Universität Wien

210086 UE BAK17b.1: Politikwissenschaft in der Praxis (2022W)

Forschungsarbeit in einem politischen Archiv: Geister und Mythen des Roten Wiens

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fernbleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Achten Sie auf die Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis und die korrekte Anwendung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).
Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Englisch

Lehrende

Termine

Ort: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (Bibliothek, 1. Stock), Rechte Wienzeile 97, 1050 Wien

21.10., 28.10., 4.11., 11.11., 25.11., 2.12., 9.12., 16.12. 13.1., 20.1., 27.1.
9.30-11.00 Uhr

Für die beiden entfallenen Termine am 14.10. und 18.11. finden am 13.1. und 20.1. Doppeleinheiten statt - also von 10.00 bis 13.00


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Lehrveranstaltung stellt die Forschungsarbeit in einem politischen Archiv als Praxisbereich der Politikwissenschaft vor und schult die Studierenden im Umgang mit zeithistorischen Quellen. Die Übung wird im historischen Vorwärtshaus abgehalten. Dieses Gebäude diente ab 1910 als Sitz der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), ihrer wichtigsten Teilorganisationen und als Druckerei der Arbeiter-Zeitung. Der heute dort angesiedelte Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA) ist ein politisches Archiv, Bibliothek und Forschungsinstitut, spezialisiert auf die Sammlung österreichischer und internationaler Sozialistica. In den Archivbeständen des VGA ist die Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie gespeichert – darunter u.a. Parteiakten und die Nachlässe zahlreicher PolitikerInnen. Die Spezialbibliothek umfasst mehr als 75.000 Monographien und Periodika, das ehemalige Fotoarchiv der AZ ist mit seinen 600.000 Fotos eine wichtige Bildquelle zeithistorischen Forschens.

Der inhaltliche Schwerpunkt der Lehrveranstaltung liegt auf einer kritischen Beschäftigung mit den „spukenden“ Hinterlassenschaften des Roten Wiens und ihrer Relevanz für die Gegenwart. Diese Auseinandersetzung mit dem Roten Wien der 1920er und frühen 1930er Jahre erscheint in vielerlei Hinsicht aktuell, und das internationale Interesse an „Red Vienna“ scheint Beleg für eine neue Phase der Rezeption zu sein. Das zeigt sich schon am Begriff des Roten Wien selbst, der zunächst als Kampfbegriff vom politischen Gegner (mit-)geprägt wurde und nach dem gewaltsamen Ende der sozialdemokratischen Stadtverwaltung zum Mythos vom verlorenen gesellschaftspolitischen Gegenmodell wurde. In den 1970er- und 1980er-Jahren waren es die inneren Widersprüche dieses politischen Projekts, die von der Neuen Linken, vor dem Hintergrund ihrer Kritik an der fordistischen Nachkriegsgesellschaft und der zeitgenössischen sozialistischen Stadtverwaltung, betont wurden. In der Gegenwart des neuen Jahrtausends, im Kontext globaler neoliberaler Hegemonie, des politischen Rechtsrucks und prekären Status aktueller emanzipativer Projekte, ist jedoch eine Renaissance des Interesses an den Entwürfen des Roten Wien zu bemerken. Es dient heute als neu zu entdeckendes Modell, das für Strategien städtischer ökonomischer Krisenbewältigung, der Re-Demokratisierung urbanen Raums oder der Frage der Wohnbaupolitik als Vorbild und Vergleichsfolie herangezogen wird.

Das Seminar beginnt mit der gemeinsamen Lektüre aktueller und historischer Texte zum Roten Wien und stellt die Frage, was diese Texte über historische Möglichkeiten, politische Kämpfe, Kontinuitäten und Brüche sowie über (nicht) erfüllte emanzipative Hoffnungen erzählen. Wie geistern diese Konzepte und die mit ihnen verbundenen (ehemaligen) Zukunftsvorstellungen durch die politische Gegenwart? Das Rote Wien wird dabei im weiten Sinne als alternativer Epochenbegriff verstanden, der über das politische Projekt der sozialdemokratischen Stadtverwaltung hinausgeht.

Als Textbasis dient u.a. das "Red Vienna Sourcebook", ein zweisprachiges Editionsprojekt, das zentrale Themenfelder und Begriffe zum Roten Wien versammelt.

Ausgehend von den einführenden Einheiten werden die Studierenden im zweiten Teil des Semesters eigenständige Recherchen zu diesen Themen durchführen, die sowohl als schriftliche Arbeiten als auch als multimediale Projekte möglich sind und sich an Präsentationsformen der Medienarbeit, der politischen (Theorie-)Arbeit, von Artistic Research und musealer Vermittlungsarbeit orientieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheit, Übungsaufgaben und Abschlussarbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Anwesenheitspflicht (max. 2 Fehlstunden)
- aktive Teilnahme an den Diskussionen
- Eigenständiges Arbeiten und Gruppenarbeit (z.B. Lektüre und Bearbeitung der Basistexte, Recherche, Vorbereitung eines ExpertInnengesprächs, Abschlusspräsentation): insg. 50% der Note
- schriftliche Abschlussarbeit bzw. Verwirklichung eines Abschlussprojekts: 50% der Note

Die positive Erbringung aller vorgesehenen Teilleistungen erforderlich ist, um eine positive Note zu erhalten.

Prüfungsstoff

Literatur

Es wird ein online-Reader zur Lehrveranstaltung erhältlich sein (Moodle)

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 10.10.2022 13:09