210065 SE BAK9: Politische Theorien und Theorienforschung (2023S)
Melancholie und Moderne - Politische Subjektkonstitution von Lukács bis Butler
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.Achten Sie auf die Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis und die korrekte Anwendung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).
Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.Achten Sie auf die Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis und die korrekte Anwendung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).
Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mi 01.02.2023 08:00 bis Di 14.02.2023 08:00
- Anmeldung von Do 16.02.2023 11:00 bis Mi 22.02.2023 08:00
- Abmeldung bis Mo 20.03.2023 23:59
Details
max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
Die Einheiten am 9. 3. und am 23. 3. finden online auf Zoom statt!
- Donnerstag 09.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 16.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 23.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 30.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 20.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 27.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 04.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 11.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 25.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 01.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 15.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 22.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
- Donnerstag 29.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Walter Benjamin hatte in "Der Ursprung des deutschen Trauerspiels" die Melancholie als die das 17. Jahrhundert und damit die frühe Moderne kennzeichnende Stimmung verortet. Seine Überlegungen schließen an Georg Lukács' "Theorie des Romans" an, der dem modernen Subjekt eine "metaphysische Heimatlosigkeit" diagnostizierte. Diese Schriften entstehen im intellektuellen Kontext des frühen 20. Jahrhunderts, der einer Betrachtung der Melancholie von den verschiedensten Disziplinen her zugeneigt war: Sigmund Freud widmet sich dem Phänomen in "Trauer und Melancholie" aus psychoanalytischer Perspektive, Panofsky und Saxl in "Saturn und Melancholie" aus kunstgeschichtlicher und kulturtheoretischer Sicht. Die Überlegungen Benjamins und Lukács, die die frühe Kritische Theorie maßgeblich beeinflusst haben, bleiben nicht beim melancholischen Sinnverlust stehen sondern erarbeiten eine Reihe von Kategorien, die ein kritisches Durchdringen der modernen melancholischen Vergesellschaftung ermöglichen: Allegorie, Natur-Geschichte und Utopie sind zu nennen als einige der Begriffe, die sich einer dialektischen Betrachtung der Melancholie aufdrängen. Damit verbundene Reflexionen liegen auch der späteren politischen Theorie Theodor W. Adornos zugrunde, die sich oft in literaturtheoretischen Essays versteckt: seine Aufsätze zu Hölderlin, Kafka und Beckett enthalten eine dialektische Kritik der Melancholie, die in ihrem Negativ die moderne Subjektkonstitution einerseits und emanzipatorische Hoffnung andererseits zu ertasten versucht.Die neuere politische Theorie hat einige dieser Überlegungen aufgegriffen und in verschiedene Richtungen weiterentwickelt. Judith Butler beschreibt, in einer Lektüre von Freud gegen Freud, einen melancholischen Prozess der Geschlechteridentifikation, die auf der Verwerfung von nicht-heterosexuellem Begehren und den damit einhergehenden nicht betrauerbaren Verlusten gründet. Das Sichtbarmachen und Transzendieren dieser Verluste birgt für Butler auch verschiedene Widerstandspotentiale. Julia Kristeva, die in ihrer bahnbrechenden Studie "Schwarze Sonne" auf kunst- und literaturtheoretische Ansätze zurückgreift, streicht sowohl die sprachtheoretischen Konsequenzen als auch den besonderen Charakter der Zeitlichkeit der Melancholie heraus und gelangt zu einem Potential, das aus der Melancholie entspringt: der Kreativität. Enzo Traverso stellt schließlich wieder Marx, Benjamin und Adorno in den Mittelpunkt und spricht in "Linke Melancholie" über die melancholische Dimension der "linken Kultur". Dabei betrachtet er die Melancholie nicht als lähmend, sondern sieht in ihr eine besondere "Stärke einer verborgenen Tradition": eine Stärke, die in der Reflexion über das