Universität Wien

190043 PS BM 5 Exemplarische Vertiefung bildungswissenschaftlicher Theorien (AHP) (2020S)

Bildungswissenschaft und ihre Theorie(n). Von der Formierung des Gegenstandes und des Blickes.

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Lehrveranstaltung findet zur Zeit in Form von home-learning statt und nicht in den Räumlichkeiten der Universität Wien.

Nähere Hinweise finden Sie auf moodle. Bitte beachten Sie die Ankündigungen auf der Moodle Plattform und nutzen die dort gebotenen Möglichkeiten.

  • Donnerstag 05.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 19.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 02.04. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 30.04. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 14.05. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 28.05. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 25.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele:
Erarbeitung unterschiedlicher Konzeptionen, Bedeutungen und Aufgabenbestimmungen von Theorie innerhalb zentraler bildungswissenschaftlicher Strömungen und Forschungsausrich-tungen (z.B. geisteswissenschaftliche Pädagogik, kritische Erziehungswissenschaft und Bil-dungstheorie, phänomenologische Pädagogik, skeptisch-transzendentalkritisch Pädagogik, empirisch-analytische Erziehungswissenschaft).
Wissenschaftstheoretische und -philosophische Betrachtung historischer und systematischer Entwicklungslinien des philosophischen und bildungswissenschaftlichen Theoriediskurses.
Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen bildungswissenschaftlicher Theoriebildung.
Bedeutung von Theorie in spezifisch bildungswissenschaftlicher Forschungsabsicht.
Verhältnis von Theorie und Methodologie.
Epistemologische Implikationen unterschiedlicher Aufgabenbestimmungen und Gestalten von Theorie.

Inhalte:
Bildungstheorie trägt sie im Namen und auch empirische Bildungsforschung räumt ihr nämlich Theorie dort eine zentrale Stellung ein, wo sie anerkennt, 'dass empirische Befunde zur Erziehung und Bildung, pädagogische Daten und Tatsachen also, mit wissenschaftlichem Anspruch ausschließlich als gleichsam ‚theoretisch‘ imprägnierte Tatsachen und Befunde zu haben sind' (Ruhloff 2014, 65). Der Philosoph und Begründer des kritischen Rationalismus Karl Popper verweist gar darauf, dass 'es (…) keine rein beobachtende Wissenschaft [gibt; MR], sondern nur Wissenschaften, die mehr oder weniger bewußt und kritisch theoretisieren' (Popper 1989, 119). Nicht mit Beobachtung und Sammlung von Daten habe Wissenschaft zu beginnen, sondern mit der Formulierung deduktiv lösbarer Probleme. Rita Casale, Vertreterin einer bildungsphilosophisch und bildungsgeschichtlich orientierten Allgemeinen Erziehungs-wissenschaft, wiederum erinnerte in ihrer Antrittsvorlesung (Casale 2011) an Bedeutung und Potential einer unmittelbar philosophischen Theorie, die sie dem Theorieverständnis einer kritisch rationalistisch geprägten empirischen Sozialforschung kontrastierend gegenüberstellt. Als philosophische 'versteht sich [Theorie; MR] nicht als reine Deutung der Ergebnisse sozi-alwissenschaftlicher Forschung', vielmehr 'beansprucht [sie; MR] ein eigenes Erkenntnispo-tential' (Casale 2011b, 323).
Am Beispiel des kontemporären bildungstheoretischen und empirischen Bildungsdiskurs werden unterschiedliche bildungswissenschaftliche Strömungen auf ihre Theorieentwürfe hin befragt, um die Relationierung von Theorie, Gegenstand und Forschung einer analytischen Betrachtung zu unterziehen und den dahinter stehenden epistemologischen Wandel von Denkmustern nachzuvollziehen.

