Universität Wien

190066 SE WM-M11 Anthropologie und Pädagogik (2022S)

Menschenbilder in der Pädagogik

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

Für Anliegen und Anregungen rund um das Seminar steht den Studierenden neben der LV-Leiterin ebenso die Studienassistentin Jacqueline Colli (jacqueline.colli@univie.ac.at) zur Verfügung.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Da das Seminar online abgehalten wird, gelten (zusätzlich) die folgenden Vereinbarungen:
• Für die Präsenzeinheiten, die man online besucht, braucht man ein Endgerät wie Smartphone oder Laptop und Internetzugang.
• An die Kommunikation während der Präsenzeinheiten muss man sich mit Ton und Bild (Mikrofon und Kamera) beteiligen.

Studierende müssen die Lehrveranstaltungsleiterinnen VOR Beginn der Lehrveranstaltung informieren, falls sie die technischen Voraussetzungen nicht erfüllen.

  • Montag 21.03. 15:00 - 18:15 Digital
  • Montag 04.04. 15:00 - 18:15 Digital
  • Montag 02.05. 15:00 - 18:15 Digital
  • Montag 16.05. 15:00 - 18:15 Digital
  • Montag 30.05. 15:00 - 18:15 Digital
  • Montag 13.06. 15:00 - 18:15 Digital
  • Montag 27.06. 15:00 - 18:15 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Pädagogischen Theorien und praktischen Überlegungen liegen oftmals nicht explizit reflektierte und somit unbewusst wirkende Menschenbilder zugrunde, denn nur so lassen sich pädagogische Prozesse beobachten, interpretieren, erklären und vorhersagen. Vorstellungen über den Menschen unterliegen dabei insbesondere geschichtlichen und gesellschaftlichen Einflüssen. So sind die Menschenbilder in der Antike andere als jene im Mittelalter, der Renaissance, der Klassik, der Moderne oder der Gegenwart. Reformpädagogische Vorstellungen geben beispielsweise ein anderes Menschenbild wieder als traditionelle pädagogische Entwürfe. Die jeweilige Attraktivität eines Menschenbildes beruht dabei häufig auf Überzeugungen und Meinungen, von denen man glaubt, aktuelle gesellschaftliche Visionen in die Praxis umsetzen zu können.

In der Online-Lehrveranstaltung werden ausgewählte Menschenbilder und damit zusammenhängende Norm- und Zielvorstellungen sowie Selbstdeutungen des Menschen diskutiert und auf ihre Konsequenzen auf Lerntheorien und pädagogisches Handeln hin geprüft. Dabei wird insbesondere folgender Fragestellung nachgegangen: Wo liegt die praktische Bedeutung des Menschenbildes für Erziehung, Bildung und Lernen und welche gesellschaftlichen Neuorientierungen im Verständnis des Menschen zeichnen sich aktuell ab?

Die Studierenden sollen folgende spezifische Bildungsziele erreichen:
- die anthropologischen Grundlagen der Bildungs-, Erziehungs- und Lernbedürftigkeit sowie Bildungs-, Erziehungs- und Lernfähigkeit des Menschen kennen;
- einen umfassen den Überblick über gesellschafts- und zeitgebundene Vorstellungen über den Menschen geben können, die sich nicht nur aus religiösen (z. B. Genesisbericht) und antiken Vorstellungen (z. B. Prometheus von Platon) ergeben, sondern auch aus gegenwärtigen Widersprüchen der Moderne und so genannten Postmoderne sowie aus ihren widersprüchlichen gesellschaftlichen Transformationen und ihrer pädagogischen Verarbeitung erwachsen;
- über Herkunft und Einfluss unterschiedlicher Menschenbilder auf Theorieentwicklungen und praktisches Handeln in der Pädagogik reflektieren und diskutieren können;
- anthropologische Vorstellungen in gesellschaftlichen Kontexten verankern sowie persönliche anthropologische Vorstellungen in pädagogisch verantwortete Maßnahmen übersetzen und mit der Praxis in Verbindung bringen können;
- unterschiedliche theoretische, empirische und praxisbezogene Zugänge zu aktuellen erziehungswissenschaftlichen Diskursen kennen.

Neben kurzen Inputs mit medialer Unterstützung erfolgen weitere methodische Zugänge anhand von ausgewählten Filmbeispielen, Partner*innenarbeit, vertiefende kurze Gruppenarbeiten und selbstständigem Literaturstudium.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Kontinuierliche Anwesenheit und qualifizierte Mitarbeit im Plenum bzw. innerhalb der Online-Plattform
- Ausführung der Arbeitsaufträge zu ausgewählten Einheiten (Einzelarbeit)
- Kurzpräsentationen ausgewählter Arbeitsaufträge im Plenum bzw. innerhalb der Onlineplattform (Einzelarbeit)
- Abfassen einer schriftlichen Abschlussarbeit zu einem ausgewählten Thema des Seminars von max. 15 Seiten (nach den üblichen Standards guter wissenschaftlicher Praxis)(Einzelarbeit)

Nähere Informationen hinsichtlich der formalen Bedingungen für den positiven Abschluss der Lehrveranstaltung werden in der ersten Einheit bekanntgegeben. Ohne ordnungsgemäße Anmeldung (bzw. Erfüllung der Voraussetzungen) und Teilnahme am ersten Termin werden Studierende (ausnahmslos) nicht in die prüfungsimmanente Lehrveranstaltung aufgenommen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Voraussetzungen für Beurteilung:
- Verpflichtende aktive Teilnahme am Seminar und qualifizierte Mitarbeit
- Mind. 80%ige Anwesenheit, u. a. auch auf Grund des prozess- und gruppenorientierten Charakters der LV.

