Universität Wien

210146 SE M8: Geschlecht und Politik (2023W)

Epistemische Gewalt. Feministisch-postkoloniale Theoretisierungen von Wissen und Herrschaft

9.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fernbleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Achten Sie auf die Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis und die korrekte Anwendung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).
Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen ein

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Wir treffen uns fünf Mal zu Blockterminen in Präsenz, jeweils an einem Freitag Nachmittag. Ein außerordentlicher Termin findet online, an einem Donnerstag und zu einer anderen Uhrzeit statt. Der Abschluss ist wiederum zur gewohnten Zeit an einem Freitag, aber ebenfalls digital (und kürzer).

Regelung für Blocktermine am IPW: Wer in der ersten Einheit nicht erscheint, wird abgemeldet.

  • Freitag 06.10. 15:00 - 19:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Freitag 20.10. 15:00 - 19:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Freitag 03.11. 15:00 - 19:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Freitag 17.11. 15:00 - 19:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Donnerstag 23.11. 17:30 - 19:00 Digital
  • Freitag 01.12. 15:00 - 19:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Freitag 15.12. 15:00 - 17:00 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Studierenden vertiefen ihr Verständnis zentraler Begriffe der Politikwissenschaft (Gewalt, Macht, Herrschaft) vor dem Hintergrund feministischer, post- und dekolonialer Wissenschafts- und Gesellschaftstheorie. Zugleich erlernen sie den multi- und interdisziplinären Umgang mit deutsch- und englischsprachiger Fachliteratur insbesondere post- und dekolonialer Theoriedebatten zur sogenannten kolonialen Moderne. Diese Debatten sollen für eine eigene, im Seminar zu entwickelnde, politikwissenschaftliche Fragestellungen anschlussfähig gemacht werden. Die viel diskutierten (Un-)Möglichkeiten einer ‚Dekolonisierung‘ von Wissenschaft und Gesellschaft werden dabei sowohl entlang einer theoretischen als auch im Kontext der Auseinandersetzung mit der eigenen Forschungshaltung im Zusammenhang mit dem Konzept epistemischer Gewalt erfahrbar.

Im Zentrum des lektürefokussierten Seminars steht die Auseinandersetzung mit weiten Gewaltbegriffen, die seit Jahrzehnten insbesondere von feministischen, post- und dekolonialen sowie (post-)marxistischen Theoretiker*innen unterschiedlicher Disziplinen geprägt werden. Ein Zentralbegriff der Politikwissenschaft Gewalt wird damit auf für das Fach bislang noch nicht selbstverständliche Weise ins Verhältnis zu Perspektiven auf Macht und Herrschaft gesetzt. Ausgehend von Gayatrik Spivaks erster ‚Definition‘ epistemischer Gewalt werden auch Johan Galtungs Theorie struktureller und kultureller Gewalt, Pierre Bourdieus Konzept symbolische Gewalt und Judith Butlers Ansatz normativer Gewalt einer feministisch-post-dekolonialen Relektüre unterzogen. Ergänzt wird dieses Spektrum durch jüngere Konzepte wie Robert Nixons langsame Gewalt, die wiederum mit älteren feministischen Theoretisierungen des Naturverhältnisses vor dem Hintergrund des Zusammenhangs von Kolonialismus, Kapitalismus, Patriarchat und Militarismus konfrontiert werden (Maria Mies, Carolyn Merchant, Silvia Federici). Verbindend für alle Zugänge zum Zusammenhang von Wissen(schaft) und Herrschaft sind multidisziplinäre (und insbesondere feministische) Beiträge zur Theorie der kolonialen Moderne. Darauf basierende Erkenntnisse werden für die Politikwissenschaft anschlussfähig gemacht, um daraus neue Fragestellungen für das Fach zu generieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Es wird durchgehende Anwesenheit und aktive Beteiligung am Seminar erwartet.

