Universität Wien

210060 PS D1, D2: Arbeit am Ich (2007W)

Regierungstechnologien und Subjektivierungsformen im Neoliberalismus

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Erreichbarkeit: per E-Mail: Erreichbarkeit:
Beatrix.beneder@univie.ac.at, gundula.ludwig@univie.ac.at

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 09.10. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 16.10. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 23.10. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 30.10. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 06.11. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 13.11. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 20.11. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 27.11. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 04.12. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 11.12. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 18.12. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 08.01. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 15.01. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 22.01. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Dienstag 29.01. 10:45 - 12:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Aktuelle Veränderungen der Arbeitsverhältnisse werden in politik- und sozialwissenschaftlichen Theorien kontrovers diskutiert. In der LV wollen wir diese aus einer gouvernementalitätstheoretischen Perspektive analysieren. Diese erschließt Arbeit als politisches Feld, in dem Machttechniken auf die Arbeitssubjekte einwirken und sie formen. Während die Arbeitsverhältnisse im Fordismus durch Disziplin und klare Hierarchien gekennzeichnet waren, bestehen die gegenwärtigen Anforderungen darin, subjektive Faktoren wie Kreativität, Eigenverantwortlichkeit und Kommunikationsfähigkeit einzubringen. Diesen Verschiebungen der (Arbeits-)Subjektkonstruktionen liegen Neugestaltungen der Machtausübung und des Verhältnisses von Selbst- und Fremdtechnologien zugrunde. Gouvernementalitätstheoretische Ansätze beschreiben diese Entwicklungen mit der Figur des "unternehmerischen Selbst", die in politischen Leitbildern und Programmen diskursiv vermittelt wird. Von den Individuen wird gefordert, sich selbst als Unternehmen zu begreifen, ihr Handeln ökonomischen Prinzipien zu unterwerfen und an ihrer stetigen Selbstoptimierung zu arbeiten. Diesen Prozesse bringen (neue) vergeschlechtliche Zuschreibungen hervor: Das Modell männlicher Familienernährer und weibliche Hausfrau als gesellschaftliches Ideal wird aufgehoben, ohne dass die unbezahlte Reproduktionsarbeit neu verteilt wird. So sollen auch Frauen sich als "Unternehmerinnen ihrer selbst" begreifen, während sie zugleich in politischen Debatten immer noch als Hauptverantwortliche für Familien- und Versorgungsarbeit vorausgesetzt werden.

Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht darin, aus einer feministisch-gouvernementalitätstheoretischen Analyse den Zusammenhang zwischen (Arbeits)Subjekten und Machttechnologien aufzuschlüsseln. Dazu sollen im ersten Teil die grundlegenden Begriffe von Michel Foucaults Gouvernementalitätsstudien - wie Regieren, Regierungsrationalität, Pastoralmacht, Subjektivierung und Selbsttechnologien - durch gemeinsame Textlektüre erarbeitet werden. Dabei soll vor allem Subjektivität als sich historisch wandelndes Zusammenspiel von Selbst- und Herrschaftstechnologien begreifbar gemacht werden. Davon ausgehend fokussieren wir auf die Frage, wie sich dieser Zusammenhang im Neoliberalismus ändert. Im zweiten Teil der LV werden die Studierenden in Gruppen konkrete Forschungsfelder bearbeiten. Dabei sollen politische Programme, (Selbst-) Managementliteratur, Arbeitsplatzgestaltung in Büros sowie ausgewählte Bereiche wie beispielsweise die "creative industries" daraufhin untersucht werden, welche Machttechniken und Subjektivierungsvorstellungen darin transportiert werden.

II. Methoden:
Die LV setzt sich aus einem Theorieteil und einem Forschungslabor zusammen. Die
Einführung in die Gouvernementalitätsstudien erfolgt über die gemeinsame Lektüre
ausgewählter Texte. Den zweiten Teil der LV gestalten die Studierenden durch die
Präsentation ihrer Forschungsergebnisse.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige Teilnahme, Verpflichtende Lektüre der Basisliteratur und schriftliche
Übungen dazu, Teilnahme an einer Forschungsgruppe und Präsentation deren
Ergebnisse

Prüfungsstoff

Literatur

Bröckling, Ulrich (2007): Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer
Subjektivierungsform, Frankfurt am Main

Bröckling, Ulrich/Krasmann, Susanne/Lemke, Thomas (2000): Gouvernementalität
der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen. Frankfurt am Main

Foucault, Michel (2004): Geschichte der Gouvernementalität, Teil I und II, Frankfurt
am Main

Foucault, Michel (1987): Das Subjekt und die Macht. In: Dreyfus, Hubert L./ Rabinow,
Paul: Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik, Frankfurt am
Main

Ursula Holtgrewe (2006): Flexible Menschen in flexiblen Organisation. Beidngungen und Möglichkeiten kreativen und innovativen Handelns. Berlin

Lemke, Thomas (1997): Eine Kritik der politischen Vernunft. Foucaults Analyse der
modernen Gouvernementalität. Berlin/Hamburg

Mokre, Monika. 2007. Gouvernekreativität, oder: Die Creative Industries in Österreich, in: Gerald Raunig, Ulf Wuggenig (Hg.): Kritik der Kreativität, Wien

Opitz, Sven (2004): Gouvernementalität im Posfordismus. Macht, Wissen und
Techniken des Selbst im Feld unternehmerischer Rationalität, Hamburg.

Pühl, Katharina (2003): Der Bericht der Hartz-Kommission und die `Unternehmerin
ihrer selbst¿: Geschlechterverhältnisse, Gouvernementalität und Neoliberalismus. In:

Pieper, Marianne/Rodríguez, Encarnación Gutiérrez (Hg.): Gouvernementalität. Ein
sozialwissenschaftliches Konzept in Anschluss an Foucault. Frankfurt/New York, S.
111-135

Reichert, Ramón (Hg.) (2001): Demokratie. Selbst. Arbeit. Analysen liberaldemokratischer
Gesellschaften im Anschluss an Michel Foucault, IWK-Broschüre,
Wien.

Rau, Alexandra (2005): Von der Psychotechnik zur Psychopolitik. Eine
gouvernementalitätstheoretische Skizze zur "Subjektivierung von Arbeit": S. 139-164,
in: Arbeitsgruppe SubArO / (Hg.), Ökonomie der Subjektivität - Subjektivität der
Ökonomie. Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38