Universität Wien

210129 SE M11: FOP Forschungspraktikum (2022W)

Männerbund und Politik: Staats- und Politikanalyse nach Eva Kreisky

12.00 ECTS (4.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fernbleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Achten Sie auf die Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis und die korrekte Anwendung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).
Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen ein

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 10.10. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 17.10. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 24.10. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 31.10. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 07.11. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 14.11. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 21.11. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 28.11. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 05.12. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 12.12. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 09.01. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 16.01. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 23.01. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Montag 30.01. 13:15 - 16:30 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele:Ausgehend von Eva Kreiskys Männerbund-Theorie und einige ihrer Forschungsthemen sollen analytische Konzepte erarbeitet werden, um aktuelle Problematiken zu untersuchen. Ziel ist es zum einen die Männerbund-Theorie zu aktualisieren, indem wir sie mit postkolonialen, queer-feministischen und intersektionalen Ansätzen und Konzepten konfrontieren und ergänzen. Zum anderen werden wir diese nachgerüsteten analytischen Werkzeuge in kleinen Forschungsprojekten erproben. Diese befassen sich mit aktuellen Phänomenen des demokratischen Wandels, die vom umfassenden Themenfundus von Eva Kreiskys Forschung angeregt, aber nicht darauf begrenzt sind.Inhalte:Eva Kreisky war von 1995 bis 2012 Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Mit ihrem Konzept des Männerbundes betont Kreisky die Sozialität von Männlichkeit(en) als Basis politischer Macht und Gewalt. Damit wird der Mythos des autonomen Subjekts als soziale Konstruktion begreifbar und der Fokus von einzelnen großen Männern der Geschichte hin zu den Strukturen gelenkt, die deren vermeintliche Größe herstellen. Politische Männlichkeit ist dann nicht denkbar ohne die männerbündische Struktur, in der sie entsteht und agiert. Männerbünde sind historisch im deutschen Kontext als Trutzburgen gegen Demokratie und Feminismus entstanden und daher unmittelbar als politisches Projekt zu begreifen. Als Prägeform des Politischen wirkt das Männerbündische fort. Männerbündisches Denken und Rituale männlicher Sozialisation so Kreiskys These sind tief in die Strukturen von Staat und Bürokratie gesickert und prägen Praktiken auf dem politischen Feld ebenso wie im kapitalistischen Unternehmen. Zugleich bilden sie die paradigmatische Form parastaatlicher (z.B. mafiöser) Unternehmungen und erhellen die Praxis der sogenannten neuen Kriege, die sich durch eine eigene Ökonomie des Krieges mit Warlords und Kindersoldaten ebenso auszeichnen, wie durch ihre extreme Gewalt gegen Frauenkörper. So gesehen bilden staatliche wie parastaatliche männerbündische Strukturen das Terrain, auf dem die Pädagogik der Grausamkeit (Rita Segato) ihre genozidale Macht entfaltet.Das Männerbündische bildet den Kern hegemonialer Projekte wie das Eva Kreisky ausführlich anhand der Genealogie des Neoliberalismus nachgewiesen hat. Kreisky war somit eine der ersten, die auf die anti-demokratischen wie anti-feministischen Tendenzen des neoliberalen Projekts hingewiesen hat. In ihrer Forschung hat sie sich mit unterschiedlichen Feldern männerbündischer Formierung und Inszenierung neoliberaler hegemonialer Männlichkeiten befasst wie populistische Männlichkeitsinszenierung, Sport und Fußball als Arena der Männlichkeit, risikofreudige Akteure im Berater*kapitalismus und an der Wallstreet, neoliberaler Körperkult, usw. Im Horizont ihrer Forschung stand dabei die Frage nach Demokratieentwicklung und Demokratieschwächung und damit einhergehende Erweiterungen oder Verengungen feministischer Handlungsräume und praktiken.Methoden:Im Forschungspraktikum wollen wir den Fundus an Themen auf aktuelle Problematiken ausweiten, aber auch zuspitzen. Dies erfolgt auf Basis einer geschlechtertheoretischen Aktualisierung der Theorie von Eva Kreisky mittels zentraler Debatten und Konzepte aus queer-feministischen und post-kolonialen Kontexten.Das Forschungspraktikum ist in eine Theorie- und eine Forschungsphase unterteilt. In der Theoriephase werden wir gemeinsam die Konzepte aufbereiten und Ergänzungen diskutieren. In der Praxisphase werden als Gruppenarbeiten aktuelle Themen im aufbereitet (hierzu finden auch einige Gastvorträge statt), und schließlich in Form kleiner Forschungsprojekte untersucht.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Theoriephase: Jede*r Teilnehmer*in hält ein Textreferat und beteiligt sich aktiv an Diskussionsgruppen Als Vorbereitung auf die jeweilige Einheit, werden einseitige Textzusammenfassungen erstellt Praxisphase: Teilnahme an einer Gruppenarbeit zur Aufbereitung eines aktuellen Themenfeldes Erarbeitung eines Exposés für ein Forschungsvorhaben (als Einzelarbeit oder als Gruppenarbeit) Kurz-Präsentation des Vorhabens Forschungsbericht bzw. Abschlussarbeit im Umfang von ca. 20 Seiten

