Universität Wien

190107 SE BM 9 Forschung im Feld (PP+SP) (2024S)

Spiegelungs- & Individuationsprozesse aus psychoanalytischer und sozialphilosophischer Sicht - zur Ontogenese des Subjekts in der Gegenwart des Anderen

10.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

alle Termine finden in Präsenz statt

  • Freitag 26.04. 13:15 - 18:15 Seminarraum 5 Sensengasse 3a 1.OG
  • Samstag 27.04. 10:00 - 14:45 Seminarraum 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 07.06. 13:15 - 18:15 Seminarraum 7 Sensengasse 3a 2.OG
  • Samstag 08.06. 10:00 - 14:45 Seminarraum 7 Sensengasse 3a 2.OG
  • Freitag 28.06. 13:15 - 18:15 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
  • Samstag 29.06. 10:00 - 14:45 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im ontogenetischen Menschenbild der Psychoanalyse hat sich spätestens seit den ausgehenden 1970er Jahren eine Entwicklung vollzogen, die sich aus heutiger Sicht gleichermaßen als Paradigmenwechsel wie Theoriekrise bezeichnen lässt. Neben dem
schwindenden Stellenwert der triebtheoretischen Grundlegungen Freuds und seiner Metapsychologie in den 'technischen Schriften' betrifft diese Entwicklung insbesondere das psychoanalytische Subjekt-, Rollen- und v.a. Beziehungsverständnis in der analytischen Kur, welches zunehmend weg von einer Freudschen 'one body psychology' (M. Balint, 1964) hin zu einer Zwei- bzw. Drei-Personen-Psychologie konzeptualisiert wurde. Ausschlaggebend für diesen Paradigmenwechsel waren neben intersubjektiven sozialphilosophischen Strömungen amerikanischer und kontinentaleuropäischer Provenienz eindrucksvolle Befunde der
Säuglingsforschung zu reziproken Affektregulations- und Austauschprozessen zwischen Mutter und Kind (D. Stern, 1985, D. Winnicott, 1971), die das Bild vom Säugling von einem
passiv-hilflosen ‚Triebbündel‘ zu einem aktiv-'kompetenten' Wesen (M. Dornes, 1993) wandelten, der sich in diesem intersubjektiven Verhältnis allererst als ein reflexives Selbst entwickeln und erfahren kann.
Zentrales Anliegen des Seminars wird es sein, diesem transdisziplinär zu verstehenden Paradigmenwechsel mithilfe fundierter literaturbasierter Zugänge nachzugehen und damit auch den subjektphilosophischen Begriff der Anerkennung (z.B. Butler, 2001, Benjamin, 1988) zu belichten, welche im heutigen bildungswissenschaftlichen, philosophischen und
psychoanalytischen Diskurs Konjunktur hat.

Methodik /didaktische Einheiten
• 'Think - pair - share'
• Einzelreferate/Impulsreferate
• Kleingruppenarbeit/ Workshoparbeit mit unterschiedlichen Fragestellungen an die Texte / z.B. World-Café
• Posterarbeit und Präsentation
• Expertengruppen
• Einzelarbeit und Plenarphasen

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- durchgängige Anwesenheit (max. 1 Fehleinheit)
- proaktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung
- diskussionsfähige Vorbereitung der Lektüre bzw. regelmäßige Literaturaufträge
- Gruppenimpulsreferat inkl. Handout (30% der Gesamtbewertung)
- Verfassen eines Exposés / Forschungsfrage und Literaturrecherche zur Seminararbeit (30% der Gesamtbewertung)
- Verfassen einer Seminararbeit (40% der Gesamtbewertung, Mindestkriterium)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Das Seminar gilt insgesamt als positiv bestanden, wenn mindestens die Seminararbeit als schriftliche Schlüsselleistung und zwei weitere Teilleistungen (d.h. mind. 70%) der Teilleistungen mit positivem Ergebnis bestanden wurden.

Prüfungsstoff

Alle in der Lehrveranstaltung durchgenommenen Inhalte, insbesondere auch die fachlichen und fachdidaktischen Inhalte und Überlegungen der eigenen und der im Seminar präsentierten Planungen. Unterstützendes Lernmaterial befindet sich auf Moodle.