Scheitern, im Hang zu Erinnerung und Zeugnis und schließlich in den besonderen Bedingungen des Exils liegt.Die frühen psychoanalytischen und kulturheoretischen Texte zur Melancholie einbeziehend spannt dieser Kurs einen Bogen von den subjekttheoretischen Überlegungen zur Melancholie, die Benjamin, Lukács und Adorno anstellen, bis zu den verschiedenen Ausprägungen einer Theorie der Melancholie in der zeitgenössischen politischen und Kulturtheorie - etwa bei Butler, Kristeva und Traverso. An der Schnittstelle von ästhetischer, psychoanalytischer und politischer Theorie will das Seminar auch ein grundlegendes Verständnis dafür vermitteln, dass künstlerische Formen im Allgemeinen und literarische im Spezifischen Ausdruck bestimmter Formen des menschlichen Zusammenlebens sind. Das gemeinsame Erschließen von einschlägigen Texten zur Melancholie gibt den Blick frei auf ein komplexes Verhältnis von moderner Subjektkonstitution, Kapitalismus und den ästhetischen Produkten, die dieser produziert: dieses ist kein deterministisches, sondern Ausdruck und Kritik, Bejahung und Infragestellung, die sich gegenseitig bedingen.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Mündliche und schriftliche Teilleistungen sowie regelmäßige Anwesenheit im Seminar:- Regelmäßige Teilnahme (max. 2 Fehleinheiten) und aktive Mitarbeit im Seminar während der LV-Einheiten: 30 % der Gesamtnote
- Regelmäßige Lektüre der Texte (Kontrolle durch schriftliche Reflexionen): 20% der Gesamtnote
- Abgabe der Seminararbeit bis spätestens 30. August 2023 (Mögliche Themen und Umfang werden im Seminar besprochen): 50 % der Gesamtnote)
Jede Teilleistung wird eigenständig bewertet. Alle Teilleistungen sind verpflichtend!
- Regelmäßige Lektüre der Texte (Kontrolle durch schriftliche Reflexionen): 20% der Gesamtnote
- Abgabe der Seminararbeit bis spätestens 30. August 2023 (Mögliche Themen und Umfang werden im Seminar besprochen): 50 % der Gesamtnote)
Jede Teilleistung wird eigenständig bewertet. Alle Teilleistungen sind verpflichtend!
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Mindestanforderung für die positive Beurteilung ist die Abfassung einer Seminararbeit sowie die regelmäßige Abgabe von schriftlichen Reflexionen, die die Diskussion über die Seminartexte erleichtern soll. Zudem wird die regelmäßige Teilnahme (ein zweimaliges Fehlen ist gestattet), aktive Mitarbeit und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit den Texten vorausgesetzt.Beurteilungsmaßstab:
1 = „sehr gut“ (mind. 90%)
2 = „gut“ (mind. 80 %)
3 = „befriedigend“ (mind. 65%)
4 = „genügend“ (mind. 50%).
Alle unterhalb von 50% liegenden Werte gelten als „nicht genügend“.
1 = „sehr gut“ (mind. 90%)
2 = „gut“ (mind. 80 %)
3 = „befriedigend“ (mind. 65%)
4 = „genügend“ (mind. 50%).
Alle unterhalb von 50% liegenden Werte gelten als „nicht genügend“.
Prüfungsstoff
Literatur
Adorno, Theodor W.: Noten zur Literatur, Gesammelte Schriften Bd. 11, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003
Benjamin, Walter: Ursprung des deutschen Trauerspiels, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002
Butler, Judith: Psyche der Macht - Das Subjekt der Unterwerfung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2021
Freud, Sigmund: Trauer und Melancholie. Gesammelte Werke Bd. 10, S. Fischer, Frankfurt am Main 1946
Lukács, Georg: Theorie des Romans. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2009
Kristeva, Julia: Schwarze Sonne - Depression und Melancholie. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2007
Traverso, Enzo: Linke Melancholie - Über die Stärke einer verborgenen Tradition. Unrast Verlag, Münster 2019
Benjamin, Walter: Ursprung des deutschen Trauerspiels, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002
Butler, Judith: Psyche der Macht - Das Subjekt der Unterwerfung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2021
Freud, Sigmund: Trauer und Melancholie. Gesammelte Werke Bd. 10, S. Fischer, Frankfurt am Main 1946
Lukács, Georg: Theorie des Romans. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2009
Kristeva, Julia: Schwarze Sonne - Depression und Melancholie. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2007
Traverso, Enzo: Linke Melancholie - Über die Stärke einer verborgenen Tradition. Unrast Verlag, Münster 2019
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Di 14.03.2023 12:09