Universität Wien

190117 VO PaP 1: Einführung in Psychoanalyse und ihre Bedeutung für psychosoziale Praxis (2024W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Mo 14.10. 16:45-18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die VO wird wöchentlich ab Montag, 14.10.2024 zu den bereits angegebenen Zeiten in Präsenz abgehalten.
Im Wintersemester 2024 findet die Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch ab Montag, 21.10.2024, 18:30 nach Vereinbarung und Voranmeldung im Zimmer A0307 beim Eingang des Instituts für Philosophie (NIG) statt.

  • Montag 21.10. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 28.10. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 04.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 11.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 18.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 25.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 02.12. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 09.12. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 16.12. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 13.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß
  • Montag 20.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal I NIG Erdgeschoß

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

LV-Ziele: Die Lehrveranstaltung zielt darauf ab, die Studierenden des EC-PaP Psychoanalyse und ihre Relevanz für Psychotherapie und andere Formen psychosozialer Praxis in die Grundlagen der
Psychoanalyse und deren Bedeutung für die Psychotherapie und andere Formen psychosozialer Praxis einzuführen und den Studierenden die einschlägigen Instrumente zugänglich zu machen.

LV-Inhalte: Nach einer Einführung in die Geschichte und die Grundlagen der Theorie und Behandlungsmethode der Psychoanalyse sowie in die Grundzüge der Forschung in der
Psychoanalyse wird in der Lehrveranstaltung ein spezieller Akzent auf die Bereiche der Psychotherapie und der psychosozialen Praxis gelegt. Mit manchen Versuchen das analytische Setting zu modifizieren, antizipierte Sándor Ferenczi die Psychotherapie der Gegenwart. Diese Versuche gründeten u. a. auf dem praktischen Bedürfnis, ein breiteres Spektrum von Patient*innen zu behandeln. Darüber hinaus vertrat Ferenczi die Meinung, dass die Behandlungstechnik sich nach der Eigenart des Krankheitsfalles, also der Patient*in, ausrichten muss. Dieses Prinzip wird für Ferenczi - mehr als je zuvor - bis 1931 gelten, wenn er behaupten wird, dass die Analytiker*in Variationen im analytischen Setting finden soll, um
die Analyse auch in schweren, mit der üblichen Technik nicht zu bewältigenden Fällen zu ermöglichen (Giampieri-Deutsch 1995).
In seinen technischen Schriften hatte schließlich auch Freud für die Psychotherapie in Anstalten die Möglichkeit von 'Modifikationen' (Freud 1910d, S. 107-109; Freud 1919a [1918], S. 192-194) der psychoanalytischen Behandlungstechnik eingeräumt. Die VO stellt modellhaft die Geschichte und Gegenwart des Ambulatoriums der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung vor und vergleicht dieses mit dem Ambulatorium in Berlin.

Weiter zeigt die VO die lokale Entstehung und Entwicklung der psychoanalytischen Pädagogik, am Beispiel der Geschichte der Initiativen in Wien vor der Emigration (wie z.B.:
Kinderheim Baumgarten, Erziehungsberatungsstelle im Ambulatorium der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, Gründung der Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik,
Burlingham-Rosenfeld Schule in Hitzing, Kindergarten am Rudolfsplatz, Jackson-Day-Nursery am Rudolfsplatz u.a.). Auch die Gründungsgeschichte des Anna Freud National Centre for Children and Families wird thematisiert, dessen Grundsteine von Anna Freud in der Emigration in London gelegt wurden. Ab 1938 hatte die nach London emigrierte Anna Freud sich dem Thema der Beziehung
zwischen behandelnder Person, inklusive der Pflegeperson, und den Patient*innen angenommen und aims, contents and
method of the course: sie hatte die Psychoanalyse - bereits im Jahr 1940 - durch die Gründung ihrer Hampstead War Nurseries für die wegen des Zweiten Weltkriegs obdachlosen und verwaisten Kinder in die britische Gesundheitsversorgung eingeführt. In der Nachkriegszeit hatte Anna Freud die Psychoanalyse und
ihre modifizierte Anwendung in der psychosozialen Versorgung im Gesundheitswesen verankern können. Anna Freud hatte zunächst im Jahr 1947 durch die Entwicklung der Hampstead Child Therapy Course, dann im Jahr 1951 durch den Aufbau der The Hampstead Clinic und schließlich durch die Errichtung des Anna Freud Centre - jetzt Anna Freud National Centre for Children and Families - die Psychoanalyse und die Kinderanalyse und deren Modifikationen als anerkannte Behandlungen im Gesundheitssystem etablieren können. Dieses Zentrum ist auch zu einer der bedeutendsten Einrichtungen der klinischen und empirischen Forschung in der Psychoanalyse avanciert (Giampieri-Deutsch 2022, S. 529-533).

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

LV-Methoden: Die LV wird als wöchentliche VO in Präsenz mit anschließender Diskussion geplant, welche sich anhand einer multimedialen Präsentation der Materialien entfaltet, die auf Moodle hochgeladen werden. Die Studierenden werden ermutigt, sich an der Diskussion zu beteiligen. Auch die Kasuistik wird vorbereiteit, um ein vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

LV-Prüfungsmodalitäten: Multiple-Choice-Prüfung mit Single-Choice-Items in Präsenz im Open-Book-Format: d.h. die Studierenden können zur Prüfung die Texte des Prüfungsstoffs aus dem Prüfungsverzeichnis der VO verwenden. Der Prüfungsstoff ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur
der VO.
Die Multiple-Choice-Items dienen zum Verständnis des Unterrichtsstoffes, insbesondere zum Erfassen von Sachverhalten und Zusammenhängen. Bei Single-Choice-Items gibt es eine einzige richtige Antwort (= Single-Choice). Alle anderen Antwortmöglichkeiten sind eindeutig falsch.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

LV-Mindestanforderungen: Vorbereitung des Prüfungsstoffs der VO mittels der Materialien, welche auf Moodle hochgeladen werden. Teilnahme an der Multiple-Choice-Prüfung auf Papier mit Single-Choice-Items in Präsenz im Open-Book-Format.

