Universität Wien

210112 SE M3: SE Politische Theorien und Theorieforschung (2018S)

Eigentum und Politik. Theoretische Perspektiven

9.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Beachten Sie die Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 01.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Freitag 16.03. 15:00 - 20:00 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Samstag 17.03. 10:00 - 16:00 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Samstag 24.03. 10:00 - 16:00 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Samstag 28.04. 10:00 - 16:00 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt:

Rousseau zufolge wäre den Menschen viel „Elend und Schrecken“ erspart geblieben, wenn jener Person, die als erste auf den Gedanken kam zu sagen „Dies gehört mir“ kein Glauben geschenkt und die Pfähle, die sie in die Erde gesteckt hat, um ihr Eigentum zu demarkieren, ausgerissen worden wären (Zweiter Diskurs). Ähnlich wie Rousseau, betrachtet auch Marx, Eigentum primär als Ausdruck von (illegitimer) Ungleichheit in der bürgerlichen Gesellschaft und als Stolperstein für wahre Freiheit (Pariser Manuskripte, Kapital). Aber ist Eigentum nicht vielmehr Ausdruck von Selbstbestimmtheit sowie legitime Frucht der Arbeit, wie Locke (Zwei Abhandlungen über die Regierung) meinte? Oder könnte man Eigentum nicht auch als einen unabdinglichen Schritt auf den Weg zur Personwerdung eines Menschen betrachten, wie Hegel (Rechtsphilosophie) dies behauptet? In diesem Kurs beschäftigen wir uns mit (konfligierenden) Eigentumstheorien, die bis heute Einfluss auf Eigentumsvorstellungen und -politiken haben. Wir erarbeiten uns die Annahmen und Argumente, die den genannten Theorien zugrundeliegen und beleuchten diese kritisch, mitunter auch aus feministischen (Naffine) und post-kolonialen Perspektiven (Harris). Sollte es richtig sein, dass liberale Demokratien dem Locke’schen besitzindividualistischem Verständnis von Eigentum besonders nahestehen (MacPherson), welche alternative Eigentumsformen und -vorstellungen könnte man - wenn überhaupt - in Erwägung ziehen? Inwiefern stellen die heute wieder viel zitierten „commons“ (DeAngelis) eine Alternative zu individualistisch-kapitalistischen Eigentumslogiken dar? Würde die Vorstellung von „stewardship“, einen Ausweg aus der ökologischen Krise darstellen, wie John Barry behauptet? Und inwiefern würde die Anerkennung des genuin sozialen Charakters von Manufakten, inklusiver der menschlichen Umwelt, den bereits Marx, aber auch Leon Bourgeois betonte, die zunehmende Privatisierung von, z.B., öffentlichem Raum, zumindest argumentatorisch in Frage stellen?

Zugang:
Methodologischer Zugang & Anforderungen:
Alle Texte werden einem fokussierten, analytischen Lesen unterzogen, d.h. Texte sollen also nicht nur überblicksmassig erfasst, sondern die ihnen zugrundeliegenden Argumentationen, Begrifflichkeiten und Herangehensweisen sollen herausgearbeitet werden. Jede Woche ist eine Lektürereflexion zu verfassen in Antwort auf (lektüreleitende) Fragen. Drei, nach Zufallsprinzip ausgewählte Lektürereflexionen, werden benotet. Die Diskussion in der LV wird von Studierenden geleitet, die in die Rolle von Moderator*innen schlüpfen. Es wird also kein klassisches Referat erwartet, sondern eine (Co-)Moderation. Der Kurs wird mit einer Seminararbeit (ca. 20 Seiten) abgeschlossen, deren Thema sich auf im Kurs diskutierte Texte und Themen bezieht und diese weiterführend recherchiert.

Beim Kurs handelt es sich um eine Block-LV. Vor den jeweiligen Blöcken - allen voran jenen im März - bitte ausreichend Zeit für die Kursvorbereitung miteinkalkulieren. Der Kurs ist lese- und schreibintensiv (dafür kurz)!

