Universität Wien

210055 LK BAK8: Internationale Politik (2020S)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Beachten Sie die Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).

Es wird dringend empfohlen, neben dem Lektürekurs auch die parallel dazu stattfindende VO im gleichen Semester zu besuchen, da die beiden LV einander ergänzen und miteinander verzahnt sind.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

DI wtl von 10.03.2020 bis 30.06.2020 16.45-18.15 Ort: Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7

Zwei Termine außerhalb der Universität (Kulturdiplomatie) werden zu Beginn des Lektürekurses bekannt gegeben


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Dieser Lektürekurs vertieft die Vorlesung „Einführung in die Internationale Politik“. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Analyse von kultureller Außenpolitik, Kulturdiplomatie und Kulturkooperation als Teil der „Public Diplomacy“.
Traditionell bezeichnet Kulturdiplomatie den Teil der Außenpolitik, der die künstlerischen und intellektuellen Ressourcen eines Landes nützt und instrumentalisiert. Damit ist Kulturdiplomatie Teil der „Soft Power“, eines durch den amerikanischen Politologen Joseph Nye geprägten Begriffes. Dieser beschreibt, wie Macht im internationalen System durch Attraktivität, Vorbildwirkung und Propaganda, anstelle von bzw. zusätzlich zu politischem, ökonomischen oder militärischen Druck ausgeübt wird.
Durch die Demokratisierung der Außenpolitik im Nachkriegseuropa hat sich sowohl die Definition als auch die Zielsetzung von Kulturdiplomatie entscheidend gewandelt. Es geht heute zumindest deklaratorisch weniger um Projektion von Macht nach außen, als viel mehr um eine idealistische Vorstellung der internationalen Kooperation, in der Kulturaustausch zu mehr Verständnis, gegenseitigem Respekt und schlussendlich friedensfördernd sein soll.
Kulturschaffende, Intellektuelle und WissenschaftlerInnen betrachten heute den außenpolitischen Apparat als Serviceeinrichtung für ihr jeweiliges Arbeitsfeld sowie als Mittel zur Internationalisierung ihrer Leistungen. Kulturschaffen - im weitesten Sinne als Überbegriff für künstlerische und intellektuelle Produktion - soll nicht mehr der Außenpolitik „dienen“, sondern umgekehrt soll die Diplomatie die Interessen von Kulturschaffenden - gleichrangig den politischen und ökonomischen Interessen - vertreten. Dadurch wird als positiver Nebeneffekt eine Öffnung des eigenen Landes für Ideen, Strömungen und Neuerungen aus anderen Teilen des Globus erwartet.
Public Diplomacy erfährt insgesamt einen Aufschwung. Einerseits betreiben Nationalstaaten, die u.a. nach dem Zusammenbruch von Jugoslawien und der Sowjetunion, entstanden sind, identitäre Neudefinitionen, für die auch Strukturen der Public Diplomacy bzw. Propaganda entwickelt werden.
Andererseits versuchen aufstrebende Länder wie z.B. Brasilien, China und Indien ihre in den letzten Dekaden gestiegene Wirtschaftskraft auch durch kulturpolitische Projektionen zu ergänzen. Das Image der postkolonialen peripheren Werkbänke soll durch kulturelle, wissenschaftliche und propagandistische Aktionen ein „Rebranding“ erfahren und damit Identifikation und Legitimität für die neuen Eliten schaffen.
Auch die USA erinnern sich nach den Debakeln der Kriege u.a. im Irak und in Afghanistan an die Notwendigkeit einer neuen „Public Policy“. Auch wenn diese nicht an die Ausmaße der US Information Agency bzw. des Fulbright Programm nach dem 2. Weltkrieg heranreicht, ist Public Diplomacy erneut en vogue.
Kulturdiplomatie steht vor der Herausforderung, dass nicht-staatliche Akteure wie z.B. multinationale Konzerne, Medienverbände, NGOs aber auch sogenannte GONGOs in kulturellen und ideologischen Diskursen starken Einfluss ausüben. Die globale Verfügbarkeit von Information, Ideen und künstlerischen wie ideologischen Trends suggeriert die Illusion eines quasi machtfreien Raumes. Diese steht in einem krassen Gegensatz zu harten physischen Grenzen und militärischen, politischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt kulturellen Asymmetrien.
Kulturdiplomatie und Public Diplomacy sind daher in erster Linie Instrumente der Absicherung machtpolitischer Interessen. Extreme Unterschiede von Lebenschancen nach Geschlecht, Klassen und Geographie sowie postkoloniale Strukturen werden aber auch durch progressive und aktivistische Kreativität dauernd in Frage gestellt. Auch darauf muss Kulturdiplomatie reagieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Grundlagentexte der VO „Einführung in die Internationale Politik“ sowie die Vertiefungstexte zu diesem LK sind als Vorbereitung auf die wöchentlichen LV-Einheiten selbstständig zu lesen und zu bearbeiten. Dabei arbeiten die Studierenden die zentralen Begriffe und Thesen der Texte sowie die zentralen Argumentationslinien in verschiedenen Textarten (Abstract, Textanalyse, Rezension oder Essay) heraus.
Die kritische Rezeption sowie die Aneignung von reflektiertem Textverständnis und die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens werden geübt und diskutiert.
Studierende bereiten Impulsreferate als Einstieg in die Diskussionen über die behandelnden Texte vor, die dann weiterführend in Kleingruppen und im Plenum diskutiert werden. Zu Semesterende werden Seminararbeiten als Abschlussarbeit vorgeschlagen/aufgegeben, um u.a. die Erarbeitung von Fragestellungen, Recherchearbeiten und das Verfassen von wissenschaftlichen Texten zu üben.
Als Arbeits- und Kommunikationsplattform für die Lehrveranstaltung dient die E-learning Plattform Moodle.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit, zur Pflichtliteratur regelmäßige schriftliche Übungen (Abstract, Exzerpt bzw. Kommentare); Besuch und schriftliches Protokoll zu einer öffentlichen Veranstaltung, Impulsreferate. Zu Semesterende Seminararbeit als Abschlussarbeit.
Quellen sind erlaubt, so lange sie nachvollziehbar sind und wissenschaftlichen Standards genügen.
Die regelmäßige Teilnahme (max. zwei Fehlstunden möglich!), wöchentliche Lektüre und Diskussion von Texten in deutscher und englischer Sprache und die Abgabe von mindestens 3 Übungen (à 4 Seiten). Ebenso wird die Teilnahme an Podiumsdiskussionen und mündlicher Input vorausgesetzt und bilden neben der Seminararbeit die Grundlage für den Beurteilungsmaßstab des Lektürekurses.
100 % Erfolg besteht aus:
20 % aktiver Mitarbeit
40 % schriftliche Übungsarbeiten (4 Arbeiten à 4 Seiten)
40% Seminararbeit (ca 10 Seiten)

Prüfungsstoff

Literatur der VO und des LK über Kultur und Außenpolitik

Literatur

Ein Reader wird zur Verfügung gestellt, der die Literatur der VO Internationale Politik sowie Hinweise auf vertiefende Literatur beinhaltet.
Zudem wird weiterführende Literatur zum Thema Kultur- und Außenpolitik auf der E-learning Plattform Moodle bereitgestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 20.03.2020 21:28