Universität Wien

190136 VO Pflichtmodul: Vertiefung in psychoanalytische Theorie u. deren Relevanz f. verschiedene Disziplin (2018W)

Psychoanalyse und religiöse Erfahrung. Von Freud zu seinen NachfolgerInnen

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

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Im WS 2018/19 wird die Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch montags ab 15.10.2018 nach Vereinbarung stattfinden.

Montag 15.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 22.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 29.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 05.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 12.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 19.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 26.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 03.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 10.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 07.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 14.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Montag 21.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele: Die Lehrveranstaltung zielt darauf ab, die Studierenden des EC Psychoanalyse den religionspsychologischen Texten Freuds anzunähern und diese Studien in den Zusammenhang seines Werkes zu stellen, um sie dann aus der Perspektive der gegenwärtigen Psychoanalyse erneut betrachten zu können. Um Einblick in die weitere Entwicklung der psychoanalytischen Religionspsychologie zu gewähren, werden neue ausgewählte psychoanalytische Untersuchungen zur religiösen Erfahrung berücksichtigt.

Inhalte: In der 10. Vorlesung zur Symbolik im Traum der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse hob Freud auch die Religionslehre hervor: (Zitat) Es spinnen sich bei der psychoanalytischen Arbeit Beziehungen zu so vielen anderen Geisteswissenschaften an, deren Untersuchung die wertvollsten Aufschlüsse verspricht, zur Mythologie wie zur Sprachwissenschaft, zum Folklore, zur Völkerpsychologie und zur Religionslehre. (Zitatende) (Freud 1916-17a [1915-17], S. 170).
Später rief Freud in seinem Buch Die Frage der Laienanalyse (Freud 1926e) die Humanwissenschaften darunter die ReligionspsychologInnen auf, die psychoanalytische Technik auf ihre eigenen Forschungsgegenstände, in diesem Fall die Religion anzuwenden, und meinte sogar, dass die gegenwärtige klinische Anwendung der Psychoanalyse als Psychotherapie bloß eine Möglichkeit unter ihren vielen Anwendungen sei: (Zitat) Als ‚Tiefenpsychologie‘, Lehre vom seelisch Unbewußten, kann sie all den Wissenschaften unentbehrlich werden, die sich mit der Entstehungsgeschichte der menschlichen Kultur und ihrer großen Institutionen wie Kunst, Religion und Gesellschaftsordnung beschäftigen. (Zitatende) (Freud 1926e, S. 283) Daraus zog Freud die Schlussfolgerung: (Zitat) Der Gebrauch der Analyse zur Therapie der Neurosen ist nur eine ihrer Anwendungen; vielleicht wird die Zukunft zeigen, daß sie nicht die wichtigste ist. (Zitatende) (Freud 1926e, S. 283-284)
Auch zu den festeren Bestandteilen und unter die grundlegenden Disziplinen der beruflichen Ausbildung von PsychoanalytikerInnen reihte Freud die Religionspsychologie: (Zitat) Ohne eine gute Orientierung auf diesen Gebieten steht der Analytiker einem großen Teil seines Materials verständnislos gegenüber. (Zitatende) (Freud 1926e, S. 281)
Trotz seiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Religion entging Freud die Bedeutung der religiösen Erfahrung für die Menschheit. Immer wieder reduzierte Freud die religiöse Erfahrung auf eine Illusion, wie u. a. in Die Zukunft einer Illusion (Freud 1927c) oder in der 35. Vorlesung Über eine Weltanschauung in Neue Folgen der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (Freud1933a [1932]). Freud führte die religiöse Erfahrung auf eine Wiederauflage der intensiven Gefühle im Rahmen der parentalen Beziehung zwischen dem ohnmächtigen, bedürftigen Kind und dem allmächtigen, strafenden, jedoch auch schützenden Vater zurück. Erst die Psychoanalyse der Gegenwart, die dem Phänomen der globalen Renaissance der Religionen Rechnung tragen muss, beginnt eine erneute, vertiefte Untersuchung der religiösen Erfahrung aufzunehmen.
Im Rahmen der VO werden Freuds klassische Hauptwerke zur Religionspsychologie wie Totem und Tabu (Freud 1912-1913a), Die Zukunft einer Illusion (Freud 1927c), Das Unbehagen in der Kultur (Freud 1930a [1929]), die 35. Vorlesung Über eine Weltanschauung in Neue Folgen der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (Freud1933a [1932]), Der Mann Moses und die monotheistische Religion (Freud 1939a [1934-38]) sowie seine kürzeren Texte, von Zwangshandlungen und Religionsübungen (Freud 1907b) bis zu Ein religiöses Erlebnis (Freud 1928a), im Lichte der einschlägigen Sekundärliteratur.
Zur Kernfrage der religiösen Erfahrung werden anschließend neuere Ansätze von PsychoanalytikerInnen wie Donald Winnicott (1958, 1971), Ana-Maria Rizzuto (1991, 1998), Antoine Vergote (1978, 1978-87, 1998, 2007), William Meissner (1984, 2002) und Shmuel Erlich (2006, 2013, 2015) bis zur Gegenwart herauf herangezogen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderungen: Teilnahme an der VO und/oder Arbeit mit Moodle. Modalität der schriftlichen Prüfung: die Beantwortung von Fragen über ausgewählte kleine Texte im Prüfungsverzeichnis und ein Exposé über einen Text eigener Wahl aus den längeren Texten im Prüfungsverzeichnis. Das Prüfungsverzeichnis ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO, die in der VO ausgearbeitet, und anschließend in der VO und im Moodle bekanntgegeben wird.

