Universität Wien

190147 SE Theorie und Praxis des Erziehens und Beratens (2010S)

Kollektive Erinnerungsarbeit zu Mutterbildern

3.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 04.03. 18:00 - 20:00 (Seminarraum 1, Maria-Theresien-Str.3/Parterre, 1090 Wien)
  • Samstag 06.03. 12:00 - 19:00 (Seminarraum 1, Maria-Theresien-Str.3/Parterre, 1090 Wien)
  • Sonntag 07.03. 10:00 - 15:00 (Seminarraum 1, Maria-Theresien-Str.3/Parterre, 1090 Wien)
  • Samstag 19.06. 12:00 - 19:00 (Seminarraum 1, Maria-Theresien-Str.3/Parterre, 1090 Wien)
  • Sonntag 20.06. 10:00 - 15:00 (Seminarraum 1, Maria-Theresien-Str.3/Parterre, 1090 Wien)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt der Lehrveranstaltung ist es, die Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit in einem praktischen Durchlaufen eines Forschungsprozesses kennenzulernen und dann zu reflektieren.

Thema der Forschung sind die "Mutterbilder", die alle TeilnehmerInnen verinnerlicht haben - geprägt durch die Erfahrungen als Kind, eventuell als PädagogIn oder als Mutter/Vater, geprägt aber auch durch gesellschaftliche Diskurse.

Eine Annnahme ist, dass es eine Diskrepanz der Mutterbilder aus pädagogischen Theorien und dem tatsächlichen Alltag von Müttern gibt. In unserer Gesellschaft tragen nach wie vor die Mütter die Hauptzuständigkeit für die Erziehung der Kinder. Gleichzeitig sind sie als gesellschaftliche Gruppe wenig präsent, haben wenige Einflussmöglichkeiten und finden etwa in der Arbeitswelt und im Alltag zahlreiche Hindernisse vor.
Wie wird diese Diskrepanz von Allmacht (dem Kind gegenüber) und Ohnmacht (in der tatsächlichen Gestaltung ihrer Lebensverhältnisse) der Mütter in der individuellen Erinnerung der TeilnehmerInnen verarbeitet? Wie prägt diese individuelle Vergesellschaftung die Bilder von Müttern: das der eigenen Mutter, Bilder von anderen Müttern (mit denen die LehramtstudentInnen ja beruflich immer wieder konfrontiert sein werden), und die Vorstelllungen von sich selbst als (zukünftiger/m) Mutter oder Vater? Wie beeinflussen gesellschaftliche Diskurse über Mutterbilder die eigene Wahrnehmung und deren Interpretation? Wie werden Mütter im schulischen Kontext wahrgenommen?
Das sind Fragen, mit denen sich die TeilnehmerInnen in der Lehrveranstaltung auseinandersetzen werden, immer der Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit folgend.

Inhalt der Lehrveranstaltung ist es auch, Anwendungen der Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit in Forschung und Bildung, speziell im Bereich der LehrerInnenbildung vorzustellen, und Zusammenhänge mit anderen Theorien und Methoden zu diskutieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Selbstverfasste "Geschichte", nach den Kriterien der Kollektiven Erinnerungsarbeit, als Forschungsmaterial
- Seminararbeit (Gruppenarbeit), Bearbeitung der "Geschichten" und Forschungsergebnisse
- Präsentation der Forschungsergebnisse (Gruppenpräsentation)
- Aktive Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe
- Durchgängige und aktive Anwesenheit bei den Seminarterminen

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel der Lehrveranstaltung ist es, die StudentInnen mit der Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit in einem gemeinsamen Forschungsprozess vertraut zu machen. Diese Methode ist von Frigga Haug u.a. entwickelt worden und die Ergebnisse von Forschungen mit der Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit sind in mehreren Büchern dieser Wissenschaftlerin beschrieben worden.

