210079 SE BAK14: Geschlecht und Politik (2019W)

Die Auseinandersetzung mit dem Staat zählt zu den zentralen Formen feministischer Herrschaftskritik. In diesem Sinne werden wir im Seminar gängige Staatstheorien diskutieren und einer geschlechterorientierten Kritik unterziehen. Dabei gehen wir der Frage nach, wie der Staat zur Reproduktion und Legitimation geschlechtsspezifischer (patriarchaler) Herrschafts- und Ungleichheitsverhältnisse beiträgt. Schließlich wenden wir uns geschlechtertheoretischen Zugängen zu, die Staat und Staatlichkeit auf ihr Potenzial für mehr Geschlechtergerechtigkeit hin befragen und beispielsweise den Staat nunmehr auch als Möglichkeit betrachten, die heterosexuelle Norm von Zweigeschlechtlichkeit in Frage zu stellen.
Themen feministischer Staatstheorien sind beispielsweise: die Trennung von öffentlich und privat, der Wohlfahrtsstaat und sein Geschlechterregime, die männerbündischen Strukturen staatlicher Bürokratie, geschlechtsspezifische Selektivität staatlichen Agenda-Settings, die Verbindung von Militärdienst und Staatsbürgerschaft, Familienpolitik und Care-Ökonomie. Diese und ähnliche Themen sollen an konkreten Beispielen diskutiert werden.
Im Seminar wird der Umgang mit theoretischen Texten geübt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem analytischen Einsatz theoretischer Konzepte und Begriffe sowie der Einschätzung ihrer Erklärungskraft und Reichweite. Die so gewonnenen Fertigkeiten werden in einer Seminararbeit erprobt.