In der Sprechstunde können die Studierenden ein Feedback über ihre laufende Leistung erhalten.

Prüfungsstoff

LV-Prüfungsstoff: Das Prüfungsverzeichnis ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO, welche in der wöchentlichen VO ausgearbeitet, und anschließend in der VO und auf Moodle bekanntgegeben wird.

Literatur

In der vorliegenden Literaturliste werden bei Sigmund Freud die Werke aus: Freud, S. Gesammelte Werke. Bde. 1-17. London: Imago Publishing 1940-52 (seit 1960: Frankfurt am Main: Fischer); Bd. 18 u Nachtragsbd. Frankfurt am Main: Fischer 1968 und 1987; die Jahresangaben werden aus der 'Bibliographie' in: Meyer-Palmedo, I., Fichtner, G., Hg. (1989). Freud-Bibliografie mit Werkkonkordanz. Frankfurt am Main: Fischer, S. 15-90 entnommen.
Datenbank Psychoanalytic Electronic Publishing (PEP): http://www.pep-web.org.uaccess.univie.ac.at

Bolognini, S. (2003). Die psychoanalytische Einfühlung. Gießen: Psychosozial-Verlag.
Bolognini, S. (2011). Verborgenen Wege. Die Beziehung zwischen Analytiker und Patient. Gießen: Psychosozial-Verlag.
Dwork, D. (1991). Children with a Star: Jewish Youth in Nazi Europe. New Haven: Yale University Press.
Etchegoyen, H.R. (1991). The Fundamentals of Psychoanalytic Technique. London und New York: Karnac Books.
Ferenczi, S. (1908). Psychoanalyse und Pädagogik. Bausteine zur Psychoanalyse. Arbeiten (1908-1933). Bern, Stuttgart und Wien: Hans Huber, Bd. 3, S. 9-22, 3. Auflage: 1984.
Freud, S. (1910d). Die zukünftigen Chancen der psychoanalytischen Therapie. GW 8: 104-115.
Freud (1916-1917a [1915-17]). Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 11.
Freud, S. (1919a [1918]). Wege der psychoanalytischen Therapie. GW 12:183-194.
Freud, S. (1933a [1932]). Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 15.
Giampieri-Deutsch, P. (1995). Ferenczis Beitrag zur Theorie des psychoanalytischen Prozesses anhand der Periodisierung seiner Schriften. Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis 10/3: 259-291.
Giampieri-Deutsch (2017). Die Rückkehrerin Hedda Eppel (1919-2004): ihr Beitrag zur Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und zur internationalen Psychoanalyse. In Return from Exile - Rückkehr aus dem Exil: Exiles, Returnees and their Impact in the Humanities and Social Sciences, hg. W. Zacharasiewicz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, S. 363-373.
Giampieri-Deutsch, P. (2018). Zu den Ursprüngen der Frage der Voraussage in der Psychoanalyse in Wien und zu ihrer Fortsetzung in der Emigration. In Strukturen und Netzwerke - Medizin und Wissenschaft in Wien 1848-1955, hg. D. Angetter, B. Nemec, H. Posch, Ch. Druml, P. Wendling. Göttingen und Wien: V & R unipress und Vienna University Press, S. 763-785
Giampieri-Deutsch, P. (2019). Das Problem des Fremdpsychischen: Wittgensteins Beitrag und die wissenschaftliche Forschung, insbesondere der Psychoanalyse. Bollettino Filosofico 34: 90-110.
Giampieri-Deutsch, P. (2020). Freuds dynamisches Strukturmodell des Mentalen im 21. Jahrhundert. Einführung in Freuds Schriften Das Ich und das Es (Freud 1923b) und 'Die Zerlegung der psychischen Persönlichkeit' (Freud 1933a [1932]). In Freuds dynamisches Strukturmodell des Mentalen im 21. Jahrhundert. Sigmund Freuds Werke. Wiener Interdisziplinäre Kommentare, Bd. IV, hg., mit einer Einführung versehen und kommentiert von P. Giampieri-Deutsch. Göttingen und Wien: Vienna University Press, V & R unipress Vandenhoeck & Ruprecht, S. 9-82.
Giampieri-Deutsch, P. (2022a). Entwicklung der therapeutischen Beziehung in der Psychoanalyse und der Psychotherapie und ihre Auswirkungen auf die Medizin in Wien und in der Emigration. In Medizin in Wien nach 1945, hg. B. Nemec, H.-G. Hofer, F. Seebacher, W. Schütz. Göttingen: Vienna University Press, Vandenhoeck & Ruprecht, S. 513-536.
Giampieri-Deutsch, P. (2022b). Einfühlung: Perspektiven der Psychoanalyse. Einblicke in die psychoanalytische Behandlung und die empirische Forschung. Bollettino Filosofico 37: 87-103.
Sandler, J., Dare, C., Holder, A. (1991 [1971]). Die Grundbegriffe der psychoanalytischen Therapie. Stuttgart: Klett-Cotta/The Patient and the Analyst. London: Allen & Unwin.
Shapira, M. (2015 [2013]). The War Inside. Psychoanalysis, Total War, and the Making of the Democratic Self. Cambridge: Cambridge University Press.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

EC691-PaP1

Letzte Änderung: Do 26.09.2024 15:06