200232 SE Vertiefungsseminar: Geist und Gehirn (2025W)
Analyse digitaler Dispositive: Qualitativ-kulturpsychologische Zugänge zu Apps und KI
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Dieses Vertiefungsseminar kann für alle Schwerpunkte absolviert werden.
Vertiefungsseminare können nur fürs Pflichtmodul B verwendet werden!
Eine Verwendung fürs Modul A4 Freie Fächer ist nicht möglich.
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An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mo 01.09.2025 09:00 bis Do 25.09.2025 09:00
- Abmeldung bis Mi 01.10.2025 09:00
Details
max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Mittwoch 08.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 15.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 22.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 29.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 05.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- N Mittwoch 12.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 19.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 26.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 03.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 10.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 17.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 07.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 14.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 21.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
- Mittwoch 28.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal E Psychologie, Liebiggasse 5 1. Stock
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Generative KI-Programme wie ChatGPT, Claude oder Gemini durchdringen unseren digitalen Alltag. Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine geht dabei in einem anderen Modus vonstatten, als wir es sonst von Apps und Computerprogrammen gewohnt sind: Statt vordefinierte Felder anzutippen und auszufüllen, interagieren wir mit KIs in einem offenen kommunikativen Raum – und erhalten z.T. unvorhersehbare Antworten (wobei herstellerseitige System-Prompts sowie Biases in den Trainingsdaten mitbedacht werden müssen). Kontingenz und Plastizität als Eigenschaften neuronaler Netze konstituieren eine Interaktionsform, die eher an die zwischenmenschliche Kommunikation erinnert als an die gewohnte Bedienung technischer Apparate.Unseren analytischen Blick schärfen wir zunächst an digitalen Artefakten aus der ‚Vor-KI-Zeit‘, wobei wir mit qualitativen (d.h. verstehend-interpretativen) und kulturpsychologischen Methoden arbeiten. Mit ihnen lässt sich etwa die Art und Weise rekonstruieren, wie eine App ihre User*innen adressiert, d.h. als welche Subjekte sie sie anspricht und behandelt (Light et al., 2018; Schulz, 2019; Meister & Slunecko, 2021). Dies öffnet uns Möglichkeiten einer kulturpsychologisch fundierten Kritik der digitalen Gegenwartsgesellschaft (siehe auch Charim, 2022).Anschließend wollen wir uns den neuen methodischen Herausforderungen stellen, die die Existenz generativer KI-Programme aufwirft. Deren offene Bedienungssituation lädt, psychodynamisch gesprochen, zu Projektionen und Übertragungen ein (Kaerlein, 2024). Statt if-then folgt sie dem Prinzip as-if (vgl. Zeavin, 2021). Wir wollen dies als Ausgangspunkt für eine kulturpsychologische Erkundung der vielfältigen Umgangsformen mit KI nehmen. Zudem laden wir zur kommunikativen Selbsterfahrung ein (die in einem Forschungstagebuch autoethnographisch dokumentiert und reflektiert werden sollte).Dabei geht es uns nicht primär um die viel diskutieren Fragen nach einem Bewusstsein der KI, sondern eher um ein Spiel mit unterschiedlichen, interaktiv hergestellten Beziehungsformen und Rollenzuschreibungen, die im Lauf einer offenen Konversation entstehen können. Je nachdem, wie man eine KI adressiert, wird sie in unterschiedliche Rollen versetzt (z.B. Assistent*in, Expert*in, Lehrer*in, Therapeut*in, Freund*in, höheres Bewusstsein, Gottheit usw.). Im psychologischen Verstehen solcher Prozesse ist hohe Sensibilität für kommunikative Nuancen gefragt (Tonfall, Habitus, Machtdynamik usw.). Wir möchten dazu anregen, sich bewusst auf einen kreativ-spielerischen Prozess mit einem erst noch zu definierenden Gegenüber einzulassen (Harth, 2021; Machado de Oliveira, 2025).Statt nur Problemlöseaufgaben zu delegieren (Denken durch KI), geht es uns um einen Dialog, der beide beteiligten Seiten anregen soll (Denken mit KI) (vgl. Bajohr, 2025). Verantwortung und Sorge wollen unter diesen Bedingungen neu