Zu jedem Termin sind die angegebenen Texte gut zu lesen und kleinere Arbeitsaufgaben vorzubereiten. Das dient nicht meiner Kontrolle Ihrer Leistungen, sondern der besseren Diskussionsqualität im Seminar – und damit unser aller Zufriedenheit mit diesem.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Bei diesem Lektüreseminar lesen die Studierenden vor jedem Treffen ausgewählte deutsche und/oder englische Texte und beantworten zur Vertiefung vorab schriftlich (auf Moodle einsehbare) spezifische Fragestellungen. Bei dieser Vorbereitung erlernen sie auch den Umgang mit unterschiedlichen Textsorten (Abstract, Kommentar, Zusammenfassung, Exzerpt u.a.). Als Rahmentext für die LV dient die Monografie Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne (Brunner 2020), die bei transcript open access zugänglich ist.

Für jede LV-Einheit werden zentrale Primär- und Sekundärtexte zu epistemischer, struktureller, symbolischer und normativer Gewalt gelesen, die (ebenso wie ein detaillierter Semesterplan) auf Moodle zur Verfügung gestellt und dann in der LV gemeinsam diskutiert werden. Ergänzend wird in der LV Audio- und Videomaterial verwendet, es finden unterschiedliche Formen der Diskussion und Textbearbeitung in Einzelarbeit und Kleingruppen statt, und die Studierenden üben fachliche Diskussion, Argumentation, Moderation, Kommentar, Feedback und andere Formen des ‚doing academia‘. Darüber hinaus wird auch das eigene Wissenschaftsverständnis der Studierenden vor dem Hintergrund der (Un)Möglichkeiten einer ‚Dekolonisierung von Wissenschaft und Universität‘ thematisiert.

Materialien, Semesterplan, Arbeitsweisen und Modalitäten für den LV-Abschluss werden vor dem ersten Termin bekanntgegeben.

Prüfungsstoff

Die Arbeitspapiere sind (Ausnahme: erste LV) in Kopie zur Abgabe beim jeweiligen Termin mitzubringen oder spätestens beim darauffolgenden Termin nachzureichen. Bitte bringen Sie auch die Basistexte ausgedruckt mit in die LV, weil wir damit weiterarbeiten.

Am 3. November übernehmen Sie gemeinsam mit Kolleg*innen eine Präsentation von Textauszügen der Bücher von Mies, Merchant und Federici (siehe oben). Sie lesen die Texte gut allein, diskutieren diese gemeinsam vorab und bereiten eine etwa 15-20 Minuten lange Präsentation zu den zentralen Aussagen des Texts vor.

Zum letzten Termin ist ein gut begründetes Kurzexposé für eine Seminararbeit zu erarbeiten, die zu Ihrem Studium und dem Modul MA 8 passt. Korrekte wissenschaftliche Arbeitsweise, Rechtschreibung, Grammatik und Stilsicherheit werden vorausgesetzt. Sie können die Arbeit auf Englisch oder Deutsch schreiben. Für ein entsprechendes Lektorat/Korrektorat sorgen Sie selbst.

Die Seminararbeit im Umfang von 15 Textseiten (plus Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, Literaturangaben etc.) ist bis Ende Februar per Mail als PDF an claudia.brunner@aau.at abzugeben. Die Benotung erfolgt so zeitnah wie möglich samt schriftlichem Feedback.

Die Beurteilung Ihrer Gesamtleistungen setzt sich wie folgt zusammen: 50% Seminararbeit, 30% Diskussionbeteiligung auf Basis Ihrer Vorbereitung, 20% Arbeitspapiere. Voraussetzung für einen positiven Abschluss ist die Erfüllung aller Teilleistungen, dh Abgabe aller Arbeitspapiere, aktive Mitarbeit, Präsentation, Seminararbeit. Deren formale und inhaltliche Qualität entscheidet sodann über die Gesamtnote. Auf Basis der Arbeitspapiere erfolgt bereits während des Seminars individuelles und kollektives sowie peer-to-peer Feedback zu Ihren schriftlichen Leistungen, die sie somit bis zur Seminararbeit noch steigern können.

Literatur

Brunner, Claudia 2020: Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. Bielefeld: transcript. OPEN ACCESS

Alle weitere Basisliteratur finden Sie im Semesterplan, der vor Beginn der LV an alle Teilnehmer*innen verschickt wird, sowie auf Moodle.


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 08.09.2023 13:27