Episoden aus der Erinnerung der StudentInnen ("Geschichten") dienen als Ausgangspunkt, um Muster (weiblicher) Vergesellschaftung sichtbar zu machen und damit in der Folge die Handlungsfähigkeit zu erweitern. Die StudentInnen bearbeiten die "Geschichten" in Arbeitsgruppen (dem Kollektiv), in denen sie sowohl ForscherInnen als auch Beforschte sind.
Ziel des Forschungsprozesses ist es durch Erkenntnisse auch die eigene Handlungsfähigkeit zu erweitern - in diesem Fall zum Thema der "Mutterbilder".

Ein weiteres Ziel der Lehrveranstaltung ist es, dass die StudentInnen durch die Anwendungen der Methode im Bereich der LehrInnenbildung ihre eigenen Handlungsoptionen als PädagogInnen erweitern.

Prüfungsstoff

Die Lehrveranstaltung folgt dem Modell des Lernens durch Erfahrung. Die StudentInnen lernen die Methode der Kollektiven Erinnerungsarbeit kennen, indem sie sie in einem gemeinsamen Prozess durchlaufen und dann reflektieren und evaluieren.

Es hat sich in den vielen Jahren der Lehrveranstaltung bewährt, diese geblockt durchzuführen, da nur so die nötige Dichte und Intensität entsteht, die für diese Methode notwendig ist.

Die StudentInnen werden zunächst die theoretischen Grundannahmen der Methode, Beispiele der Anwendung und Forschungsergebnisse kennen lernen. Zwischen den Blockterminen bearbeiten die StudentInnen in ihren Arbeitsgruppen eigenständig, aber unter Supervision, ihre "Geschichten", wenden also den vorher theoretisch beschriebenen Forschungsprozess unmittelbar an.
In einem Abschlussblock präsentieren die Arbeitsgruppen ihre Forschungsergebnisse, evaluieren den Forschungsprozess und lernen, den Bezug zwischen ihren Ergebnissen und wichtigen Theorien der Frauenforschung und der sozialwissenschaftlichen Forschung herzustellen.

Die Seminargestaltung folgt den Prinzipien des Lernens von Erwachsenen.

Literatur

Zum Thema Kollektive Erinnerungsarbeit:

Haug, Frigga (Hg), 1990: Erinnerungsarbeit. Argument Verlag Hamburg

Haug, Frigga, 1999: Vorlesungen zur Einführung in die Erinnerungsarbeit. Argument Verlag Hamburg

Zum Thema Mutterbilder:

Badinter, Elisabeth, 1984: Die Mutterliebe. Geschichte eines Gefühls vom 17. Jahrhundert bis heute. München

Beck-Gernsheim, Elisabeth, 1989: Mutterwerden - der Sprung in ein neues Leben. Frankfurt

Debold/Malave/Wilson, 1994: Die Mutter-Tochter Revolution. Reinbek

Figes, Kate,1999: Babyblues. Was Ihnen selbst Ihre beste Freundin nie übers Muttersein verraten würde. Frankfurt/M.

Ellison, Katherine, 2006: Mutter sein macht schlau. Kompetenz durch Kinder. München

Hrdy Sarah Blaffer, 2000: Mutter Natur. Die weibliche Seite der Evolution. Berlin

Kaplan, Paula, 1990: So viel Liebe - so viel Hass. Zur Verbesserung der Mutter-Tochter-Beziehung. Köln

Lerner, Harriet, 2003: Der Tanz ums Kind. Wie Muttersein unser Leben verändert. Frankfurt a.M.

De Marneffe, Daphne, 2005: Die Lust, Mutter zu sein. München

Ruddick, Sara, 1993: Mütterliches Denken. Frankfurt/Main

Schenk, Harrad, 1996.: Wieviel Mutter braucht der Mensch? Der Mythos von der guten Mutter. Köln

Schütze,Yvonne, 1986.: Die gute Mutter. Bielefeld

Thurer, Shari, 1995: Mythos Mutterschaft. München

Vinken Barbara, 2001: Die deutsche Mutter. Der lange Schatten eines Mythos. München

Wiegand, G., 1998.: Selbstveränderung von Müttern aus subjektiver Sicht. Ein Beitrag zur psychoanalytischen Frauenforschung. Gießen


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37