Universität Wien

210032 LK BAK5: Theoriegeschichte und Theoriedebatten (2023W)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fernbleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Achten Sie auf die Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis und die korrekte Anwendung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).
Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 03.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 10.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 17.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 24.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 31.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 07.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 14.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 21.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 28.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 05.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 12.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 09.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 16.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 23.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00
Dienstag 30.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5, Kolingasse 14-16, EG00

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Dieser Kurs nährt sich dem Politischen anhand seiner Beziehung zu Mythen, Utopien und Erzählungen: Literarische Formen und fiktionale Inhalte spielen neben einer begrifflichen Sprache eine wesentliche Rolle in der theoretischen Bearbeitung politischer Wirklichkeit. Begleitend zur Vorlesung “BAK 5 Theoriegeschichte und Theoriedebatten” erörtert und vertieft dieser Lektürekurs Texte der politischen Theorie innerhalb der Politikwissenschaft mit Schwerpunkt auf die Rolle der Fiktion im Politischen: Sei es als Illustrationen politischer Ideale, sei es als vermeintlich überkommene Form der Erklärung von Wirklichkeit haben Mythos, Bild und Erzählung als fiktional-apokryphe Formen ihren Weg in die Moderne gefunden. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht das Problem, inwiefern nicht nur die theoretische Annäherung, sondern das Politische selbst durch Fiktionen konstituiert ist beziehungsweise solche produziert. Nicht ausgenommen ist dabei die Idee der Demokratie: Weil Repräsentation neben ihrer Bedeutungsdimension als Stellvertretung immer auch eine Dimension der Darstellbarkeit beinhaltet, stellt sich die Frage nach den Bildern aus Perspektive ihrer Legitimität: Der Einsatz der fiktionalen Bilder muss also unter dem Gesichtspunkt der Manipulierbarkeit einerseits und ihrem emanzipatorischen Potential andererseits diskutiert werden. Zurückgegriffen wird dabei auch auf einige kanonische Texte der politischen Ästhetik, um die Auseinandersetzung mit dem das grundlegende Problem des Verhältnisses von Fiktion und Wahrheit auf dem Terrain des Politischen zu schärfen. Thematisch strukturiert sich der Kurs in vier Abschnitte:

1) Fiktionale Formen in der Antike: Die Aufmerksamkeit lenkt sich zunächst auf die Antike, genauer, auf die fiktionalen Formen des Mythos und der Tragödie. Besonders interessiert uns dabei die Kritik vermeintlich überkommener Regierungsformen und die Inszenierung der demokratischen Ideale in den tragischen Stoffen. Nicht zuletzt von Bedeutung sind desweiteren die Umbildungen, die mythische und tragische Stoffe in der modernen politischen Theorie erfahren haben.
2) Mythen der modernen politischen Theorie: Eine solche Umbildung hat bei Thomas Hobbes eine mythologische Figur aus dem Judentum erhalten. Die vielleicht bekannteste mythologische Figur für die politische Theorie der Moderne ist der Leviathan, der zur Illustration von Hobbes' Souveränitätstheorie dient. Eine Parallellektüre von Rousseaus kanonischem Text “Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts” wirft die Frage auf, inwiefern nicht auch die Idee des Gemeinwillens als eine politisch operative Fiktion gelesen werden kann.
3) Utopie an der Schwelle zur Moderne: Thomas Morus gilt, an der Schwelle zur Moderne, als Gründer des Genres der utopischen Literatur. Wir werden Auszüge daraus lesen und uns damit exemplarisch mit Gesellschaftsentwürfen befassen, deren Verwirklichung in der Zukunft als wünschenswert dargestellt wird. Anschließend widmen wir uns sozialen Utopien des 19. Jahrhunderts, wie jenen der französischen Utopisten.
4) Mythoskritik, Utopiekritik und dialektische Bilder: Die Lektüre einiger exemplarischen Textauszüge aus diesem Zusammenhang leitet über zu jener Kritik, die seitens der kritischen Theorie (ab Marx) an positiven Utopien geäußert wurde. Damit wenden wir uns einigen Ansätze aus der politischen Theorie des 20. Jh. behandeln, die unsere Beschäftigung mit Fiktion und Politik problematisieren: W. Benjamins Denkbilder sind Beispiele dafür, wie fiktionale Bilder als Denkräume inszeniert werden, die in Richtung einer emanzipierten Gesellschaft deuten. T. W. Adornos und M. Horkheimers Dialektik der Aufklärung greift die Figur des Odysseus für eine Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft auf. Auch Roland Barthes steht dem Mythos kritisch gegenüber und strebt dennoch seine Versöhnung an. Einmal die Deutung, einmal die Handlung variierend, bringen J. Butler und S. Zizek eine ähnliche Haltung gegenüber der Tragödie "Antigone" auf.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Neben der Anwesenheitspflicht und der mündlichen Mitarbeit sollen die Studierenden ihre Auseinandersetzung mit den Texten durch regelmäßige Lektürereflexionen teilen. Diese dienen der Diskussion im Seminar als Basis und Stütze. Am Ende des Seminars verfassen die Studierenden eine schriftliche Seminararbeit zu einem mit dem Kurs in Verbindung stehenden Thema ihrer Wahl.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheit und mündliche Mitarbeit 25 %

Regelmäßige Lektürereflexionen 25%

Schriftliche Seminararbeit 50%

Für eine positive Beurteilung der LV sind 60% erforderlich.
Notenschlüssel:
1 (sehr gut) 100-95 %
2 (gut) 94-81 %
3 (befriedigend) 80-71 %
4 (genügend) 70-60 %
5 (nicht genügend) 59-0 %

Prüfungsstoff

Die im Seminar behandelte Pflichtlektüre wird ergänzt durch vertiefende und weiterführende Texte. Für die Seminararbeit wird auch selbständige Recherche erwartet.

Literatur

Adorno, Theodor W.; Horkheimer, Max: Dialektik der Aufklärung - Philosophische Fragmente. Fischer, Berlin 1988

Benjamin, Walter: Denkbilder. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1994.

Benjamin, Walter: Der Erzähler - Betrachtungen zum Werk Nikolai Lesskow.

Butler, Judith: Antigones Verlangen – Verwandschaft zwischen Leben und Tod. Suhrkamp, Frankfurt am Maim 2023

Hansen, Mogens Herman: Die Athenische Demokratie im Zeitalter des Demosthenes - Struktur, Prinzipien und Selbstverständnis. Akademie Verlag Berlin 1995

Hobbes, Thomas: Leviathan oder Wesen, Form und Gewalt des kirchlichen und bürgerlichen Staates. S. Hirzel Verlag; Stuttgart, 1. Auflage 2012.

Homerus: Odyssee; 12. Gesang. Stuttgart, Reclam 1986

Morus, Thomas: Utopia. Reclam Verlag, Stuttgart 1986

Münkler, Herfried; Straßenberger, Grit: Idealstaat und Utopie. In: Politische Theorie und Ideengeschichte - Eine Einführung. CH Beck, München 2016

Rousseau, Jean-Jacques: Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts. Reclam Verlag, Stuttgart 2018.

Sophokles: Philoktet. Diogenes Verlag, Zürich 2022.

Sophokles: Antigone. Reclam Verlag, Stuttgart 2022.


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 02.05.2024 15:46