Universität Wien

210104 SE M3: Politische Theorien und Theorieforschung (2020W)

Die Pariser Kommune von 1871. Historische, politiktheoretische und künstlerische Reflexionen

9.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die Lehrformate für das WS (digital, hybrid, vor Ort) befinden sich in Entwicklung. Die Lehrenden werden die geplante Organisationsform und Lehrmethodik auf ufind und Moodle bekannt geben. Aufgrund von Covid19 muss mit kurzfristigen Änderungen in Richtung digitaler Lehre gerechnet werden.

Nicht-prüfungsimmanente (n-pi) Lehrveranstaltung. Eine Anmeldung über u:space ist erforderlich. Mit der Anmeldung werden Sie automatisch für die entsprechende Moodle-Plattform freigeschaltet. Vorlesungen unterliegen keinen Zugangsbeschränkungen.

VO-Prüfungstermine erfordern eine gesonderte Anmeldung.
Mit der Teilnahme an der Lehrveranstaltung verpflichten Sie sich zur Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis. Schummelversuche und erschlichene Prüfungsleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 09.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 16.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 23.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 30.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 06.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 13.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 20.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 27.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 04.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 11.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 18.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 08.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 15.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 22.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Freitag 29.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Vor wenigen Wochen ging die Nachricht viral, dass das von Streetart-Künstler Banksy finanzierte Rettungsschiff »Louise Michel« im Mittelmeer dringende Hilfe angefordert habe, um 219 in Seenot geratene Menschen sicher aufs Festland zu bringen. Während dieses Ereignis einmal mehr den beschämenden Umgang Europas mit Geflüchteten zeigt und damit ein fahles Licht auf sein Selbstverständnis wirft, steht die Namensgeberin des Schiffes für die Hoffnung auf eine andere Zukunft: Louise Michel (1830–1905) zählt zu den wichtigsten Protagonist:innen der Pariser Commune und ist eine Ikone der Frauenbewegung.
Die Pariser Commune regierte lediglich 72 Tage (vom 18. März 1871 bis zum 28. Mai 1871) als spontan gebildete Pariser Stadtregierung, bevor sie von Truppen der republikanischen Regierung Frankreichs blutig niedergeschlagen wurde. Trotz dieser kurzen Dauer markiert sie einen tiefen Einschnitt in der Geschichte Frankreichs und im Selbstverständnis der internationalen Linken. Zwar hatte sich schon in den vorausgegangenen Revolutionen seit 1789 abgezeichnet, dass der nationale Konsens zwischen den Klassen mehr als brüchig war; doch erst mit diesem Bürgerkrieg trat der in der Gesellschaft obwaltende fundamentale Antagonismus in aller Offenheit zutage. Von linker Seite wurde die Commune deshalb als historische Wende verstanden. Walter Benjamin beschreibt sie in „Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts“ folgendermaßen:
„[D]ie Kommune [macht] mit der Phantasmagorie ein Ende, die die Frühzeit des Proletariats beherrscht. Durch sie wird der Schein zerstreut, daß es Aufgabe der proletarischen Revolution sei, Hand in Hand mit der Bourgeoisie das Werk von 1789 zu vollenden. Diese Illusion beherrscht die Zeit von 1831 bis 1871, vom Lyoner Aufstand bis zur Kommune. Die Bourgeoisie hat nie diesen Irrtum geteilt.“
Diese traumatische Erfahrung, die sich nicht mehr in eine gemeinsame Nationalgeschichte integrieren ließ, prägte die Dritte Republik in der Form einer gespaltenen Erinnerung: Während das bürgerlich-konservative Frankreich die Commune als Revolte ohne legitime Gewalt diffamierte, wurde sie von der Linken zur ersten proletarischen Revolution idealisiert, durch die Formen der Selbstverwaltung und Emanzipation zumindest kurzzeitig realisiert werden konnten.

Die Lehrveranstaltung hat zum Ziel, die Erinnerungspolitik knapp hundertfünfzig Jahre nach der Pariser Commune im heterogenen Spektrum der Linken aufzuarbeiten. Zu Wort kommen sollen dabei neben den klassischen Texten von Marx und Engels auch weitere kommunistische Ansätze von Lenin und Trotzki sowie anarchistische Einlassungen von Bakunin, Kroptkin und Lavrov aus dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Angereichert werden diese theoretischen Überlegungen durch die Inblicknahmen unterschiedlicher künstlerischer und medialer Formen von Erinnerungspolitik (Rimbaud, Courbet, Brecht, Watkins), um deutlich zu machen, inwiefern den rezenten Bezugnahmen auf die Commune (Badiou, Abensour, Ross) nicht (nur) etwas Anachronistisches anhaftet, sondern sie – etwa in Bezug auf neuere Munizipalismen – auch im Sinne einer Antizipation einer anderen Zukunft verstanden werden können.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

a) Regelmäßige Teilnahme (max. zwei Fehleinheiten) und aktive Mitarbeit (15%)
b) Referat, schriftliche und termingerechte Beantwortung lektüreleitender Fragen (35%)
c) Abschließende Seminararbeit (ca. 15 Seiten) (50%)
Alle Teilleistungen sind verpflichtend!
Die Abgabe einer 15-seitigen Seminar-Arbeit muss bis zum 18.3.2021 erfolgen.

Achtung: Das gesamte Seminar wird online stattfinden.

Notenskala
1 = „sehr gut“ (mind. 90%)
2 = „gut“ (mind. 80 %)
3 = „befriedigend“ (mind. 65%)
4 = „genügend“ (mind. 50%).
Alle unterhalb von 50% liegenden Werte gelten als „nicht genügend“.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung für die positive Beurteilung ist die Abfassung einer Seminararbeit, ein Referat sowie die wöchentliche Abgabe von schriftlichen Lektürereflexionen, die sich an vorgegebenen lektüreleitenden Fragen orientieren sollen. Zudem wird die regelmäßige Teilnahme (ein zweimaliges Fehlen ist gestattet), aktive Mitarbeit und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit den behandelten Texten vorausgesetzt.

Prüfungsstoff

Die Literatur wird via Moodle zur Verfügung gestellt.
Literatur

Literatur

Einen ersten Überblick über aktuelle Debatten bietet:
Grams, Florian: Die Pariser Kommune. Köln: Papyrossa 2014.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 24.09.2020 13:09