Universität Wien

210090 SE BAK15: SE Osteuropastudien (2018S)

Re-Industrialisierung vs. Ressourcenexport?

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Beachten Sie die Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 08.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 15.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 22.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 12.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 19.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 26.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 03.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 17.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 24.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 07.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 14.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 21.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Donnerstag 28.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Seit dem Beginn der Ukraine-Krise und den Sanktionen haben die Konflikte um das russische Entwicklungsmodell weiter an Bedeutung gewonnen. Insbesondere VertreterInnen der „national-konservativen Bewegung“ kritisieren die periphere Eingliederung Russlands in den Weltmarkt und fordern ein Programm zur Re-Industrialisierung des Landes. Dies mündete in der Gründung einer staatlichen Kommission zur Importsubstitution und der Förderung sogenannter „nationaler Champions“ in ausgewählten Sektoren, wie z.B. der Luftfahrt- und Nuklearindustrie sowie in der Nanotechnologie. Gleichzeitig lassen sich neue Formen der Naturaneignung beobachten. Neben den Plänen zur Ausbeutung der Arktis sind dies die Inwertsetzung der Tundra-Wälder als globale CO2-Speicher sowie Bestrebungen des staatlichen Nuklearkonzerns Rosatom den globalen Handel mit abgebrannten Brennelementen auszuweiten.

In einem ersten Schritt verschaffen sich die SeminarteilnehmerInnen einen Überblick über unterschiedliche Theorien rohstoffbasierter Entwicklung. Dem dominanten Forschungsparadigma des Rohstofffluchs wird dabei die Debatte zum Ressourcenextraktivismus gegenübergestellt. Anschließend wird die Herausbildung des rohstoffbasierten Entwicklungsmodells in Russland analysiert. In den 1990er Jahren spielen die periphere Eingliederung Russlands in den Weltmarkt genauso eine wichtige Rolle wie die Herausbildung neuer Eigentumsverhältnisse (Entstehung einer Oligarchie, Rohstoffkonzerne unter staatlicher Kontrolle: Gazprom). Die Analyse der 2000er Jahre (ca. bis zum Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008) konzentriert sich auf die Stabilisierung des rohstoffbasierten Entwicklungsmodells. Der Konflikt zwischen Staat und Oligarchie (Fall Chodorkowskij) werden dabei besonders berücksichtigt, aber auch soziale Proteste gegen den Abbau von sozialen Leistungen. Diese Perspektive ermöglicht einen anderen Zugang zum „System Putin“, in dem nicht nur nach repressiven Maßnahmen zur Herrschaftssicherung, sondern auch zu Formen der Hegemonie und des Konsens in der russischen Bevölkerung gefragt wird. Die Wirtschaftskrise und vor allem der Konflikt in der Ukraine stellen einen Wendepunkt in der jüngsten russischen Entwicklung dar. Abschließend werden daher die neu entflammten Auseinandersetzungen um das rohstoffbasierte Entwicklungsmodell analysiert. Dabei rücken die konkurrierende Projekte (Re-Industrialisierung vs. Intensivierung der Naturaneignung) in den Vordergrund.
Das Ziel des Seminars ist es, neue gesellschaftliche Entwicklungsdynamiken in Russland auszumachen. Dabei spielen folgende Fragen eine wichtige Rolle:

- In welcher Form artikulieren sich die Konflikte um das rohstoffbasierte Entwicklungsmodell in Russland? Wie werden diese ausgetragen?
- Wie ist das Verhältnis von Staat und wirtschaftlicher Elite?
- Welche Rolle spielen andere gesellschaftliche Kräfte (soziale Bewegungen, Oppositionsparteien, Gewerkschaften)?
- Wie lässt sich die gesellschaftliche Entwicklung Russlands seit den 1990er Jahren näher beschreiben
- Inwiefern können die Konflikte um das rohstoffbasierte Entwicklungsmodell in Russland im Kontext globaler Auseinandersetzungen seit der Wirtschafts- und Finanzkrise analysiert werden? Welche Rückschlüsse lässt dies im Bezug auf die theoretische Auseinandersetzung mit peripherer Entwicklung zu?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die regelmäßige Anwesenheit (max. zwei fehlende Einheiten) sowie die aktive Teilnahme am Seminar ist die Grundvoraussetzung zu dessen positiver Absolvierung. Als Leistungsnachweis sind während des Semesters zu den einzelnen Sitzungen kleinere Aufgaben zu erfüllen (z.B. kurze Inputs, Rezensionen, Fragen beantworten) im Umfang von 1-2 Seiten. Am Ende des Semesters ist ein Essay (Umfang 5-10 Seiten) abzugeben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Endnote setzt sich aus der aktiven Mitarbeit während der Seminareinheiten (20 %), der Bewertung der Aufgaben für die einzelnen Sitzungen (40 %) und dem Abschlussessay (40 %) zusammen.

Das Ziel des Seminars besteht darin, die Inhalte intensiv zu diskutieren. Dazu werden die TeilnehmerInnen zu Beginn jeder Sitzung in Kleingruppen die Texte besprechen, um sich auszutauschen, bevor die Texte im Plenum diskutiert werden.

Prüfungsstoff

Die SeminarteilnehmerInnen sollen in dem Abschlussessay sowohl die in dem Seminar diskutierte Literatur berücksichtigen als auch eigenständig Literaturrecherche betreiben. Selbstverständlich steht die Seminarleitung bei Rückfragen zur Verfügung.

Literatur

Brand, Ulrich/Dietz, Kristina (2014): (Neo-)Extraktivismus als Entwicklungsoption? Zu den aktuellen Dynamiken und Widersprüchen rohstoffbasierter Entwicklung in Lateinamerika, PVS, Sonderheft, 48, 128-165.

Chebankova, Elena (2015): Contemporary Russian conservatism, in: Post-Soviet Affairs, DOI: 10.1080/1060586X.2015.1019242.

Görg, Christoph (2003): Regulation der Naturverhältnisse. Zu einer kritischen Theorie der ökologischen Krise, Westfälisches Dampfboot Verlag, Münster.

Heinrich, Andreas/Pleines, Heiko (2012): Resource challenges. Die politische Dimension von Ölbooms, in: Neue Politische Literatur, Jg. 57, 443-477.

Sakwa, Richard (2004): Putin. Russia´s Choice, Routledge, London New York.

Segert, Dieter (2013): Transformationen in Osteuropa im 20. Jahrhundert, Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38