Universität Wien

210074 SE BAK16 SE Der politische Mensch zwischen Masse und Individualität (2013W)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die selbstständige Anmeldung innerhalb der Anmeldephase zu Semesterbeginn ist für die Teilnahme an dieser Lehrveranstaltung verpflichtend!
Eine nachträgliche Anmledung ist NICHT möglich.
Anwesenheitspflicht in der ersten LV-Einheit: Studierenden, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung, und Studierende von der Warteliste können nachrücken.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 16.10. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Mittwoch 30.10. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Mittwoch 13.11. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Mittwoch 27.11. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Mittwoch 11.12. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Mittwoch 08.01. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
Mittwoch 22.01. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Beschreibung

Der Einfluß der Massenpsychologie auf das politische Geschehen. Ist Masse lenkbar, welche Arten gibt es…Reaktionen des einzelnen auf die Masse und wie verhält sich Masse.

Wie kommen Revolutionen zustande? Wie geschieht es, dass sich Menschen einem Führer unterstellen und ihr Gefühl für moralisches Handeln verlieren?
Was ist die Charakterstruktur eines Führers der Massen? Wie kann der Mensch trotz seines intuitiven Verständnisses für richtiges Handeln zum gewalttätigen Tier werden, das rücksichtslos zu unvorstellbarer Brutalität fähig ist?

Le Bon (geprägt von der Französischen Revolution) z.B. zeigt, dass ein Zeitalter der Massen stets ein Zeitalter grundlegender Umwandlungen ist. Immer dann, wenn eine Kultur ihrem Ende zustrebt, übernimmt die Masse die Herrschaft auf dem Weg hin zu einer neuen Ordnung.

Die Masse organisiert sich selbst, und auch ihr Führer ist nur Teil ihrer Autopoiese. Einfluss auf sie gewinnt nur derjenige, der die Masse zu lesen versteht und sich ihr in einfacher Terminologie mit dramatischer Rhetorik anbietet.

Jahre später unternimmt Freud in der 1921 erschienenen Studie den Versuch, die Individualpsychologie zur Erklärung von Phänomenen bei Massenansammlungen heranzuziehen. Angeregt wurde er dabei durch Gustave LeBon's Buch "Psychologie der Massen" von 1895. Warum sich Menschen in der Masse oft ganz anders und primitiver, wie Herdentiere benehmen, versucht Freud über seine frühere Beschäftigung mit Suggestion und Hypnose, wie auch über den Libidobegriff zu erklären. Der Einzelne in der Masse setze sich das Objekt des Massenführers zum Ich-Ideal, die Einzelnen untereinander hingegen würden sich durch Identifizierung verbunden fühlen, beide Vorgänge seien Tätigkeiten der Libido.

Reich verdeutlicht den Zusammenhang zwischen autoritärer Triebunterdrückung und faschistischer Ideologie, nachdem er sich nachhaltig mit Rassentheorie und der Symbolik des Hakenkreuzes auseinandergesetzt hat und erklärt wie sich ganz allmählich die Sexualängste in mystisches Denken verschoben haben, das durch vier Phasen gekennzeichnet ist und die letztlich in eine Abhängigkeit führen, die schließlich im bedingungslosen Gehorsam gegenüber dem Führer dokumentiert wird.

Der Nationalsozialismus bildet die Grundlage für Canettis Beobachtungen, dass der Mensch gern in der Masse aufgeht und dass Macht sich vor allem aus dem Triumph des Überlebenden über die Toten ergibt. Welche Rolle Massensymbole spielen und warum Befehle überhaupt befolgt werden. Worin liegt ihre Faszination? Unterliegt sie bestimmten Gesetzmäßigkeiten?

Adorno stellt das Individuum und dessen Eigenverantwortlichkeit in den Mittelpunkt. (Kritischer Theorie)...

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Eine selbstständige Anmeldung innerhalb der Anmeldephase zu Semesterbeginn über univis ist für die Teilnahme an dieser Lehrveranstaltung verpflichtend!
Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.

Anwesenheitspflicht in der ersten LV-Einheit: Studierenden, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung, und Studierende von der Warteliste können nachrücken.

Leistungsanforderung: aktive Teilnahme am Seminarprogramm; Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe; Lektüre von Basistexten, eigenständige Recherchen und Bearbeitung von Arbeitsaufträgen, inkl. Präsentationen im Plenum; Seminararbeit
Art der Leistungskontrolle: Es wird erwartet, dass die Teilnehmenden sich aktiv an der Diskussion in den Seminaren beteiligen, zur gelesenen Literatur kurze schriftliche Rezensionen anfertigen, ein Referat (alleine oder in Gruppenarbeit) anfertigen und die Diskussion dazu moderieren. Schließlich ein Thema für eine schriftliche Hausarbeit mit der Seminarleiterin vereinbaren und auf dieser Grundlage eine 15-20 Seiten lange schriftliche Arbeit abliefern.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel des PS ist es ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen, Masse, Macht und Eigenverantwortlichkeit zu entwickeln.

Es geht um die Verbindung von Analyse und Theoriearbeit, von Masse Macht, Massenpsychologie. Massenwahn und Faschismus werden hierbei näher beleuchtet.

Prüfungsstoff

Literaturstudium, gemeinsame Diskussion von Problemen und Positionen, Durchsicht von Zeitschriften/Essays in Arbeitsgruppen, Vorbereitung von schriftlichen Hausarbeiten.

Literatur

Literatur: Literatur-Auswahl:
Adorno, Theodor W. (1951/1980): Die Freudsche Theorie und die Struktur der faschistischen Propaganda (in: H. Dahmer, Hg., Analytische Sozialpsychologie Bd. I, Frankfurt a. M., Suhrkamp, S. 318-341)

Canetti Elias (1980/2011) "Masse und Macht" S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main

D. K. Adams: William McDougall (1939) , in: Psychological Review, 46 S. 1-8

McDougall, William (1951) " Psychologie"- München : Lehnen, Nach d. 21. Aufl. übers. von Ernst Schneider. 2. Auflage

Le Bon Gustave (1895/2007)"Psychologie der Masse" AHA-BUCH GmbH, Deutschland

Simmel, Ernst (1946/1978): Antisemitismus und Massen-Psychopathologie (In: Psyche, 32. Jhrg., 1978, S. 492-527)

Freud Sigmund( 1948/2007) " Massenpsychologie und Ich-Analyse" S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main

Horkheimer Max und Theodor W. Adorno (1947/2000) "Dialektik der Aufklärung" Fischer, Frankfurt am Main

Bettelheim Bruno (1979/ 1982) "Erziehung zum Überleben. Zur Psychologie der Extremsituationen"" Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

Krovoza Alfred (1995) "Zum Problem des Politische in einer Politiscen Psychologie. Am Berispiel Horkheimers, Adorno udn Mitscherlichs. in Belschner, W.usw. (Hg): Wem gehört die Heimat? Beiträge der politischen Psychologie zu einem umstrittenen Phänomen. Leske und Bedrich; Opladen

Moscovici, Serge (1986) "Das Zeitalter der Massen : Eine historische Abhandlung über die Massenpsychologie" Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main

Reich Wilhelm ( 1971) "Massenpsychologie des Faschismus" KiWi-Paperback; Auflage: 7, Deutschland

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38