Universität Wien

190101 SE M7.1 Bildung, Biographie und Lebensalter (2016S)

Berufsorientierung II (Feldinterviews)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die Lehrveranstaltung ist Teil eines Lehrprogramms 'Interdisziplinäre Kommunikation,
Wissensnetzwerke und soziales Lernen' der Alpen Adria Universität Klagenfurt,
die am Wiener Standort der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
(IFF), Wien 1070, Schottenfeldgasse 29 abgehalten wird.
Das Anliegen der IFF ist es, dass Studierende des Masterstudiums
der Bildungswissenschaft als MitbelegerInnen an dieser Lehrveranstaltung
teilnehmen können. Studierende der Bildungswissenschaft als MitbelegerInnen können
auch nur einen Anteil der Studierenden ausmachen, die an dieser Lehrveranstaltung
teilnehmen, da die Zusammensetzung der Lehrveranstaltung interdisziplinär
sein soll. Die Lehrveranstaltung ist eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung (Seminar)
mit einer beschränkten TeilnehmerInnenzahl von 25 Studierenden.

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Termine:
09.3.2016, 9-13 h, SR 6
16.3.2016, 9-16 h, SR 6
25.5.2016, 9-14 h, SR 6
01.6.2016, 9-14 h, SR 6
22.6.2016, 9-14 h, SR 6

Ort:
Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF), Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien

Anmeldung bis 07. März 2016 bei: LehreIK@aau.at; inhaltliche Rückfragen bei Dr. Silvia Hellmer: silvia.hellmer@aau.at

Die Lehrveranstaltung ist Teil eines Lehrprogramms 'Interdisziplinäre Kommunikation, Wissensnetzwerke und soziales Lernen' der Alpen Adria Universität Klagenfurt, die am Wiener Standort der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF), Wien 1070, Schottenfeldgasse 29 abgehalten wird.
Das Anliegen der IFF ist es, dass Studierende des Masterstudiums
der Bildungswissenschaft als MitbelegerInnen an dieser Lehrveranstaltung
teilnehmen können. Studierende der Bildungswissenschaft als MitbelegerInnen können auch nur einen Anteil der Studierenden ausmachen, die an dieser Lehrveranstaltung teilnehmen, da die Zusammensetzung der Lehrveranstaltung interdisziplinär sein soll. Die Lehrveranstaltung ist eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung (Seminar) mit einer beschränkten TeilnehmerInnenzahl von 25 Studierenden.


