Universität Wien

210113 SE M7 b: SE Staatstätigkeit, Policy- und Governanceanalysen (2015W)

Spezialisierungsseminar (b):State Activity, Policy and Governance Analyses. Transitional Justice in vergleichender Perspektive.

8.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 02.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Samstag 07.11. 09:00 - 16:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Samstag 28.11. 09:00 - 16:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Samstag 16.01. 09:00 - 16:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Idee, dass Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht ungestraft bleiben dürfen war eine historische Antwort auf die Verbrechen des Nationalsozialismus, ebenso wie die Idee, dass die Opfer gegenüber den Verantwortlichen einen Anspruch auf Entschädigung haben. Die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse und das Luxemburger Ab¬kommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel können als Prototypen dessen verstanden werden, was heute als Transitional Justice (TJ) bezeichnet wird. Dazu gehören vor allem Strafprozesse gegen die Verantwortlichen, Wahrheitskommissionen, Entschädigungs¬programme, politische Entschuldigungen und öffentliche Gedenkrituale.
Das Konzept Transitional Justice enthält einerseits einen Bezug auf Gesellschaften im Übergang von einem autoritären, autokratischen und repressiven System und/oder einer Situation des Bürgerkriegs zu einem demokratischen System (Transition), andererseits einen Bezug auf Praktiken und Institutionen der Aufarbeitung und Wiedergutmachung von schwerem Unrecht in der Vergangenheit (Justice). Und schließlich impliziert das Konzept die Vorstellung, dass Strafprozesse, Reparationen, Wahrheitskommissionen und verwandte Praktiken dazu beitragen können, Demokratie, Stabilität und womöglich Versöhnung und Rechtsstaatlichkeit zu befördern. Das Konzept Transitional Justice ist allerdings, wie alle wichtigen politischen Konzepte, umstritten. Kritisiert wird u.a. die darin enthaltene Annahme, dass die verschiedenen Ziele widerspruchslos miteinander harmonieren. Ob dem so ist, welche Ziele genau auf welche Weise verfolgt werden, ob sie sich wechselseitig befördern oder miteinander konkurrieren, wessen Prioritätensetzung sie ausdrücken und welche sozialen Machtverhältnisse sich darin ausdrücken, sind Fragen, die nur empirisch beantwortet werden können. Dabei ist eine vergleichende Perspektive hilfreich, da nur so ein Sinn für den Kontext, die Geschichte, die breite Vielfalt möglicher Konflikte und die verschiedenen möglichen Umgangsweisen damit entwickelt und gleichzeitig aus der Verschiedenheit von Erfahrungen gelernt werden kann.
In dieser LV werden wir uns vor allem mit Wahrheitskommissionen, Entschädigungspro-grammen und politischen Entschuldigungen befassen und anhand konkreter Konfliktfälle und in vergleichender Perspektive die Hintergründe und Dynamiken und das Veränderungs-potential dieser Praktiken und Institutionen betrachten. Dabei sollen qualitative Ansätze im Vordergrund stehen.

Themen:
Geschichte und Entstehung von Transitional Justice,
Trials,
Truth Commissions,
Vetting and Lustration,
Reparations and Apology,
Fallstudien,
Kritik und Einschätzung.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Teilnahme an der ersten, einführenden Sitzung ist Pflicht. Die Teilnahme an allen Blockseminaren ist ebenfalls Pflicht: bei mehr als 20% Fehlzeit wird der Kurs nicht anerkannt. Die Fähigkeit und Bereitschaft, englischsprachige Literatur zu bearbeiten wird vorausgesetzt. Darüber hinaus umfasst die Leistungskontrolle die
aktive Diskussionsteilnahme auf Basis der Texte;
ein Impulsreferat zu einem der Texte (10-12 Min.) und ein Handout (1-2 S.) (20%);
die Erarbeitung und Präsentation (15-20 Min.) einer Fallstudie mit ppt und Handout (2-3 S.), allein oder zu zweit (30%) (20%),
fristgerechte Abgabe einer Rezension zu einem Buch oder Zeitschriften-schwerpunktheft im Themenfeld des Kurses (800 – 1.000 Wörter) bis zum 28.Nov. 2015 (20%),
termingerechte Abgabe einer schriftlichen Hausarbeit in Einzelarbeit (3.500 – 4.500 Wörter, abzugeben bis 9. Febr. 2016) zu einem selbst gewählten Thema im Bereich Transitional Justice, in der eine vergleichende Perspektive sinnvoll eingesetzt wird. Das Thema der Hausarbeit kann mit dem Thema der Präsentation übereinstimmen, muss es aber nicht (40% der Note).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

ein Überblick über zentrale Konzepte, Praktiken und Institutionen von Transitional Justice,
das Einüben einer vergleichende Perspektive, um Potentiale und Grenzen sowie problematische Implikationen dieser Konzepte, Praktiken und Institutionen auszuloten,
die Stärkung analytischer Fähigkeiten und die Ermutigung zu eigenen Fragen und Interpretationen.

Prüfungsstoff

Die Arbeit erfolgt vor allem in Form von Diskussionen, Gruppenarbeit und Studierenden-präsentationen. Grundlage und Bedingung einer erfolgreichen Teilnahme ist das Lesen der Texte und die eigenständige Recherche nach geeignetem Material für die Fallstudien.

Literatur

Zur Einführung:
Domingo, Pilar 2012: Dealing with legacies of violence: transitional justice and governance transitions. Overseas Development Institute. Online at http://www.odi.org.uk/sites/odi.org.uk/files/odi-assets/publications-opinion-files/7686.pdf
Minow, Martha 1998: Between Vengeance and Forgiveness: Facing History after Genocide and Mass Violence. Boston: Beacon Press.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38