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Textreferat: 10% Textzusammenfassungen: 5% Gruppenpräsentation eines Themenfeldes: 20% Exposé: 15% Kurz-Präsentation: 10% Abschlussarbeit: 40%Notenschlüssel:91-100: Sehr gut81-90: Gut61-80: Befriedigend51-60: Genügend0-50: Nicht Genügend

Prüfungsstoff

Literatur

Literatur (Auswahl):
Farris, Sara R. (2017). In the Name of Women's Rights. Durham & London: Duke University Press.
Federici, Silvia. (2012). Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum-Verl.
Henninger, Annette, & Birsl, Ursula (Eds.). (2020). Anti-Feminismen. 'Krisen'-Diskurse mit gesellschaftsspaltendem Potential? Bielefeld: transcript.
Kreisky, Eva (2008). Geschwächte Staaten, schwächelnde Männlichkeit und neue Kriege. In Wofgang Sützl/Doris Wallnöfer (Eds.), Gewalt und Präzision. Krieg und Sicherheit in Zeiten des War on Terror (pp. 137-163). Wien: Turia & Kant.
Kreisky, Eva, & Löffler, Marion. (2009). Maskulinismus und Staat: Beharrung und Veränderung. In Gundula Ludwig, Birgit Sauer, & Stefanie Wöhl (Eds.), Staat und Geschlecht. Grundlagen und aktuelle Herausforderungen feministische Staatstheorie. Baden-Baden: Nomos.
Kreisky, Eva, & Löffler, Marion. (2010). Demokratietheorieentwicklung im Kontext gesellschaftlicher Paradigmen. Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 39(1), 89-104.
Kreisky, Eva. (1992). Der Staat als 'Männerbund'. Der Versuch einer feministischen Staatssicht. In Elke Biester u.a. (Hg.), Staat aus feministischer Sicht (pp. 53-62). Berlin. // NB
Kreisky, Eva. (1997). Über geschlechtsneutralen Schein politischer Idole, politischer Ideale und politischer Institutionen. In Eva Kreisky & Birgit Sauer (Eds.), Das geheime Glossar der Politikwissenschaft: geschlechtskritische Inspektion der Kategorien einer Disziplin (pp. 161-). Frankfurt/Main u.a.: Campus Verlag.
Kreisky, Eva. (2001). Weltwirtschaft als Kampffeld: Aspekte des Zusammenspiels von Globlismus und Maskulinismus. Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 30, 160.
Kreisky, Eva. (2002). In Konvergenz der Interessen. Neoliberale Praktiken und rechtspopulistische Regulierung sozialen Protests. In Alex Demirovic & Manuela Bojadzijev (Eds.), Konjunkturen des Rassismus (pp. 50-89). Münster.
Kreisky, Eva. (2006). Ermattete Staatskörper und (re-)vitalisierte Körpermärkte. Vergeschlechtlichte Körperrituale im Neoliberalismus. In Birgit Sauer & Eva-Maria Knoll (Eds.), Ritualisierungen von Geschlecht. Wien: WUV-Verlag.
Kreisky, Eva. (2006). Fußball als männliche Weltsicht Thesen aus Sicht der Geschlechterforschung. In Eva Kreisky & Georg Spitaler (Eds.), Arena der Männlichkeit: über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht (pp. 21-). Frankfurt/Main [u.a.]: Campus-Verl.
Kreisky, Eva. (2008). Fitte Wirtschaft und schlanker Staat: das neoliberale Regime über die Bäuche. In Henning Schmidt-Semisch & Friedrich Schorb (Eds.), Kreuzzug gegen Fette. Sozialwissenschaftliche Aspekte des gesellschaftlichen Umgangs mit Übergewicht und Adipositas (pp. 143-161). Wiesbaden.
Mauer, Heike, & Leinius, Johanna (Eds.). (2021). Intersektionalität und Postkolonialität: kritische feministische Perspektiven auf Politik und Macht (Vol. 33). Opladen Berlin Toronto: Verlag Barbara Budrich.
Segato, Rita Laura. (2022). Femizid. Der Frauenkörper als Territorium des Krieges. Münster: Unrast.
Vogler, Tanja. (2022). Das politische Subjekt des queeren Aktivismus. Bielefeld: transcript.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 12.10.2022 15:29