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Herausforderung, mit denen Individuen in der 'Zweiten Moderne' konfrontiert sind, geht einher mit einer verstärkten gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für Individuen, für Subjekte, für AkteurInnen, für Biografien, für die Einzelnen. Wenn Individuen in der 'Zweiten Moderne' dazu aufgefordert sind, sich selbst mit Gesellschaft kompatibel zu machen, wenn Individuen immer mehr Entscheidungen abgerungen werden, wenn aufgrund der hybrider gewordenen gesellschaftlichen Angebote eben diese Entscheidungen auch noch herausfordernder geworden sind - dann ist es wahrscheinlich, dass die Beziehungen zwischen Individuen und Gesellschaft oftmals prekär, wenn nicht sogar krisenhaft sind. Wenn das eigene Leben in Bezug auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft uneindeutig ist, wenn biografische Schwellensituationen gehäuft auftreten, wenn sozusagen der Wandel das Kontinuierliche ist, löst das bei Individuen das verstärkte Bedürfnis nach einer Selbstthematisierung aus. 'Nicht nur, besonders aber in persönlichen und gesellschaftlichen Krisenzeiten und in sich vervielfachenden Lebenswelten' ist das 'Sich-und-anderen-Erklären, warum das Leben so und nicht anders verlaufen ist, Notwendigkeit' (Löffler 1999, 68). Auch in den Wissenschaften gibt es schon seit geraumer Zeit eine verstärkte Aufmerksamkeit für das Individuelle, für das Besondere, für einzelne Biografien, für subjektive Selbstthematisierungen. Ganze Subdisziplinen haben sich neu konstituiert - zum Beispiel die Biografieforschung. Doch so dezidiert die Biografieforschung an den individuellen Erfahrungen und Lebensgeschichten ansetzt - so dezidiert versteht sie sich als ein sozialwissenschaftliches Unterfangen. Biografie wird nicht als ein individualistisches Phänomen verstanden, sondern als etwas, das stets in sozialen, kulturellen, politischen u.a. Bezügen und somit in und mit Gesellschaft stattfindet. Es geht quasi um das permanente Wechselspiel von Individuum und Gesellschaft, von individuellen Erfahrungen und gesellschaftlichen Strukturen. Denn trotz aller Individualisierung sind wir stets mit Gesellschaft konfrontiert, wir machen Erfahrungen in und mit ihr: mit Strukturen, Ereignissen und Personen im gesellschaftlichen Raum, wir sind in ihn verstrickt, wir gehen damit um, kommunizieren, handeln, erzeugen selbst wiederum Ereignisse und Strukturen und so weiter. Es gibt keine Erfahrung an sich, sondern Menschen machen Erfahrungen immer in und mit etwas und jemandem, beispielsweise mit Männern und Frauen, in einem politischen System, mit dem Fach, das man auf der Universität studiert, mit dem Arbeitsmarkt, mit Fortbildungsmaßnahmen, mit Erwerbslosigkeit usw. Und man macht Erfahrungen als jemand - als ein im sozialen und kulturellen Raum Gewordener: als Mann oder Frau, als Arbeitslose, als ArbeitnehmerIn oder als ArbeitgeberIn, als AkademikerIn oder Nicht-AkademikerIn, als StudentIn dieses oder jenes Fachs, als TeilnehmerIn einer Qualifizierungsmaßnahme, als AlleinerzieherIn usw. Erfahrung ist die Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft - und sie konkretisiert sich in den Biografien der Menschen. Dabei fokussiert die Biografieforschung nicht auf Biografie als objektive Tatsache,
sondern auf Biografie als ein Akt der Selbstthematisierung und Selbstreflexion, darauf, so Bettina Dausien (2004, 34), 'wie Menschen in unterschiedlichen kulturellen Kontexten und sozialen Situationen eine Selbstbeschreibung in der Form einer Biografie herstellen und welche Bedingungen, Regeln und Konstruktionsmuster dabei beobachtet werden können. Biografie wird als soziale Konstruktion, als individuelle und kollektive Leistung, als biografische Arbeit begriffen, mit der diesem und jenem Erlebtem und Erfahrenem Sinn bzw. Bedeutung zugeschrieben wird.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Voraussetzung für den Zeugniserwerb:
aktive Mitarbeit, schriftliche Ausarbeitung und Präsentation der geforderten Produkte, Seminararbeit

