Universität Wien

210066 SE BAK9: SE Politische Theorien und Theorienforschung (2017S)

Probleme politischer Zugehörigkeit. Grundlagendiskussionen von der Antike bis zur Gegenwart

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der [https://politikwissenschaft.univie.ac.at/studium/informationen-fuer-studierende/#c118031 Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Beachten Sie die Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
[
https://politikwissenschaft.univie.ac.at/studium/informationen-fuer-studierende/#c176951

Plagiierte Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 10.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
Freitag 07.04. 13:15 - 16:30 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
Samstag 08.04. 09:00 - 12:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 28.04. 13:15 - 16:30 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
Freitag 12.05. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Samstag 13.05. 09:00 - 12:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Freitag 02.06. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Lehrveranstaltung hebt mit dem Befund an, dass Grundkonzeptionen des politischen Gemeinwesens immer auch eine Entscheidung darüber implizieren, wie die Zugehörigkeit geregelt wird – wer kann ein Teil des Gemeinwesens sein und wie kann Mitgliedschaft erlangt werden. Im Seminar soll dieser These anhand von Klassikern der politischen Theorie von der Antike bis ins 20. Jahrhundert nachgespürt werden.

In einem ersten Block beschäftigen wir uns mit der Grundlegung der antiken politischen Philosophie bei Platon und Aristoteles. Anhand von Buch IV der Politeia werden wir feststellen, dass Gerechtigkeit im Gemeinwesen für Platon darin besteht, dass jedes Glied der Gemeinschaft seine ihm von Natur aus zukommende Rolle einnimmt und keine Überschreitung dieser Kompetenzbereiche stattfindet. Buch I der Politik des Aristoteles geht nicht nur von einer grundlegenden Sozialität des Menschen aus, sondern auch von einer natürlichen Einteilung, wer in welcher Weise an der Gemeinschaft teilhaben kann. Anhand von Buch II der Nikomachischen Ethik werden wir untersuchen, wie diese Konzeption der politischen Gemeinschaft mit einer spezifischen Idee des tugendhaften Menschen einhergeht. Anschließend lesen wir Jacques Rancières radikale Kritik an dieser antiken Konzeption des Gemeinwesens, die in der Forderung nach einem Anteil der Anteillosen zum Ausdruck kommt. Mit Hannah Arendt lässt sich diesen ersten thematischen Block abschließend zeigen, dass die Frage der Zugehörigkeit nicht nur die antiken Klassiker heimsucht, sondern auch der modernen Theorie der Menschenrechte eine dahingehende Aporie eingeschrieben ist.

In einem zweiten Block werfen wir unseren prüfenden Blick auf Carl Schmitts Begriff des Politischen, der von einer fundamentalen Unterscheidung von Freund und Feind getragen ist. Anschließend lesen wir Jacques Derridas kritisch-dekonstruktive Lektüre von Schmitt in Politik der Freundschaft, um Konsequenzen und Grenzen des Schmittschen Politikbegriffs zu analysieren und Möglichkeiten einer Alternative zu diskutieren.

Der dritte große Block nimmt vertragstheoretische Ansätze in der politischen Philosophie auf den Prüfstand. Zunächst lernen wir zwei Klassiker der Vertragstheorie kennen, nämlich Thomas Hobbes Leviathan und Jean-Jacques Rousseaus Gesellschaftsvertrag. Anschließend diskutieren wir den wirkmächtigsten vertragstheoretischen Ansatz des 20 Jahrhunderts, John Rawls – stark von Kant inspirierte – Theorie der Gerechtigkeit. Zum Abschluss dieses Blocks werden wir anhand von Martha Nussbaums Die Grenzen der Gerechtigkeit sehen, dass eine Vertragstheorie des politischen Gemeinwesens aufgrund der von ihr vorausgesetzten Konzeption des politischen Subjekts gar nicht umhin kann, bei einer ausschließenden Regelung der Zugehörigkeit anzusetzen.

Bei einem abschließenden Termin, der hauptsächlich der Präsentation der Konzepte für die Abschlussarbeit und dem Peer Feedback zu diesen dient, lesen wir zur Anregung einen Text von Judith Butler zur Frage der Kohabitation.

Die Lehrveranstaltung verfolgt ein zweifaches Ziel: Einerseits sollen die Studierenden grundlegende Kenntnisse von Klassikern der politischen Theorie erlangen. Neben dieser rekonstruktiv-wissensvermittelnden Zielsetzung soll die Lehrveranstaltung aber andererseits auch zur kritischen Auseinandersetzung mit den Klassikern befähigen; im konkreten Fall, indem die in diesen Theorien implizierten Ein- und Ausschlussmechanismen herausgearbeitet und dadurch der kritischen Diskussion zugänglich gemacht werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

In diesem Seminar wird größter Wert auf die eigenständige Auseinandersetzung der Studierenden mit den Primärtexten gelegt. Diese wird zunächst in kurzen, schriftlichen Diskussionsinputs zu jedem Basistext dokumentiert. In der Lehrveranstaltungseinheit folgt die gemeinsame Diskussion der Texte (in Kleingruppen und im Plenum) – die jeweils durch eine Gruppe von Studierenden mit vorbereitet wird. Die eigenständige Beschäftigung mit einem der Themen wird anschließend in einer Abschlussarbeit fortgesetzt. Für diese ist ein Konzept zu erstellen, das einer Gruppe von Peers präsentiert und von diesen mit Feedback versehen wird. Durch diese Vorgehensweise wird ein kontinuierlicher schriftlicher und mündlicher Austausch zum gegenseitigen Lehren und Lernen ermöglicht. Der Lehrveranstaltungsleiter begleitet den gesamten Prozess und gibt detailliertes Feedback auf die Abschlussarbeit.

Es handelt sich um eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung. Die Leistungskontrolle setzt sich aus schriftlichen (Diskussionsinput, Konzept, Abschlussarbeit) und mündlichen (Diskussionsleitung oder Stundenprotokoll, Peer Feedback) Formen zusammen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige Teilnahme (Abwesenheit bei max. einem Termin) ist Voraussetzung für den positiven Abschluss der Lehrveranstaltung.

Die vorbereitende Lektüre der Basistexte und die aktive Beteiligung an der Diskussion in Kleingruppen und im Plenum zählt ebenso zu den Mindestanforderungen.

Beurteilungskriterien:
-> Diskussionsinput (1 Seite) zu jedem Basistext (30%)
-> Diskussionsleitung oder Stundenprotokoll zu einem Text (inkl. Handout) (20%)
-> Konzept der Abschlussarbeit und Beteiligung am Peer Feedback (10%)
-> Schriftliche Abschlussarbeit (12-15 Seiten) (40%)

Für einen positiven Abschluss der Lehrveranstaltung müssen mindestens 55% erbracht werden.

Prüfungsstoff

Literatur

Ein detaillierter Semesterplan mit genauen Literaturangaben ist nach erfolgter Anmeldung auf Moodle zu finden und wird beim ersten Termin im Detail erklärt. Alle Texte werden durch den LV-Leiter zur Verfügung gestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38