Universität Wien

190185 SE M7.3 Entwicklungsprozesse in Beratung und Psychotherapie (2015W)

Das Spannungsfeld von Primäraufgabe, Rolle und Person in psychodynamischer Beratung.

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 12.10. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Montag 02.11. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Montag 23.11. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Montag 07.12. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Montag 18.01. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Montag 25.01. 09:00 - 13:00 Medien-und Methodenlabor Sensengasse 3a 2.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Beratung als pädagoisch-psychosozialem Hilfeangebot kommt eine steigende Relevanz zu. Ein zentrales Argument dafür wird häufig genannt, dass das Leben in der Postmoderne zwar eine individuellere Lebensführung ermöglicht, zugleich aber auch neue Unsicherheiten schafft, weil sich traditionelle Lebensformen auflösen. Auch die Folgen der Globalisierung erhöhen und beschleunigen Veränderungsprozesse, die auf die konkreten Lebensbedingungen der Individuen zurückwirken. Beratung kommt in diesem Zusammenhang eine wachsende
Bedeutung zu. Sie profiliert und professionalisiert sich derzeit als soziale Hilfe- und Unterstützungsform und wird zu einer Dienstleistung, die von Menschen in unterschiedlichen Lebensabschnitten und wechselnden Fragestellungen mit zunehmender Selbstverständlichkeit
immer wieder in Anspruch genommen wird. Legt man das Fachverständnis der Deutschen
Gesellschaft für Beratung zugrunde, dann befasst sich Beratung auf einer theoriegeleiteten Grundlage mit unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben und multifaktoriell bestimmten Problem- und Konfliktsituationen von KlientInnen.
Verschiedene Beratungsansätze haben sich aus psychotherapeutischen Schulen entwickelt.
Einen bedeutenden Platz nimmt dabei die Psychoanalyse ein, welche die theoretischkonzeptive Grundlage von unterschiedlichen pädagogischen bzw. psychosozialen Beratungsformaten
darstellt. Die Psychoanalyse stellt mit ihren anthropologischen Grundlagen, ihrer Entwicklungspsychologie, ihrer Persönlichkeitstheorie und ihrer Behandlungsmethodologie eine breite und fundierte Grundlage für Beratungsprozesse dar. Psychoanalytische Beratung, die als psychodynamische Beratung Eingang in die Literatur gefunden hat, wird u.a. als Beratung bei beruflichen Konfliktsituationen, bei der Reflexion professionellen Handelns in pädagogischen und psychosozialen Handlungsfeldern oder als
Fallanalysen in der Ausbildung von professionellen Berufen angewandt. In den genannten Beratungszusammenhängen geht es - in unterschiedlichen Gewichtungen - um die Reflexion des beruflichen Handelns, das von (ausgebildeten oder auszubildenden) Personen in der Ausübung ihrer beruflichen Rolle im Kontext je spezifischer Arbeitsorganisationen ausgeübt
wird.
Es ist ein triadisches Zusammenwirken von der Person mit ihren individuellen Persönlichkeitsstrukturen,
ihren Konflikt- und Abwehrstrategien, der beruflichen Rolle mit ihren Anforderungen,
die sich aus der beruflichen Aufgabe und Anforderungen an die Klientenarbeit ergibt,
sowie aus den strukturell-gesellschaftlichen Gegebenheiten der Organisation, in der die Arbeit geleistet wird. Dieses triadische Geschehen zu verstehen, erfordert ein differenziertes Wissen über psycho- und organisationsdynamischen Zusammenhänge. Ausgehend von der Annahme eines dynamischen Unbewussten, das bei der Gestaltung der beruflichen Rolle
wirksam wird, können latente Prozesse in Organisationen als institutionelle Abwehrprozesse identifiziert werden.
In psychodynamischen Beratungskonzepten wird das Zusammenwirken von Person, Rolle
und Organisation auf der manifesten und latenten Ebene und die daraus folgenden Konsequenzen für die Arbeit mit KlientInnen, PatientInnen bzw. SchülerInnen und anderen AdressatInnen beruflicher Bemühungen beschrieben. Damit werden Beratungsprozesse nicht auf die Dynamik von Berater und Ratsuchenden reduziert, sondern in ihrer der Komplexität theoretisch
fundiert verstehbar.
In der Lehrveranstaltung werden grundlegende Theorien psychodynamischer Beratung erarbeitet.
Der besondere Schwerpunkt liegt auf Konzepten der Beratung von beruflicher Arbeit
in der Aus- und Weiterbildung. Im Mittelpunkt steht, wie der Titel der Lehrveranstaltung nahe
legt, das Erleben der Person in ihrer beruflichen Rolle, die in einer spezifischen Organisation geleistet wird und wie dies in Beratungsprozessen reflektiert werden kann.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Aktive Mitarbeit im Seminar
Präsentationen im Seminar
Interviewführung
Verfassen einer Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Die Studierenden lernen die Grundlagen von psychodynamischer Beratung (psychoanalytische
Persönlichkeitsannahmen, methodische Konzepte) kennen.
- Die Studierenden erarbeiten die Unterschiede von Person, Rolle und Organisation.
- Die Studierenden entwickeln ein theoriegeleitetes Verständnis für die triadische
Grundstruktur im Beratungsprozess.
- Die Studierenden verbessern ihre Kompetenz, theoretische Texte zu analysieren und zu diskutieren.
- Die Studierenden können die theoretischen Ableitungen im Rahmen einer qualitativen
Einzelfallstudie diskutieren.

Prüfungsstoff

In der ersten Phase des Seminars werden von allen Studierenden Texte gelesen und diskutiert, um eine gemeinsame theoretische Grundlage zu erwerben. Dabei werden Grundbegriffe der psychodynamischen Beratung, der Bedeutung von Person, Rolle und primäre Aufgabe sowie des triadischen Verständnisses von Beratung erarbeitet.
In der zweiten Phase des Seminars führen die Studierende Interviews mit pädagogischen
Professionals durch, die sie vor dem Hintergrund einer Forschungsfrage zum Seminarthema diskutieren und reflektieren.
Auf Basis der Interviewanalysen verfassen die Studierenden Seminararbeiten, die die Voraussetzung für den positiven Abschluss des Seminars darstellt.

Literatur

Literatur zur LV (Auswahl)

Menzies Lyth, I. (1989): The Dynamics of the Social. Free Association Books: London
Möller, H. (2010): Beratung in einer ratlosen Arbeitswelt. Vandenhöck und Ruprecht: Göttingen
Möller, H., Lohmer, M. (2013): Psychoanalyse in Organisationen. Kohlhammer: Stuttgart
Schnoor, H. (Hg.) (2012): Psychodynamische Beratung in pädagogischen Handlungsfeldern.
Psychosozial Verlag: Gießen
Steinhardt, K. (2007): Psychoanalytisch orientierte Supervision – auf dem Weg zu einer Proession?
Psychosozial Verlag: Gießen

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

M7.3

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37