Universität Wien

190079 VO Pflichtmodul: Vertiefung in psychoanalytische Theorie u. deren Relevanz f. verschiedene Disziplin (2014S)

Philosophie der Wissenschaft und Psychoanalyse - Die gegenwärtige Forschung der Psachoanalyse und ihre Beziehung zu ihren Nachbardisziplinen, insbesondere zur Neurobiologie

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft

Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch im SS 2014: Dienstag 16:00-17:00 und nach Vereinbarung, Institut für Philosophie, NIG, 2. Stock, Zimmer C0215.

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 11.03. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 18.03. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 25.03. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 01.04. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 08.04. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 29.04. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 06.05. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 13.05. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 20.05. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 27.05. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 03.06. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 17.06. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock
Dienstag 24.06. 14:00 - 16:00 Hörsaal 3E NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Teilnahme an Teil 2: Die gegenwärtige Forschung der Psychoanalyse und ihre Beziehung zu ihren Nachbardisziplinen, insbesondere zur Neurobiologie der LV setzt die Teilnahme an Teil 1 der LV (WS 2013/14) nicht voraus. Seit über einem Jahrhundert bietet die Psychoanalyse eine eigenständige Theorie des Geistes, eine psychotherapeutische Behandlungsform und eigene Untersuchungsmethoden an. Bleibt die Psychoanalyse die kohärenteste und intellektuell befriedigendste Theorie des Geistes, wie sie der Neurobiologe Eric Kandel bezeichnete?
Die LV wird in die neueren extraklinischen Ergebnisstudien, die sich mit der Wirksamkeit der psychodynamischen Psychotherapien und der Psychoanalyse befassen, einführen. Darüber hinaus widmet sich die LV den experimentellen interdisziplinären psychoanalytischen Untersuchungen (zur Subliminalitätswahrnehmung, zur frühkindlichen Entwicklung oder zur Affektregulierung), die sich als Grundlagenforschung verstehen und dazu beitragen, nicht lediglich die Wirksamkeit der Psychoanalyse als Psychotherapie, sondern die Grundannahmen der Psychoanalyse als Theorie des Geistes zu prüfen, zu ergänzen und zu aktualisieren. Durch die Begegnung mit ihren Nachbardisziplinen integriert die Psychoanalyse Beschreibungen, Erklärungen und Methodologien aus dem experimentellen Bereich. Im Dialog mit den Nachbardisziplinen (wie den Kognitionswissenschaften, der Evolutionstheorie, der Neuropsychologie, der kognitiven Neurobiologie) erweisen sich insbesondere die neurowissenschaftlichen Disziplinen der Kooperation zugänglich: durch ihren kognitiven Wandel in der Theorie, ihre technische Integration von bildgebenden Verfahren sowie durch den avancierten Beitrag der molekularen Biologie treten sie in eine Zusammenarbeit mit der Psychoanalyse ein. Sind die Psychoanalyse und ihre Nachbardisziplinen unterwegs zu einer allgemeinen interdisziplinären Theorie des Geistes? Wird diese Synergie die Erneuerung der Metapsychologie, Freuds Theorie des Geistes, auf wissenschaftlicher Grundlage ermöglichen? Im ersten Teil der LV im WS 2013-14 wurde dargestellt, wie die Vergangenheit der Beziehungen zwischen Philosophie der Wissenschaft und Psychoanalyse meist von gegenseitigem Unverständnis gekennzeichnet war. Wird die Psychoanalyse der Gegenwart den Kriterien der gegenwärtigen Philosophie der Wissenschaft endlich genügen können?
Auch die klassische klinische Fallstudienmethode, die mehrfach Gegenstand wissenschaftsphilosophischer Einwände war, erlebt dank der Neuropsychoanalyse eine Renaissance und die Ergebnisse der neuropsychoanalytischen Forschung wirken sich bereits auf den klinischen Alltag aus (z. B. als effektivere Behandlung von Lernhemmungen und Aufmerksamkeitsdefizitstörungen).
Die gegenwärtige psychoanalytische Forschung lässt sich weniger als Anpassung an die Erfordernisse der evidence based medicine einschätzen, sondern sie zielt, wie empirische Studien zeigen, auf eine Anhebung der Standards des klinischen Alltags ab.
Die multimediale VO wird anhand interdisziplinärer Texte in diese breitgefächerte Diskussion einführen und Beispiele aus der laufenden Forschung präsentieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Zeugnisse können durch Kolloquien erworben werden. Auch schriftliche Arbeiten sind für HörerInnen der VO (oder nach persönlicher Vereinbarung) möglich.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die LV zielt darauf ab, die Studierenden des EC Psychoanalyse und der Philosophie in die Geschichte und in die gegenwärtige Auseinandersetzung zwischen Philosophie der Wissenschaft und Psychoanalyse einzuführen. Die Studierenden können das für ihre zukünftige interdisziplinäre Forschung fruchtbar einsetzen.

Prüfungsstoff

E-Learning in Vorbereitung. Die Lehrveranstaltung wird als VO mit anschließender Diskussion angeboten. Die VO Einheit entfaltet sich anhand einer multimedialen Präsentation der Materialien (inklusive Filme, Videos, Tonbänder u.a.). Die Studierenden werden ermutigt, sich an der anschließende Diskussion zu beteiligen. Auch an Gedankenexperimenten und Kasuistik wird gearbeitet, um eine bessere Verarbeitung und vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

Literatur

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Solms, M. und Turnbull, O. (2002) Das Gehirn und die innere Welt. Neurowissenschaft und Psychoanalyse. Düsseldorf und Zürich: Patmos und Walter 2004.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

EC192 Pflichtmodul + BA M15, BA M11

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37