210058 SE BAK9 SE Politische Theorien und Theorieforschung (2015S)

In dem Seminar beschäftigen wir uns mit aktuellen theoretischen Perspektiven, die in Anschluss an die Hegemonietheorie Antonio Gramscis entwickelt wurden. Im Zentrum stehen Ansätze, die Gramsci "an den Rändern" weiterentwickeln. Damit meinen wir zweierlei. Einerseits geht es um Versuche, Hegemonietheorie für ein Verständnis sozialer Phänomene und Verhältnisse fruchtbar zu machen, die ursprünglich nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit Gramscis und der gramscianischen Theorietradition standen. Dazu gehören etwa rassistische und (post-)koloniale Verhältnisse sowie gesellschaftliche Naturverhältnisse. Andererseits diskutieren wir Ansätze, die danach fragen, ob Gramscis Konzepte für die Analyse außereuropäischer Gesellschaftsformationen, also an den "Rändern" des kapitalistischen Weltsystems, sinnvoll eingesetzt werden können - und wie sie gegebenenfalls umgearbeitet werden müssen. Dies wird anhand von Rezeptionssträngen in sowie kritischer, an Gramsci anschließender Sozialwissenschaft zu, Lateinamerika sowie China diskutiert.
Ziel ist, den Teilnehmenden ein vertieftes Verständnis zentraler hegemonietheoretischer Konzepte und deren "peripherer" Weiterentwicklung zu vermitteln sowie die kritische Auseinandersetzung mit diesen Theorietraditionen zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen mögliche Verknüpfungen zwischen politischer Theorie und sozialwissenschaftlicher Analyse diskutiert und im Rahmen der Ausarbeitung eines Forschungskonzepts eingeübt werden.