190060 VO BM 9 Forschungspraxis - Praxisforschung (AHP+SP) (2021W)

Die Vorlesung beleuchtet das Verhältnis von wissenschaftlichem Wissen und praktischem Wissen, von stärker theoretischen Zugängen zu Forschung und praxis- und anwendungsorienterten Forschungsprozessen. Sie stellt die Frage, welche bekannten wissenschaftlichen und theoretischen Debatten innerhalb der erziehungswissenschaftlichen Disziplin existieren ('pädagogische Antinomien' wie das Verhältnis von Nähe und Distanz, Autonomie und Zwang, Individualisierung und Anpassung etc.), wie aber diese Problemstellungen vor dem konkreten praktischen Tun und fragt auch kritisch, welche Relevanz diese im Berufsalltag von PädagogInnen tatsächlich spielen. Zentrales Anwendungsbeispiel ist die staatliche Jugendwohlfahrt (Kinder- und Jugendhilfe).Im ersten Teil der Vorlesung geht es also um die Begriffe der Theorie, Praxis, der Forschung sowie um den Begriff des Wissens, der unter Rückgriff auf die Diskurstheorie in seiner Einbettung in bestehende Machtsysteme diskutiert wird. Im zweiten Teil werden die Geschichte, die zentralen Strukturen und die praktische Arbeitsweise der Kinder- und Jugendhilfe in Österreich vorgestellt. Besonders in der geschichtlichen Auseinandersetzung soll dabei deutlich werden, dass sich Konzepte von professionellem Handeln (und dem Wissen, auf welchem sie dabei aufbauen und welches sie legitimiert) historisch stark wandeln und wesentlich von gesellschaftlichen Normvorstellungen und Machtverhältnissen abhängig sind. Im dritten Teil sollen anhand von Fallbeispielen, aber auch Evaluationsstudien und Studien zur Wirksamkeit sozialarbeiterischen und pädagogischen Handelns deutlich gemacht werden, welche Wissensformen heute in der Praxis benötigt werden; umgekehrt sollen theoretische Debatten aufgegriffen werden und diese aus Praxisperspektive beurteilt, aber auch umgekehrt, praktische Fragen nach Zielen und Methoden der Tätigkeit der Kinder- und Jugendhilfe aus theoretischer Perspektive diskutiert werden. Daran soll abschließend die Frage des Verhältnisses von Theorie und Praxis gestellt werden.Die Lehrveranstaltung wird in hybrider Form geführt; es gibt insgesamt sieben Termine, die je nach aktueller Lage zum Teil online, zum Teil in Präsenz stattfinden werden, und für die bereits im Vorfeld vor den jeweiligen Terminen Folien zur Verfügung gestellt werden. Dazu wird die Vorlesung um Literatur und anderes Material (Videos, ev. Podcasts) ergänzt, welches teils ebenso Prüfungsrelevant ist.