210053 VO BAK9: SpezialVO Politische Theorien und Theorienforschung (2022W)

Seit 1945 hat sich mehrheitlich die Ansicht durchgesetzt, dass Kriege 'ins Museum' gehören, da die neue Sicherheitsarchitektur der Vereinten Nationen angetreten war, die Menschheit von der 'Geißel des Krieges' zu bewahren, wobei im Völkerrecht unter 'Krieg' zumeist der zwischenstaatliche militärische Konflikt verstanden wurden. Bürgerkriege galten als innere Angelegenheiten von Staaten, was sich allerdings durch die mit Durchsetzungsmechanismen versehene Menschenrechtsarchitektur im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat. Obwohl der Angriffskrieg in Art.2.4 und 2.7. der UNO Charter geächtet wurde, hat Russland, ein Gründungsmitglied der UNO, darüber hinaus ständiges Sicherheitsratsmitglied mit Vetostimme und Atommacht, im Februar 2022 die Ukraine in einem Akt der Aggression überfallen. Seither wird die bisherige Weltordnung neu überdacht - und zwar in politischer UND rechtlicher Hinsicht. Allerdings fehlt es den politischen Debatten nicht selten an kriegsrechtlicher Kenntnis und den völkerrechtlichen Debatten an politischer Weitsicht.
In dieser VO wird versucht, Ordnung ins kriegspolitische und kriegsrechtliche Denken zu bringen, indem wir die polit-theoretischen und philosophischen wie auch politischen Überlegungen, die zur Ächtung des Krieges geführt haben, näher analysieren werden. Wir untersuchen das ius ad bellum und das ius in bello, beschäftigen uns mit dem Bürgerkrieg und der Guerilla und den erweiterten Sicherheitsbegriff, der in Situationen massivster Menschenrechtsverletzungen in großem Ausmaß das Souveränitätsprinzip hinter die basalen Menschenrechte zurücktreten läßt und eine 3.Art des Krieges, nämlich Humanitäre Interventionen, sofern es sich um kollektive Zwangsgewalt, die mit einem Mandat es Sicherheitsrates ausgestattet ist, erlaubt.