Universität Wien

210118 SE M11/FOP: SE Macht oder Ohnmacht des Staates? Steuerungsinstrumente im Zeichen der Finanzkrise (2010W)

12.00 ECTS (4.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 12.10. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 19.10. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 09.11. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 16.11. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 23.11. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 30.11. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 07.12. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 14.12. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 11.01. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 18.01. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Dienstag 25.01. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Den Staat und die Gesellschaft über die Analyse der öffentlichen Finanzgebarung zu begreifen bedeutet, daß man auf die Wechselwirkung zwischen öffentlichen Finanzen und den sozioökonomischen sowie gesellschaftspolitischen Kontext fokussiert; dieser Ansatz stand auch im Zentrum der Finanzsoziologie der 1920er Jahre (z.B. Rudolf Goldscheid bzw. Joseph Schumpeter). Seit den 1980er Jahren begann man im Sinne der Neuen Politischen Ökonomie und der Public-Choice-Theorie die Aufgaben des Staates bzw. der öffentlichen Verwaltung zu hinterfragen: Die Einführung betriebswirtschaftlicher Managementmethoden in der öffentlichen Verwaltung, größere “Effizienz” durch Privatisierungen und Ausgliederungen ehemals staatlicher Bereiche bzw. PPP-Modelle etc. erschienen als “Zaubermittel” für den Rückzug des Staates im Sinne eines "Regierens auf Abstand" und Sanierung der Staatsfinanzen in der Diktion der NPM-Philosophie. In den letzten Jahren bekommt dieses Konzept eine neue ökonomische Dimension im Sinne einer "progressiven Governance": Ablöse des Slogans "weniger Staat - mehr privat" durch "weniger Staat - mehr Politik". Auch die neuen Technologien mit ihrem Anspruch der Beschleunigung, der "Performance", etc. verbinden sich mit dem NPM mit dem Ziel der Stabilisierung/Erweiterung der Herrschaft der Ökonomie unter dem Mantel erhöhter Effizienz. In der aktuellen Finanzkrise ist der Staat mit seinen regulatorischen Instrumenten "wieder da": Konjunkturpakete zur Stützung der systemrelavanten Banken (gar die Einführung einer "Bankensteuer"), Überlegungen zur Schaffung einer Finanzmarktaufsicht auf europäischer Ebene sowie Wiedereingliederungen der vormals ausgegliederten Verwaltungsbereiche sollen zur Abschwächung/Beseitigung der negativen Folgen eines offensichtlichen "Marktversagens" beitragen. Ist der Staat angesichts oft unausgegorener politischer Programme ohnmächtig oder fühlt er sich wieder mächtig und greift in Bereiche ein, die seinen rein funktionellen Existenzanspruch unterstreichen sollen? Diese Frage wurde durch die Finanz– und darauf folgende allgemeine globale Wirtschaftskrise in unterschiedlicher Weise - teils marktorientiert, teils auf staatliche bzw. überstaatlich supranationale Intervention gerichtet – beantwortet: Die Selbstkontrolle der zivilen Marktakteure (Stichwort: Basel I bis Basel III), supranationale intergouvernmentale Maßnahmen der EG/EU (Bankrichtlinie, Kapitaläquivalenzrichtlinie 2006), Rettungspaket für „systemrelevante“ Finanzinstitute (im Rahmen der Wirtschafts-und Wähungsunion) und schließlich einzelstaatliche Maßnahmen wie z.B. Sonderfonds zur Finanzmarktstabilisierung (Dt) bzw. Bankenrettungsfonds (Ö). Diese teils völlig gegensätzliche politische Maßnahmen finden ihren Niederschlag in einer ebenfalls polarisierten, wirtschaftstheoretischen Auseinandersetzung (Krugman vs Schulmeister vs De Grauwe, etc.)

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

 Präsentation der Projektdispositionen
 Plenatreffen für Projektpräsentationen
 Schriftlicher Projektbericht im Ausmaß von 25S/ TeilnehmerIn.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Analyse dieses gewandelten Staatsverständnisses an Hand von vergleichenden Einzeluntersuchungen einschlägiger Regierungs-und Verwaltungsstellen in Österreich (bzw. in der EU)

Prüfungsstoff

 Klärung von Grundbegriffen
 Konstituierung von Arbeitsgruppenn für Forschungsprojekte
 Konkretisierung der zu untersuchenden Behörden und Politikfelder

Literatur

Al Rodhan Nayer, Neo-statecraft and Meta-politics. Reconciliation of Power, Interests and Justice in the21.Century, Lit-Verlag, Berlin 2009
Auflage, Wiesbaden, 2005. [im HA]
Bilg Hartmut/Krämer Georg/Waschbusch Gerd: Bankenaufsicht in Theorie und Praxis, Scheel Verl.,Frankfurt a.M., 2009.
Blanke, Bernhard et.al. (Hg.): Handbuch zur Verwaltungsreform, 3. Völlig überarb. und erw.
Design [Staatslehre und politische Verwaltung, Bd. 13], Baden-Baden, Nomos, 2008.
Dose, Nicolai: Problemorientierte staatliche Steuerung. Ansatz für ein reflektiertes Policy-
Harms, Jens u.a. (Hg.): Die Ökonomisierung des öffentlichen Sektors: Instrumente und Trends, Baden-Baden, 2003.
Jachtenfuchs M/Kohler-Koch B(Hrsg)(2003), Euroopäische Integration 2.AuflOpladen
Lienke Georg: Die Rolle der Kreditinstitute und der Bankenaufsicht bei der Geldwäschebekämpfung. Eine rechtsvergleichende Untersuchung am Beispiel Deutschlands und Hongkongs, Verlag Dr.Kovac, Hamburg, 2009.
Pelizzari, Alessandro: Die Ökonomisierung des Politischen. New Public Management und der neoliberale Angriff auf die öffentlichen Dienste, Konstanz, 2001.
Schulmeister Stephan: Ein New Deal für Europa, WIFO, Wien, 2010.
Schuppert, Gunnar (Hg.):Governance-Forschung. Vergewisserung über Stand und Entwicklungslinien, Baden-Baden, 2005 [Schriften zur Governance-Forschung, Bd.1]. Insbesondere Kapitel I/2, III/3 u. 4, V.
Vogel, Rick: Zur Institutionalisierung von New Public Management. Disziplindynamik der Verwaltungswissenschaft im Einfluss ökonomischer Theorie, Diss. Univ., Deutscher Universitätsverlag, Wuppertal, 2005. (im HA)
Weidenfeld Werner/Wessels Wolfgang (Hrsg): Jahrbuch der Europäischen Integration 2009, Nomos, Berlin, 2010.
Zitzmann, Vera, Kreditrisiko: Modellierung der Abhängigkeit Analyse des Ratingprozesses und Verlustverteilung eines Portfolios, Verlag Dr.Kovac, Hamburg, 2007.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38