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Lektüre-basierte Aufgaben
(Co-) Moderation
Partizipation
Schriftliche Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Lektüre-basierte Aufgaben (30%)
Co-Moderation (15%)
Partizipation (15%)
Seminararbeit (40%)

Note 1: 87-100%
Note 2: 75-86%
Note 3: 63-74%
Note 4: 50-62%
Note 5: 0-49%

Prüfungsstoff

Literatur

Kernliteratur:
Blomley, N. (2017). “The Territorialization of Property in Land: Space, Power and Practice”. Territory, Politics, Governance, 1-17.
Davies, M. (2007). Property. Meanings, Histories, Theories. New York: Routledge-Cavendish: 2007, S. 1-22.
Mark Devenney. (2011). Property, Propriety and Democracy. Studies in Social Justice, 5(2), 149-165.
Harris, C. (1993). Whiteness as Property. Harvard Law Review, 106(8), 1707-1791.
Hegel, G.W.F (1820/200). Grundlinien der Philosophie des Rechts. Leipzig: Reclam.
Locke, J. (1689/2017). Über die Regierung. Leipzig: Reclam.
Marx, K. Ökonomisch-Philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844 ("Pariser Manuskripte")
aus: K. Marx u. F. Engels, Werke, Ergänzungsband, 1. Teil, S. 465–588.
Macpherson, C. (1964). The political Theory of possessive individualism : Hobbes to Locke.Oxford: Clarendon.
Naffine, N. (1998) “The Legal Structure of Self-Ownership: Or the Self-Possessed Man and the Woman Possessed”. Journal of Law and Society, 25, 2, S. 193–212.
Radin, M. (2014) “The Rhetoric of Alienation”. Reinterpreting Property. Chicago: University of Chicago Press.
Rousseau, J.-J (1754/2016). Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen. Leipzig: Reclam.
Schmidt Am Busch, H. (2015). Personal Freedom without Private Property? Hegel, Marx, and the Frankfurt School. International Critical Thought, 5(4), 473-485.
Tully, J. (1980). A discourse on property: John Locke and his adversaries. Cambridge: Cambridge University Press.

E-Quellen & Einführende Literatur:
Pierson, Christopher, & Pierson, C. (2013). Just Property: A History in the Latin West. Volume 1 & 2. Oxford University Press.
Stanford Encyclopedia of Philsophy: https://plato.stanford.edu/

Weiterführende Literatur für die Seminararbeit (wird auf moodle laufend erweitert):

Property as Non-Domination over the world:
Davies, M. (2016). Material subjects and vital objects — prefiguring property and rights for an entangled world. Australian Journal of Human Rights, 22(2), 37-60.

Eigentum an der Person: Feministische und queere Kritik
Davies, M. (1999). “Queer Property, Queer Persons: Self-Ownership and Beyond”. Social & Legal Studies, 8(3), 327-352.
Pateman, C. (1994). The sexual contract. Cambridge: Polity Press.
Nedelsky, J. (1990). “Law, Boundaries, and the Bounded Self”. Representations, 30(30), 162-189.

Eigentum & Raum

Blomley, N. (2016). “The right to not be excluded: Common property and the right to stay put”. In A. Amin & P. Howell (Eds.), Releasing the commons: Rethinking the futures of the commons (pp. 89–106). New York: Routledge.

McDonagh, B., & Griffin, C. (2016). “Occupy! Historical geographies of property, protest and the commons”. Journal of Historical Geography, 53,1–10.

Marx, K.(1890/1962) „Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation.“ In: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 23, Das Kapital, Bd. I, Dietz Verlag, Berlin/DDR 1962. http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_741.htm

Soziales Eigentum

Claassen, R. (2017). Justice as a claim to (social) property. Critical Review of International Social and Political Philosophy, 1-15.

Kohn, M. (2017). Solidarity and social rights. Critical Review of International Social and Political Philosophy, 1-15.

Commons

Hardin, G. (1968) “The tragedy of the commons”. (1968). Science (New York, N.Y.), 162(3859), 1243-8.

DeAngelis, M. (2016). “Die Krise und die Commons“. In: Brangsch, B., Habermann, A., et. al. Das Kommunistische: Oder: Ein Gespenst kommt nicht zur Ruhe. Hamburg : VSA, S. 163-182.

Eigentum, Personwerdung, Freiheit
Patten, A. (1999). Hegel's Idea of Freedom. Oxford, New York: Oxford University Press.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38