Universität Wien

190084 SE M5.2 Professionalisierung und Professonalität in pädagogischen Berufen (2022S)

Unmögliches möglich machen? - Zum Professionalisierungsdiskurs im pädagogischen Feld zwischen Berufung, Zertifizierung und Erschöpfung.

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
GEMISCHT

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Aufgrund der weiterhin schwer einschätzbaren Effektivität der SARS-CoV-2-bedingten Maßnahmen (2,5G-Nachweis und FFP2-Maskenpflicht) sowie auch wegen der möglicherweise wiederkehrend geringen Raumnutzungskapazitäten vor Ort findet das Seminar zur angegebenen Zeit ausschließlich als digitale Fernlehrveranstaltung über Moodle statt.

  • Donnerstag 10.03. 14:30 - 17:45 Digital
  • Donnerstag 24.03. 14:30 - 17:45 Digital
  • Donnerstag 07.04. 14:30 - 17:45 Digital
  • Donnerstag 05.05. 14:30 - 17:45 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 19.05. 14:30 - 17:45 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 02.06. 14:30 - 17:45 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
  • Donnerstag 30.06. 14:30 - 17:45 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

'Es gehört zur Pathologie des Lehrers, daß er nicht lehrerhaft sein will. Keinem Anwalt oder Richter fiele es ein, sein Anwalt- oder Richtersein zu verleugnen oder zu kaschieren. Keinem Arzt käme es in den Sinn, den Habitus des Mediziners zu vertuschen. Auch der Ingenieur hat mit seiner Berufsrolle kaum nennenswerte Probleme. der Lehrer schon. Vor allem möchte er nicht lehrerhaft erscheinen. Nicht in der Öffentlichkeit, aber - und das macht stutzig - auch nicht am Ort seiner Profession.'
Siehe: Schirlbauer, Alfred (1996).: Der redende Lehrer He’ll never come back. In: Ders. (1996): Im Schatten des pädagogischen Eros. Destruktive Beiträge zur Pädagogik und Bildungspolitik. Wien: Sonderzahl 1996, S. 71-85, hier S. 71.

Bekanntlich zählt Sigmund Freud das Erziehen zu den unmöglichen Berufen. Das macht Erziehen (oder auch: Lehren, Unterrichten) als pädagogisches Handeln noch nicht suspekt, aber doch zumindest exotisch. Was tun wir, wenn wir pädagogisch tätig sind? Was macht die Pädagogizität dieses Handelns genau aus? Beunruhigung stellt sich aber vollends im nächsten Schritt ein: Ab wann und inwiefern ist dieses Handeln dann professioneller Art? Gibt es denn überhaupt eine spezifisch pädagogische Professionalität? Und wenn ja, was zeichnet sie aus, macht sie von anderen Formen professionellen Handelns unterscheidbar? Und wie lässt sie sich erwerben, erweitern und belegen?

In Anbetracht der geradezu überbordenden Fülle an Literaturerträgen zu pädagogischer Professionalität/Professionalisierung muten derartige Fragen vielleicht seltsam an, noch dazu in einer Zeit, in der ohnehin alle für bedeutsam befundenen Handlungsfelder von der Notwendigkeit der Professionalisierungsunterstellung flankiert sind. Aber wenn die Aufgabe (bildungs-)wissenschaftlicher Betrachtung nicht zuletzt auch darin besteht, Ansichten und Überzeugungen von der Anmutung vermeintlicher Selbstverständlichkeit zu entheben, kann es doch lohnend sein, hinter die bloße Faktizität erhobener Geltungsansprüche zurückzutreten und sich im Wege begrifflich-kategorialer Analyse Klarheit darüber zu verschaffen, was genau aus welchen Gründen als spezifisch pädagogische Professionalität in den Blick gelangen kann. (Und was deshalb auch wiederum aus dem Blickfeld verschwindet und vielleicht sogar verschwinden muss.)

Entsprechend handelt es sich bei dem Seminar nicht um eine Einführungs- oder Überblicks-, sondern eher um eine Auslotungsveranstaltung mit den Mitteln grundlagenreflexiver Theoriearbeit. Gefolgt wird darin durchaus dem im Curriculum angegebenen modulspezifischen Studienziel, der 'pädagogischen Professionalisierungsforschung und deren Implikationen für Ausbildung und Beruf' nachzugehen, diese gemeinsam zu diskutieren und sie - aus systematischer Sicht - gegebenenfalls auch ein wenig gegen den Strich zu bürsten.