Literatur

Altmeyer, Martin (2000): Narzissmus, Intersubjektivität und Anerkennung. In: PSYCHE, 54/2, S. 142-171. Altmeyer, Martin (2005): Innen, Außen, Zwischen. Paradoxien des Selbst bei Donald Winnicott. In Forum für Psychoanalyse 21, S. 43-57. Altmeyer, Martin. (2011). Soziales Netzwerk Psyche. In Forum der Psychoanalyse 27, 107-127. Altmeyer, Martin. (2013) Beyond Intersubjectivity: Science, the Real World, and the Third in Psychoanalysis, Studies in Gender and Sexuality, 14:1, 59-77. Altmeyer, Martin & Thomä, Horst (Hrsg.) (2006): Die vernetzte Seele. Die intersubjektive Wende in der Psychoanalyse. Stuttgart: Klett-Cotta-Verlag. Braun, Christoph (2007): Die Stellung des Subjekts. Lacans Psychoanalyse. Berlin: Parodos-Verlag. Benjamin, Jessica (1988). Die Fesseln der Liebe. Psychoanalyse, Feminismus und das Problem der Macht. Basel: Stroemfeld/Roter Stern 1990.Benjamin, Jessica (2002). Der Schatten des Anderen. Intersubjektivität - Gender - Psychoanalyse. Frankfurt a. M.: Stroemfeld. Butler, Judith (2001). Psyche der Macht. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Dammasch, Frank (2008): Triangulierung und Geschlecht. Das Vaterbild in der Psychoanalyse und die Entwicklung des Jungen. In: Dammasch, F./Katzenbach, D./Ruth, J. (Hrsg.): Lernen, Denken und Handeln aus psychoanalytischer und pädagogischer Sicht. Frankfurt a. M.: Verlag Brandes & Apsel, S. 13-39. Dornes, Martin (2000): Die emotionale Welt des Kindes. 4. Aufl. Frankfurt a. M.: Fischer-Verlag. Dornes, Martin (2004): Über Mentalisierung, Affektregulierung und die Entwicklung des Selbst. In: Forum der Psychoanalyse 20, S. 175-199. Dornes, Martin (2006a). Spiegelung - Identität - Anerkennung: Überlegungen zu kommunikativen und strukturbildenden Prozessen der frühkindlichen Entwicklung. In: Datler, W./Finger-Trescher, U./Büttner, C. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 10, 2. Aufl. Gießen: Psychosozial-Verlag, S. 48-62. Dornes, Martin (2006b): Die Seele des Kindes. 8.Aufl. Frankfurt a. M.: Fischer-Verlag. Fonagy, Peter/Gergely, György/Jurist, Elliot L./Target, Mary (2004): Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Stuttgart: Klett-Cotta-Verlag. Gergely, György/Watson, John (1996): The Social Biofeedback Theory Of Parental Affect-Mirroring. In: International Journal of Psycho-Analysis 77, S. 1181-1212. Göppel, Rolf (2006): Die Bedeutung der frühen Erfahrungen oder: Wie entscheidend ist die frühe Kindheit für das spätere Leben? In: Datler, W./Finger-Trescher, U./Büttner, C. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 10, 2-Aufl. Gießen: Psychosozial-Verlag, S. 15-36. Hegel, Georg. F. W. (1807): Phänomenologie des Geistes. Hrsg. von H. Wessels & H. Clairmont. Hamburg: Felix Meiner-Verlag, 2011. Kahlenberg, Eva (2010): Aus den Augen, noch im Sinn? Vom Selbst in Anderen. In: PSYCHE 64, S. 59-85. Klein, Melanie (1962): Das Seelenleben des Kleinkindes und andere Beiträge zur Psychoanalyse. Hrsg. von Hans A. Thorner. Stuttgart: Klett-Verlag. Köhler, Lotte (2004): Frühe Störungen aus der Sicht zunehmender Mentalisierung. In: Forum der Psychoanalyse 20, 2, S. 158-174. Küchenhoff, Joachim (1999): Verlorenes Objekt, Trennung und Anerkennung. Zur Fundierung psychoanalytischer Therapie und psychoanalytischer Ethik in der Trennungserfahrung. In: Forum der Psychoanalyse 15, S. 189-203. Küchenhoff, Joachim (2005): Die Achtung vor dem Anderen. Psychoanalyse und Kulturwissenschaft im Dialog. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 7-24. Lacan, Jacques (1973): Schriften I. Olten: Walter-Verlag, 1986. Lacan, Jacques (1978): Seminar XI. Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse. Olten: Walter-Verlag. Mayer, Ralf (2012): Vom Spiegel zur symbolischen Ordnung - Subjekt, Medialität und Biographie (unveröff.). Meyer-Drawe, Käte (1990): Illusionen von Autonomie. Diesseits von Ohnmacht und Allmacht des Ich. München: Kirchheim-Verlag.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BM 9 FoFe (PP+SP)

Letzte Änderung: Di 05.03.2024 10:26