Methoden:
Das Proseminar versteht sich als Ort der intensiven Diskussion ausgewählter Texte. Zu diesem Zweck werden in Plenumsdiskussionen gemeinsam zentrale Fragen zu den selbständig vorbereiteten Texten erörtert, welche in Kleingruppen einer vertiefenden Bearbeitung unter-zogen werden und als Impulsreferate wiederum in die Plenumsdiskussion zurückgeführt werden.
Es handelt sich hier demnach um ein Proseminar mit Hauptaugenmerk auf genauer Exegese der Texte und den darin vorgebrachten Begründungszusammenhängen. Dabei steht die kriti-sche Analyse der in den Texten verhandelten Inhalte im Zentrum, um die dadurch eröffneten Implikationen einer differenzierten Betrachtung zuführen zu können.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Modus 1:
Zur positiven Absolvierung des Proseminars stehen zwei verschiedene Modi zur Verfügung.
a) Kontinuierliche Anwesenheit, vorbereitende Lektüre und Diskussionsbeteiligung im Plenum (30%)
b) Lektürereflexionen zu den Texten der Pflichtlektüre (15%)
c) Proseminararbeit zu einem selbständigen Forschungsthema (55%)

Modus 2:
a) Kontinuierliche Anwesenheit, vorbereitende Lektüre und Diskussionsbeteiligung im Plenum (30%)
b) Lektürereflexionen zu den Texten der Pflichtlektüre (15%)
c) Rezensionen zu drei verschiedenen Texten der Pflichtlektüre (55%)

Zu den Texten jeder Einheit sind Lektürereflexionen zu verfassen und auf Moodle hochzula-den. Versuchen Sie nach Lektüre der Texte Verständnis- und/ oder Diskussionsfragen zum Text zu formulieren:
Verständnisfragen: Diese beziehen sich nicht auf unverständliche Fremdwörter deren Klä-rung ist der vorbereitenden Lektüre inbegriffen , sondern inhaltliche Fragen zum Text (z.B. Argumentationsaufbau, Gegenstand der Untersuchung, inhaltliche Unklarheiten etc.).
Diskussionsfragen: Hier können Sie allgemeine Implikationen der Texte zur Diskussion stel-len, Verknüpfungen zu anderen Lehrveranstaltungen, Texten, eigenen (Forschungs-) Erfahrungen, aktuellen Ereignissen etc. herstellen.
Dazu ist es zugleich nötig, dass Sie Ihre Fragen verorten und kontextualisieren, indem Sie kurz erläutern, wie Sie zu der jeweiligen Frage gekommen sind, wie bei Ihnen dieses oder jenes fraglich und/oder diskussionswürdig wurde (Entdeckungs- und Begründungszusam-menhang). Pro Lektürereflexion ist zumindest eine Verständnis- oder Diskussionsfrage zu formulieren; es gibt keine Maximalbeschränkung.

Die Proseminararbeit stellt die Bearbeitung einer eigenständigen Forschungsfrage/ These dar, die sich vertiefend mit einem der im Proseminar aufgeworfenen Problemzusammenhänge oder dem Proseminarthema zuordenbaren Zusammenhängen beschäftigt. (ca. 10 A4-Seiten, Times New Roman pt. 12 oder äquivalent, 1,5 Zeilenabstand)

Anstelle einer Proseminararbeit können Sie Rezensionen zu drei Texten aus dem Bereich der Pflichtlektüre verfassen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um eine schriftliche Refle-xion, im Zuge welcher Sie sich eingehend mit jeweils einem Text sowie der Diskussion innerhalb der Proseminareinheiten beschäftigen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Mindestanforderungen an einen positiven Abschluss des Proseminars bestehen in:
- kontinuierlicher und aktiver Anwesenheit (angesichts des vierzehntäglichen Rhythmus ist maximal eine unentschuldigte Fehleinheit möglich),
- vorbereitender Lektüre der Pflichttexte, sowie der aktiven Beteiligung an der Diskussion der Inhalte in den Proseminareinheiten,
- Verfassung und Erbringung unterschiedlicher Teilleistungen (siehe 'Art der Leistungskontrolle') während des Semesters, im Ausmaß von mindestens 55%.