Beurteilungsmaßstab: Die Gesamtleistung der schriftlichen Prüfung wird mit der fünfteiligen Notenskala: sehr gut (1), gut (2), befriedigend (3), genügend (4) bzw. nicht genügend (5) beurteilt. In der Sprechstunde können die Studierenden ein Feedback über ihre laufende Leistung erhalten.

Prüfungsstoff

Eine Kurzliste aus der LV-Literatur der VO wird in der VO ausgearbeitet und anschließend im Moodle bekanntgegeben.

Literatur

In der vorliegenden Literaturliste werden bei Sigmund Freud die Werke aus: Freud, S. Gesammelte Werke. Bde. 1-17. London: Imago Publishing 1940-52 (seit 1960: Frankfurt am Main: Fischer); Bd. 18 und Nachtragsbd. Frankfurt am Main: Fischer 1968 und 1987 sowie
die Jahresangaben seiner Publikationen werden aus der Bibliographie in: Meyer-Palmedo, I. und Fichtner, G., Hg. (1989). Freud-Bibliographie mit Werkkonkordanz. Frankfurt am Main: Fischer, S. 15-90 entnommen.

Erlich, H. S. (2006). Der Mann Freud: A contemporary perspective on his and our Jewish and psychoanalytic identity. In New Perspectives on Freud's Moses and Monotheism, hg. R. Ginsburg und I. Pardes. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, S. 235-244.
Erlich, H. S. (2013). The Couch in the Marketplace: Psychoanalysis and Social Reality. London: Karnac.
Erlich, H. S. (2015). Will two walk together, except they have agreed? Onthe encounter between psychoanalysis and religion. 4. Maimonides Keynote Lecture. Unveröffentlichtes Manuskript.
Freud, S. (1907b). Zwangshandlungen und Religionsübungen. GW 7: 129-139.
Freud, S. (1912-1913a). Totem und Tabu. Über einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker. GW 9.
Freud, S. (1913j). Das Interesse an der Psychoanalyse. G.W. 8: 389-420.
Freud, S. (1916-17a [1915-17]). Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 11.
Freud, S. (1927c). Die Zukunft einer Illusion. GW 14: 325-380.
Freud, S. (1928a). Ein religiöses Erlebnis. GW 14: 393-396.
Freud, S. (1930a [1929]). Das Unbehagen in der Kultur. GW 14: 419-506.
Freud, S. (1933a [1932]). 35. Vorlesung. Über eine Weltanschauung. Neue Folgen der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 15: 170-197.
Freud, S. (1939a [1934-1938]). Der Mann Moses und die monotheistische Religion: Drei Abhandlungen. GW 16: 103-246.
Freud, S. und Pfister, O. (1963a [1909-1939]). Briefe 1909-1939, hg. E. L. Freud und H. Meng. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.
Kristeva, J. (1985). Au commencement était l´amour. Psychanalyse et foi. Paris: Hachette.
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Winnicott, D. (1971). Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart: Klett-Cotta.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

EC192 Pflichtmodul

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37