Beurteilungsschlüssel: 1. Kontinuierliche Anwesenheit und qualifizierte Mitarbeit (20 %), 2. Lektüre der Literatur und Ausführung der Arbeitsaufträge inner- und außerhalb der Seminareinheiten (20 %), 3. Kurzpräsentationen ausgewählter Arbeitsaufträge (20 %), 4. Schriftliche Abschlussarbeit (max. 15 Seiten) (40 %);

Für die LV kann eine positive Note vergeben werden sofern...
- Alle Teilleistungen (1-4) vollständig erbracht werden, - 60% der Teilleistungen (1-4) als positiv (mit "genügend" bzw. Ziffernnote 4) beurteilt werden können;

Prüfungsstoff

Die Literatur wird auf der begleitenden Moodle-Plattform zur Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt. Weitere selbstständig recherchierte Quellen für die abschließende schriftliche Arbeit sind vorgesehen.

Literatur

- Bentham, J. (2013). [1787]. Die Idee des Kontrollprinzips. In Ch. Welzbacher (Hrsg.) Das Panoptikum oder Das Kontrollhaus (S. 11-21, aus dem Engl. von A. L. Hofbauer.). Berlin.
- Bilstein, J. (2007). Die Kunst des Lehrens als Kunst der Zerstörung. In B. Paust, J. Bilstein, P. M. Lynen & H. P. Thurn (Hrsg.), Aufbauen – Zerstören. Phänomene und Prozesse der Kunst (S. 31-47). Oberhausen.
- Bröckling, U. (2013). Der Mensch als Akku, die Welt als Hamsterrad. Konturen einer Zeitkrankheit. In S. Neckel & G. Wagner (Hrsg.), Leistung und Erschöpfung. Burnout in der Wettbewerbsgesellschaft (S. 179-200). Berlin.
- Das Erste Buch Mose (1978). In Die Bibel. Oder die Ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der Übersetzung Martin Luthers. Mit Apokryphen. Revidierter Text (S. 15-18). Stuttgart.
- Key, E. (1992). [1900]. Das Recht des Kindes seine Eltern zu wählen (Ausschnitt). In E. Key, Das Jahrhundert des Kindes. Studien. Autorisierte Übertragung von F. Moris. Neu hrsg. mit einem Nachwort von U. Herrmann (S. 9-17). Weinheim und Basel.
- Meyer-Drawe, K. (2013). Lernen braucht Lehren. In P. Fauser, W. Beutel, & J. John (Hrsg.), Pädagogische Reform: Anspruch – Geschichte – Aktualität (S. 89-97). Jena.
- Montessori, M. (2010). [1951]. Von der Agrikultur zur Homokultur. In W. Böhm (Hrsg.), Maria Montessori. Einführung und zentrale Texte (S. 83-90). Paderborn.
- Pico della Mirandola (1968). De dignitate hominis. Eingeleitet von Eugenio Garin. Bad Homburg/Berlin/Zürich.
- Platon (1990). Protagoras. In G. Eigler (Hrsg.), Platon: Werke in acht Bänden. Griechisch und Deutsch, Sonderausgabe, Bd. 1. Bearbeitet von H. Hofmann, griechischer Text von L. Bodin, A. Croiset, M. Croiset und L. Méridier. Deutsche Übersetzung von F. Schleiermacher (320c-321c, 322b). Darmstadt.
- Sophokles (1981). Erstes Standlied. In Sophokles, Antigone. Griechisch/Deutsch. Übersetzt und hrsg. von N. Zink (S. 31-35). Stuttgart.
- Theweleit, K. (2009). Sexualität und Drill. Der Umbau des Leibs in der Kadettenanstalt. In K. Theweleit (Hrsg.), Männerphantasien 1 +2 (4. Aufl., S. 144-163). München, Zürich.

Weiterführende Literatur:
- Agostini, E. (2016). Lernen im Spannungsfeld von Finden und Erfinden. Zur schöpferischen Genese von Sinn im Vollzug der Erfahrung. Paderborn.
- Bröckling, U. (2007). Das unternehmerische Selbst: Soziologie einer Subjektivierungsform. Frankfurt am Main.
- Grabau, C. (2013). Leben machen. Pädagogik und Biomacht. München.
- Künkler, T. (2012). Lernen in Beziehung. Zum Verhältnis von Subjektivität und Relationalität in Lernprozessen. Bielefeld.
- Schratz, M., Schwarz J. F., & Westfall-Greiter, T. (2012). Lernen als bildende Erfahrung. Vignetten in der Praxisforschung. Innsbruck, Wien, Bozen.
- Pinker, S. (2018). Aufklärung jetzt. Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt. Eine Verteidigung. Frankfurt am Main.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

WM-M11

Letzte Änderung: Do 11.05.2023 11:27