Zur Gewichtung der einzelnen Teilleistungen siehe 'Art der Leistungskontrolle'.

Prüfungsstoff

Literatur

Adorno, Theodor W. (131989): 'Zur Logik der Sozialwissenschaften', in: Adorno, Theodor W./ Albert, Hans/ Dahrendorf, Ralf/ Habermas, Jürgen/ Pilot, Harald/ Popper, Karl R. (Hrsg.) (131989) [1969]: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Darm-stadt: Luchterhand, S. 125-143.
Adorno, Theodor W. (1998) [1959]: 'Theorie der Halbbildung', in: Ders.: Soziologische Schriften I. Gesammelte Schriften Bd. 8. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 93-121.
Brinkmann, Malte (2016): 'Allgemeine Erziehungswissenschaft als Erfahrungswissenschaft. Versuch einer sozialtheoretischen Bestimmung als theoretisch-empirische Teildisziplin', in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 92 (2), S. 215-231.
Casale, Rita (2011): 'Zur Abstraktheit der Empirie. Zur Konkretheit der Theorie', in: Breinbauer, Ines Maria/ Weiß, Gabriele (Hrsg.): Orte des Empirischen in der Bildungstheorie. Einsätze theoretischer Erziehungswissenschaft II. Würzburg: Königshausen und Neumann, S. 45-60.
Casale, Rita (2011): 'Aktualität der Bildungsphilosophie', in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 87 (2), S. 322-332.
Koller, Hans-Christoph (2007): 'Probleme einer Theorie transformatorischer Bildungsprozesse', in: Koller, Hans-Christoph/Marotzki, Winfried /Sanders, Olaf (Hrsg.): Bildungsprozesse und Fremdheitserfahrung. Beiträge zu einer Theorie transformatorischer Bildungsprozesse. transcript Verlag: Bielefeld, S. 6981.
Meyer-Drawe, Käte (1990): 'Provokation eingespielter Aufklärungsgewohnheiten durch ‚postmodernes Denken‘', in: Krüger, Heinz-Hermann (Hrsg.) (1990): Abschied von der Aufklärung. Perspektiven der Erziehungswissenschaft. Leske Budrich: Opladen, S. 81-90.
Popper, Karl R. (1982) [1934]: Logik der Forschung. Tübingen: Mohr.
Ruhloff, Jörg (1975): 'Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?', in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 51 (1), S. 2-18.
Ruhloff, Jörg (2014): 'Kontinuität und Diskontinuität von Theorie und Empirie. Ein begriffsgeschichtlicher Beitrag zum Empirie-Streit in der Erziehungswissenschaft', in: Leser, Christopher/ Pflug-macher, Torsten/ Pollmanns, Marion/ Rosch, Jens/ Twardella, Johannes (Hrsg.): Zueignung. Pädagogik und Widerspruch. Opladen/Berlin/Toronto: Barbara Budrich, S. 65-76.
Schäfer, Alfred (2005): Einführung in die Bildungsphilosophie. Weinheim/Basel: Beltz UTB.
Schäfer, Alfred (2009): 'Bildung', in: Opp, Günther/ Theunissen, Georg (Hrsg.): Handbuch schulische Sonderpädagogik. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, S. 44-53.
Thompson, Christiane (2009): Bildung und die Grenzen der Erfahrung. Randgänge der Bil-dungsphilosophie. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Thompson, Christiane (2012): 'Theorizing Education and Educational Research', in: Studies in Philosophy and Education 31 (3), S. 239-250).
Vogel, Peter (1997): 'Vorschlag für ein Modell erziehungswissenschaftlicher Wissensformen', in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 73 (4), S. 415-427.
Wimmer, Michael (1999): '‚Spiegel ohne Stanniol’. Zum Status der Repräsentation in der wissenschaftstheoretischen Grundlagendiskussion', in: Schäfer, Alfred/ Wimmer, Michael (Hrsg.): Identifikation und Repräsentation. Opladen: Leske u. Budrich, 39-67.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BM 5 PS (AHP) + BM 6 PS (2011)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:21