Zertifikat:
Absolvierung von mindestens 12 Semesterwochenstunden im Rahmen des Lehrprogramms Interdisziplinäre Kommunikation, Wissensnetzwerke und soziales Lernen. Informationen zum Lehrprogramm unter www.workinprocess.at.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Lehrveranstaltung knüpft daran an: eine Verbindung zwischen Studium und (möglicher) eigener Berufspraxis herzustellen, um Schnittstellen zwischen den jeweiligen TeilnehmerInnen (Individuen im Sinne von AkteurInnen) und gesellschaftlichen Möglichkeiten und Barrieren (konkret des Arbeitsmarkts) herzustellen. Vor allem mit Formen eines reflexiven biografischen Zugangs und der Methode des narrativ-autobiografischen Interviews (Biografiearbeit bzw. Biografieforschung) wird die Auseinandersetzung mit den eigenen bereits im Studium und anderswo erworbenen theoretischen, methodischen, fachlichen und sozialen Erfahrungen und Kompetenzen in den Mittelpunkt gestellt.
Auf Basis biografischer Zugänge des Wintersemesters setzen sich die Studierenden im Sommersemester (Berufsfeldorientierung II) mit Berufsfeldern von Interesse in Beziehung. Einerseits inhaltlich und andererseits kulturell: Das meint, dass die TeilnehmerInnen sich darüber klar werden sollen, in welchem kulturellen und organisatorischen Rahmen sie beruflich aktiv sein wollen; es macht einen großen Unterschied, ob ich beispielsweise Ausstellungen in eher hierarchisch strukturierten öffentlichen Institutionen organisiere oder in Projektsystemen, die tendenziell offener sind, was mit mehr sozialen Aushandlungsprozessen (über Rollen, Aufgaben und Funktionen) verbunden ist. In einer weiteren Phase gehen die TeilnehmerInnen in die von ihnen ausgewählten Berufsfelder hinein: nach einer Vorbereitung in unserer Lehrveranstaltung machen sie dort eine kleine Feldstudie, sie interviewen RepräsentantInnen dieses Felds, befragen auch diese wiederum biografisch über ihren Karriereverlauf, über die Kultur der Institution usw. Schließlich wird dieses Feldwissen der verschiedenen TeilnehmerInnen wieder in die Veranstaltung zusammengetragen, um die Informationen und auch die Kontakte für alle zugänglich zu machen. In der Seminararbeit werden die methodischen Zugänge der biografischen Interviews in Beziehung zu theoretischen Texten gesetzt.

Prüfungsstoff

Literatur

Alheit, Peter: Transitorische Bildungsprozesse: Das 'biographische Paradigma' in der Weiterbildung. In: Mader, Wilhelm (Hg.): Weiterbildung und Gesellschaft. Theoretische Modelle und politische Perspektiven. 2. erw. Aufl., Bremen 1993, 343-416.

Dressel, Gert: Erfahrung und Biografiearbeit. In: AK Wien und Iff, verschlungene Wege von der Uni ins Berufsleben. Wien 2006, 29-38.

Forum Sozialforschung (Hg.): Positionierung der außeruniversitären Sozialforchung (= Forum Sozialforschung Schriftenreihe, 4). Wien 1999.

Giegel, Hans-Joachim, Strukturmerkmale einer Erfolgskarriere. In Wolfram Fischer- Rosenthal/Peter Alheit (Hrsg.), Biographien in Deutschland. Soziologische Rekonstruktion
gelebter Gesellschaftsgeschichte. Opladen 1995, 213-231.:

Hellmer, Silvia/Gert Dressel/Irene Wondratsch: An der Schnittstelle von Universität und Arbeitswelt. Biografische Methode und prozessorientiertes Lernen. Heidelberg
2013, 5-51.

Hermanns, Harry: Interviewn als Tätigkeit. In: Flick, Uwe/Ernst von Kardorff/Ines Steinke (Hg.), Qualitative Forschung, Ein Handbuch. 6. Auflage, Reinbeck bei Hamburg 2008. 360-369.

Hopf, Christel, Qualitaive Interviews - ein Überblick. In: Uwe Flick/ernst von Kardorff, Ines Steinke (Hg.), Qualitative Forschung, Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg 2010

Ruhe, Hans G.: Methoden der Biografiearbeit. Lebensspuren entdecken und verstehen. 4.akt. Aufl., Weinheim/München 2009.

Sennet, Richard: Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin 1998 (Tb-Ausgabe: 2000).

Völzke Reinhard: Biografisches Erzählen im beruflichen Alltag. Das sozialpädagogische Konzept der biografisch narrativen Gesprächsführung. In: Rekonstruktive Sozialpädagogik,
Konzepte und Methoden sozialpädagogischen Verstehens in Forschung und Praxis. Weinheim und München 1997, 271-286

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

M7.1 (IFF)

Letzte Änderung: Fr 08.02.2019 00:15