o Dt. Übersetzungen von Leibniz Frühschrift und aus den angegebenen Disputationen Suarez' werden von mir bereitgestellt (pdf), weitere einzelne engl. Übersetzungen liegen vor.
o Sekundärliteratur (Robinet, A. Boehm, K. Eschweiler, W. Hübener, J. Kronen, V. Mathieu, X. Tilliette, H. Weidemann u.a.)
o Genauere Literaturabsprache und Stellenangaben am Semesterbeginn.
o Handapparat


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 5.2, § 4.1.2

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36