ausgehandelt werden. Ebenso lassen sich psychotherapeutische Dialogformen neu reflektieren – stellen sie doch eine häufige Weise da, wie KI von Menschen genutzt wird (vgl. Rabeyron, 2025).Außerdem interessieren uns Arten des Denkens über KI. Deren Verbreitung steht in einer Reihe mit medial-technologischen Revolutionen der Kulturgeschichte – Alphabet, Buchdruck, Radio, Fernsehen und Internet – die je zu gravierenden sozialen wie psychischen Umbrüchen geführt haben (vgl. Slunecko, 2008). Gegenwärtig beobachten wir meist, dass KI in kapitalistischen Zusammenhängen eingesetzt wird und dabei zahlreiche Dilemmata verschärft: die Extraktion ökologischer Ressourcen, die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, militärisches Wettrüsten, eine kognitive und affektive Verarmung der Lebenswelt (z.B. „AI slop“) und eine Zerstörung demokratischer Mündigkeit (vgl. Bösel, 2022; Schütze, 2024). Angesichts der KI als dem technologischen Hauptereignis der Gegenwart stehen Psycholog*innen also vor einer Reihe von Herausforderungen, für deren gemeinsame Reflexion das Seminar einen fruchtbaren Raum bieten möchte.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
- Regelmäßige Anwesenheit
- Aktive Beteiligung an den Diskussionen im Seminar, auch in Form von (mündlichem) Peer-Feedback an die Kolleg*innen
- Textlektüre und Textarbeit zwischen den Einheiten,
- Präsentation der eigenen Projektarbeit
- Schriftliche Abschlussarbeit
- Aktive Beteiligung an den Diskussionen im Seminar, auch in Form von (mündlichem) Peer-Feedback an die Kolleg*innen
- Textlektüre und Textarbeit zwischen den Einheiten,
- Präsentation der eigenen Projektarbeit
- Schriftliche Abschlussarbeit
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Das Seminarkonzept setzt vor allem in den ersten Wochen die Bereitschaft zu genauer Textarbeit zwischen den LV-Einheiten voraus. Das bedeutet,
dass die zur Verfügung gestellten Texte jeweils vor der Einheit gelesen werden müssen, um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu haben.
Ab dem zweiten Drittel des Semesters ist die Bereitschaft wichtig, sich an Gruppenarbeiten zu beteiligen und sich auf den interaktiven Charakter der LV als einer Forschungswerkstatt einzulassen.
Beurteilung
- 60% inhaltliche und formale Qualität der Seminararbeit (Seminararbeiten können bis zum 20.04.2027 nachgereicht werden)
- 20% mündliche Präsentation(en) des eigenen Projekts
- 20% Mitarbeit, d.h. aktive Beteiligung an den Diskussionen im Seminar (inkl. Vorbereitung der verpflichtenden Lektüre), Peer-Feedback an die Kolleg:innen im Zuge der Projektbesprechungen
Da die aktive Mitarbeit und Zusammenarbeit der Studierenden zur Erreichung der Lehr- und Lernziele erforderlich ist, besteht grundsätzlich Anwesenheitspflicht (2maliges Fehlen ist möglich)
dass die zur Verfügung gestellten Texte jeweils vor der Einheit gelesen werden müssen, um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu haben.
Ab dem zweiten Drittel des Semesters ist die Bereitschaft wichtig, sich an Gruppenarbeiten zu beteiligen und sich auf den interaktiven Charakter der LV als einer Forschungswerkstatt einzulassen.
Beurteilung
- 60% inhaltliche und formale Qualität der Seminararbeit (Seminararbeiten können bis zum 20.04.2027 nachgereicht werden)
- 20% mündliche Präsentation(en) des eigenen Projekts
- 20% Mitarbeit, d.h. aktive Beteiligung an den Diskussionen im Seminar (inkl. Vorbereitung der verpflichtenden Lektüre), Peer-Feedback an die Kolleg:innen im Zuge der Projektbesprechungen
Da die aktive Mitarbeit und Zusammenarbeit der Studierenden zur Erreichung der Lehr- und Lernziele erforderlich ist, besteht grundsätzlich Anwesenheitspflicht (2maliges Fehlen ist möglich)
Prüfungsstoff
Immanenter Prüfungscharakter
Literatur
Bajohr, H. (Hrsg.). (2025). Thinking with AI: Machine learning the humanities. Open Humanities Press.
Bösel, B. (2022). Der psychotechnologische Komplex – Die Automatisierung mentaler Prozesse als demokratietheoretisches Problem. Zeitschrift für Politikwissenschaft, 32(2), 551–571. https://doi.org/10.1007/s41358-021-00283-2
Bösel, B. & Slunecko, T. (2025.09.18) Danke, ChatGPT! Ist digitale Höflichkeit zu teuer? https://www.derstandard.at/story/3000000287232/danke-chatgpt-ist-digitale-hoeflichkeit-zu-teuer
Charim, I. (2022). Die Qualen des Narzissmus: Über freiwillige Unterwerfung. Paul Zsolnay Verlag.
Harth, J. (2021). Simulation, Emulation oder Kommunikation? Soziologische Überlegungen zu Kommunikation mit nicht-menschlichen Entitäten (S. 143–158).
