Universität Wien

190204 SE M5.4 Historische und gesellschaftliche Bedingungen des Lehrens und Lernens (2014S)

Wie kleine Kinder die Welt sehen sollten: Österreichische Grundschulbücher der Jahre 1900 bis 2000 in gesellschaftlicher, politischer und didaktischer Perspektive. Zugleich kritisches Lektorat eines im Entstehen begriffenen Sammelbandes zum Thema

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

LV-Termine: 06.03., 20.03., 03.04., 15.05., 05.06. (außerhalb des 14-tägigen Rhythmus!), 12.06., 26.06.

Weitere Informationen zur LV werden rechtzeitig vor Ende der Anmeldfrist im VVZ bereitgestellt.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 06.03. 15:00 - 18:15 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
Donnerstag 20.03. 15:00 - 18:15 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
Donnerstag 03.04. 15:00 - 18:15 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
Donnerstag 15.05. 15:00 - 18:15 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
Donnerstag 05.06. 15:00 - 18:15 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
Donnerstag 12.06. 15:00 - 18:15 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG
Donnerstag 26.06. 15:00 - 18:15 Seminarraum 6 Sensengasse 3a 2.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Verglichen mit Sekundarstufenbüchern sind Volksschulbücher wenig erforscht. Dabei stellen sie eine Herausforderung dar, die hinausgeht über Fragen des Lesen- und Rechnenlernens, lernen Kinder doch schon im 1. Schuljahr mit Hilfe von Schulbüchern weit mehr als "nur" Lesen und Rechnen: Zusammen mit dem Entziffern bereits der ersten Texte (und mit frühem Rechnen) wird Kindern eine bestimmte Welt nahegebracht - jene Welt, die in der Schule etwas gilt. Dass der Blick, den Kinder ihrerseits auf Welt richten, davon nicht unbeeinflusst bleibt, ist (ohne schnelle Wirkungsunterstellung) plausibel, stehen die ersten Schulbücher doch wie Gatekeeper am Beginn eines neuen Lebensabschnittes, dem des "Schulkindes". Der Zeitraum von 1900 bis 2000 umfasst beträchtlichen gesellschaftlichen, didaktischen und regimespezifischen Wandel (Monarchie, Erste Republik, Dollfuß-/Schuschnigg-Regime, Nationalsozialismus, Zweite Republik). Ist dieser Kontext ein Bedingungsgefüge für Schulbücher, das sich dort auch ablesen lässt? Und umgekehrt: Ausgehend von Schulbüchern - was bedeuten dort vorfindbare erstaunliche Kontinuitäten, die vorhanden sind trotz des Wechsels z.B. verfeindeter politischer Regime für eben deren Einschätzung?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Diskussion von Volksschulbüchern. Tandemaufgabe: Schriftliche Ausarbeitung über die gewählte DA und, so bereits vorliegend, den Aufsatz (genauer im SE); Präsentation im SE, Abgabe von Empfehlungen an die jeweilige Verfasserin des Sammelband-Beitrages.
Eine SE-Arbeit kann geschrieben werden; auf Basis der erfolgten Ausarbeitung und der SE-Diskussion darüber sollte das durchaus machbar sein, zumal die Auseinandersetzung mit Diplomarbeiten das Sensorium für Standards von Sach- bzw. Wissenschaftstexten schärft; bei Formulierung der Fragestellung sind wir behilflich.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

In den ersten SE-Terminen: Die SE-TeilnehmerInnen sollen sich einen Überblick über Schulbuchforschung verschaffen, Forschungsdesiderate identifizieren können, eine Musterung von VS-Büchern aus dem 20. Jahrhundert vornehmen und probeweise Fragestellungen entwickeln.
Die zentrale Aufgabe des SE ist die Auseinandersetzung mit einigen Diplomarbeiten über Volksschulbücher und deren Autoren; diese unten genannten DA sind in den letzten Jahren am Institut entstanden. Um die in den Diplomarbeiten geleistete Auseinandersetzung für einen größeren Leserkreis sichtbar zu machen, ist ein Sammelband über österreichische Volksschulbücher im 20. Jahrhundert in Vorbereitung, für den die Pädagogik-AbsolventInnen auf DA-Grundlage gerade ihrer Beiträge schreiben, die notwendigerweise nur einen begrenzten Umfang haben können. Mit den Volksschulbüchern, den Diplomarbeiten und den ersten Aufsatzentwürfen werden wir uns auseinandersetzen. Die eine oder andere Verfasserin könnte zu einem SE-Termin eingeladen werden, sodass Innen- und Außensicht in der Diskussion über den jeweiligen Text aufeinandertreffen. Das könnte auch für Ihre eigene Textproduktion (Masterarbeit) etwas abwerfen.

Prüfungsstoff

Literatur

Einschlägige Diplomarbeiten:
- Elisabeth Waltner: "Sonderschulbesuch" - Tabu in Sonderschulbüchern?
Eine Analyse österreichischer Sonderschulfibeln von 1953 - 1993 unter Berücksichtigung des Aspekts der Stigmatisierung von Kindern mit Lernbehinderung. (DA 2011; Volltext am Hochschulschriftenserver)
- Wilfried Göttlicher: "Maiandacht und Sommergäste". Ländliche Lebenswelt und Modernisierung in österreichischen Erstlesebüchern, 1945-1970. (DA 2011; Volltext am Hochschulschriftenserver)
- Iris Gamsjäger: "Da sieht man ja die ganze Welt!" Der räumliche Aktionsradius von Fibelkindern und das Thema der Ferne in österreichischen Erstlesebüchern der Jahre 1910 bis 1960. (DA 2012; Volltext am Hochschulschriftenserver)
- Sabrina Hiller: Zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus in Lese- und Sachunterrichtsbüchern der vierten Schulstufe österreichischer Volksschulen 1946 - 2005. Ein Beitrag zum Verhältnis von Volksschulpädagogik und Erinnerungskultur in Österreich. (DA 2012; Volltext am Hochschulschriftenserver)
- Ursula Hasslacher: Die Fibel "Kinderwelt" von Franz Brauner. Ein mehrdimensionaler Binnenvergleich der zwischen 1926 und 1943 erschienenen Ausgaben. (DA 2012; Volltext am Hochschulschriftenserver)
- Maria Demblin-Ville-Canon: Der österreichische Schulpädagoge Franz Brauner, 1886-1961. Kontinuität in einer Zeit der Brüche. (DA 2012; Volltext am Hochschulschriftenserver)
- Andrea Nicko: Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie. Welches Profil erhält das Thema "Österreich" in österreichischen Volksschul-Lesebüchern der 4. Schulstufe (1919-1938)? (DA 2012, Volltext am Hochschulschriftenserver)
- Christina Anschober: "In die Schule geh ich gern, weil ich dort so vieles lern". Die bildliche Darstellung von Schule in ihrem Medium der österreichischen Erstlesebücher, 1945 bis 2010/11. (DA 2012; Volltext am Hochschulschriftenserver)
Ein Semesterapparat mit Volksschulbüchern, Diplomarbeiten und Sekundärliteratur wird in der Fachbibliothek aufgestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

M5.4

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37