Dem Format der Lehrveranstaltung entsprechend ist die gemeinsame textbasierte Diskussion der überwiegende Modus, auch vorzubereitende Impulsreferate bzw. Kurzpräsentationen kommen zum Einsatz.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Neben einer kontinuierlichen und aktiven Seminarteilnahme wird vor allem die vorbereitende Lektüre der Basistexte vorausgesetzt. Eine seminaristische Lehrveranstaltung speist sich vor allem aus der gemeinsamen Diskussion jener Fragen und Aspekte, die der Textlektüre entspringen. Das Seminar ist als Raum zu gemeinsamen Erörterung, Diskussion und Reflexion Ihrer Lektüreerträge gedacht und ausdrücklich nicht als nachgängige (wie zuweilen wohl ermüdende) Überblicksveranstaltung. Der gemeinsamen Diskussion der Basistexte im Plenum wird daher möglichst viel Raum gegeben, Leselust und Argumentationsfreude werden daher ebenso ausdrücklich begrüßt wie auch das Interesse daran, dem Druck des unmittelbaren Praxisbezuges für die Dauer der Lehrveranstaltung den Rücken zuzukehren. Als Ausgleich wird die eine oder andere für die Sache der Pädagogik möglicherweise lohnende Exkursion zu den Oasen grundlagentheoretischer Abstraktion in Aussicht gestellt.Für einen positiven Seminarabschluss ist neben der Durchführung von Impulsreferaten für den Diskussionseinstieg und der fristgerechten Abgabe einer kleinen schriftlichen Zwischenarbeit (1-2 Seiten Umfang) die Abfassung einer essayistischen Seminararbeit vorgesehen (8-10 Seiten Umfang im Falle einer Einzelarbeit, 15-20 Seiten im Falle einer Teamarbeit), die nach Möglichkeit einen möglichst präzise gefassten Aspekt eines Lektüreertrages oder Diskussionszusammenhanges vertiefend beleuchtet oder aufbereitet.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Kontinuierliche und aktive Seminarteilnahme; vorbereitende Lektüre der Basisliteratur.

Beurteilungsmaßstab:
Vorbereitung und Durchführung eines Impulsreferates inkl. Erstellung eines Thesenblattes (25%)
Fristgerechte Erstellung einer schriftlichen Zwischenarbeit (25%)
Fristgerechte Erstellung einer (essayistischen) Seminararbeit (50%)

Prüfungsstoff

Literatur

Die gemeinsam zu bearbeitende Seminarliteratur wird auf Moodle zur Verfügung gestellt und bildet die Grundlage für eine eigenständig- weiterführende, thematisch gebundene Recherche. Auswahl:

Auernheimer, Georg (Hrsg.) (42013): Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität. Wiesbaden: Springer VS.

Helsper, Werner / Busse, Susann / Hummrich, Merle / Kramer, Rolf-Torsten (Hrsg.) (2008): Pädagogische Professionalität in Organisationen. Neue Verhältnisbestimmungen am Beispiel Schule. Wiesbaden: Springer VS.

Helsper, Werner (2021): Professionalität und Professionalisierung pädagogischen Handelns: Eine Einführung. Opladen / Toronto: Barbara Budrich.

Mayer, Ralf / Thompson, Christiane / Wimmer, Michael (Hrsg.) (2013): Inszenierung und Optimierung des Selbst. Zur Analyse gegenwärtiger Selbsttechnologien. Wiesbaden: Springer VS.

Pachner, Anita (2018): Reflexive Kompetenzen Bedeutung und Anerkennung im Kontext erwachsenenpädagogischer Professionalisierung und Professionalität. In: Zeitschrift für Weiterbildungsforschung (ZfW) (2018) 41: S. 141-157.
Online: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s40955-018-0115-7.pdf

Reichenbach, Roland (2004a): Noch ein Sensorium für das Allgemeine in der Pädagogik? Urteilsfähigkeit als Kennzeichen pädagogischer Profes-sionalität. In: Beiträge zur Lehrerbildung 22 (2004) 3, S. 326-335. Online: https://www.pedocs.de/frontdoor.php?source_opus=13553

Reichenbach, Roland (2004b): Aktiv, offen und ganzheitlich. Überredungsbegriffe treue Partner des pädagogischen Besserwissens. In: parapluie no. 19 (sommer 2004). Online:
http://parapluie.de/archiv/worte/paedagogik/?

Ricken, Norbert (2015): Pädagogische Professionalität revisited.?Eine anerkennungstheoretische Skizze. In: Böhme, Jeanette / Hummrich, Merle / Kramer, Rolf-Torsten (Hrsg.) (2015): Schulkultur. Theoriebildung im Diskurs. Wiesbaden: Springer VS, S. 137-157.

Schäfer, Alfred (2012): Öffnungen und (Ab-)Schließungen: Zur Konstitution der pädagogischen Welt. In: Ders. (2012): Das Pädagogische und die Pädagogik. Annäherungen an eine Differenz. Paderborn / München / Wien / Zürich: Ferdinand Schöningh, S. 35-68.

Ruhloff, Jörg (2006): Warum Erziehungswissenschaft als Disziplin? In: Ders. / Bellmann, Johannes u.a. (Hrsg.) (2006): Perspektiven Allgemeiner Pädagogik. Dietrich Benner zum 65. Geburtstag. Beltz: Weinheim und Basel, S. 33-44.

Schwarzer-Petruck, Myriam (2014): Emotionen und pädagogische Professionalität. Zur Bedeutung von Emotionen in Conceptual-Change-Prozessen in der Lehrerbildung. Wiesbaden: Springer VS.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

M5.2

Letzte Änderung: Do 11.05.2023 11:27