Kaerlein, T. (2024). »I am, in fact, a person.«: Vorder- und Hinterbühnen konversationeller KI. In Edition Medienwissenschaft (1. Aufl., S. 35–54). transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839471463-004
Light, B., Burgess, J., & Duguay, S. (2018). The walkthrough method: An approach to the study of apps. New Media & Society, 20(3), 881–900. https://doi.org/10.1177/1461444816675438
Machado de Oliveira, V. (2025). Burnout from Humans: A little book about AI that is not really about AI. Gesturing Towards Decolonial Futures Arts/Research Collective. https://burnoutfromhumans.net/
Meister, M., & Slunecko, T. (2021). Digitale Dispositive psychischer Gesundheit. Eine Analyse der Resilienz-App ‚SuperBetter‘. ZQF–Zeitschrift für Qualitative Forschung, 22(2), 242–265. https://doi.org/10.3224/zqf.v22i2.05
Rabeyron, T. (2025). Artificial intelligence and psychoanalysis: Is it time for psychoanalyst.AI? Frontiers in Psychiatry, 16. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2025.1558513
Schulz, J. (2019). Klicklust und Verfügbarkeitszwang: Techno-affektive Gefüge einer neuen digitalen Hörigkeit. In R. Mühlhoff, A. Breljak, & J. Slaby (Hrsg.), Affekt Macht Netz (S. 131–154). transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839444399-006
Schütze, P. (2024). Zwischen Technologie und Ideologie: Ein Blick auf die un/realen Räume hinter KI. In Un/Reale Interaktionsräume (S. 81–100). transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839471463-006
Slunecko, T. (2008). Von der Konstruktion zur dynamischen Konstitution: Beobachtungen auf der eigenen Spur (2., überarb. Aufl.). Facultas.
Zeavin, H. (2021). The distance cure: A history of teletherapy. The MIT Press.
Bösel, B. (2022). Der psychotechnologische Komplex – Die Automatisierung mentaler Prozesse als demokratietheoretisches Problem. Zeitschrift für Politikwissenschaft, 32(2), 551–571. https://doi.org/10.1007/s41358-021-00283-2
Bösel, B. & Slunecko, T. (2025.09.18) Danke, ChatGPT! Ist digitale Höflichkeit zu teuer? https://www.derstandard.at/story/3000000287232/danke-chatgpt-ist-digitale-hoeflichkeit-zu-teuer
Charim, I. (2022). Die Qualen des Narzissmus: Über freiwillige Unterwerfung. Paul Zsolnay Verlag.
Harth, J. (2021). Simulation, Emulation oder Kommunikation? Soziologische Überlegungen zu Kommunikation mit nicht-menschlichen Entitäten (S. 143–158).
Kaerlein, T. (2024). »I am, in fact, a person.«: Vorder- und Hinterbühnen konversationeller KI. In Edition Medienwissenschaft (1. Aufl., S. 35–54). transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839471463-004
Light, B., Burgess, J., & Duguay, S. (2018). The walkthrough method: An approach to the study of apps. New Media & Society, 20(3), 881–900. https://doi.org/10.1177/1461444816675438
Machado de Oliveira, V. (2025). Burnout from Humans: A little book about AI that is not really about AI. Gesturing Towards Decolonial Futures Arts/Research Collective. https://burnoutfromhumans.net/
Meister, M., & Slunecko, T. (2021). Digitale Dispositive psychischer Gesundheit. Eine Analyse der Resilienz-App ‚SuperBetter‘. ZQF–Zeitschrift für Qualitative Forschung, 22(2), 242–265. https://doi.org/10.3224/zqf.v22i2.05
Rabeyron, T. (2025). Artificial intelligence and psychoanalysis: Is it time for psychoanalyst.AI? Frontiers in Psychiatry, 16. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2025.1558513
Schulz, J. (2019). Klicklust und Verfügbarkeitszwang: Techno-affektive Gefüge einer neuen digitalen Hörigkeit. In R. Mühlhoff, A. Breljak, & J. Slaby (Hrsg.), Affekt Macht Netz (S. 131–154). transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839444399-006
Schütze, P. (2024). Zwischen Technologie und Ideologie: Ein Blick auf die un/realen Räume hinter KI. In Un/Reale Interaktionsräume (S. 81–100). transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839471463-006
Slunecko, T. (2008). Von der Konstruktion zur dynamischen Konstitution: Beobachtungen auf der eigenen Spur (2., überarb. Aufl.). Facultas.
Zeavin, H. (2021). The distance cure: A history of teletherapy. The MIT Press.
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Mi 24.09.2025 16:46