Universität Wien

210149 SE M3: SE Politische Theorien und Theorieforschung (2018S)

Schwäche oder Stärke? Auswirkungen der radikaldemokratischen Grundlosigkeit

9.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Eine Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase ist erforderlich! Eine nachträgliche Anmeldung ist NICHT möglich.
Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung.

Beachten Sie die Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch über erbrachte Teilleistungen einladen.
Plagiierte und erschlichene Teilleistungen führen zur Nichtbewertung der Lehrveranstaltung (Eintragung eines 'X' im Sammelzeugnis).

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 13.04. 09:45 - 18:15 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Samstag 14.04. 09:30 - 16:00 Hörsaal 1 (H1), NIG 2.Stock
  • Freitag 20.04. 09:45 - 18:15 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Samstag 21.04. 09:30 - 16:00 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Braucht Demokratie feste Gründe oder ist es nicht gerade demokratisch, um die ‚richtigen‘ Gründe zu streiten, Begründungen zu hinterfragen und jede Autorität machtkritisch zu betrachten? Es ist ein spezifisch radikaldemokratisches Anliegen und Merkmal, jede Begründung von Ordnungen (sozio-politische wie auch Wissensordnungen) in ihrer Kontingenz zu sehen, das heißt in den historischen Konstellationen, die eine jeweilige Machtverteilung und somit Deutungshoheit aufweisen. Judith Butler hat hierfür prägend den Begriff der „contingent foundation“ verwendet, Oliver Marchart den Begriff „Postfundamentalismus“.
Schwächt eine kontingente Begründung die Demokratie gegenüber fundamentalistischen Regimen und Kapitalmacht oder stärkt die konfliktfreudige Offenheit des Grundes eine Demokratie durch höhere Integrations- und Lernfähigkeit? Und wie kann man als Radikaldemokrat*in mit der rechtspopulistischen Weise der Infragestellung von ‚Fakten‘ umgehen? Gibt es doch eine ganze Reihe von Artikeln, wie jenen von Michael Hampe, welcher der „kulturwissenschaftlichen Linken“ vorhält, wie sie in ihrem „pubertären“ Skeptizismus nun von der Rechten überholt wird (Zeit, 19. Dez. 2016); „post-faktisch“ wurde von der Gesellschaft für Deutsche Sprache als Wort des Jahres 2016 gewählt und „Alternative Fakten“ von der Sprachkritischen Aktion zum Unwort des Jahres 2017. Schwächt der enge Zusammenhang von Wissen(schaft)skritik und Gesellschaftskritik, der die radikaldemokratische Theorieströmung insbesondere zu einer progressiven, in der Tradition der Aufklärung stehenden Bewegung macht, die radikale Demokratietheorie eher oder stärkt er sie?
Die anspruchsvollen Theoriefragen nach dem Verhältnis von Kontingenz und Wahrheit, Grundlosigkeit und Demokratie sollen an exemplarischen Texten der radikalen Demokratietheorie aufgemacht und entwickelt werden. Die auf die Praxis abzielende Frage der Auswirkungen soll sowohl anhand einer Auswahl von aktuellen Artikeln als auch auf Grundlage eigener Überlegung diskutiert werden.
Die Inhalte der Lehrveranstaltung werden durch die Lektüre entsprechender Texte erarbeitet. Die Wissensvermittlung erfolgt über Vorträge der Dozentin, Gruppenarbeiten auf Basis der angegebenen Literatur und Diskussionen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Textvorstellungen + Wissenschaftliche Hausarbeit (max. 15 Seiten)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Aktive, vorbereitete Teilnahme an den geblockten Terminen + Kurzpräsentation eines Textes oder einer These +Verfassen der wissenschaftlichen Hausarbeit
40% mündliche Teilnahme
60% wissenschaftliche Hausarbeit

Prüfungsstoff

Textgrundlagen der Seminarsitzungen und die Seminardiskussionen; weitere Literatur in Absprache mit der Dozentin

Literatur

• Oliver Machart, Grundlagen des Postfundamentalismus, in: Ders., Die politische Differenz, Frankfurt 2010.
• Benoît Gillet, What is Poststructuralism? Political Studies Review, 2017 vol. 15, 4: S. 516-527.
• Judith Butler, Kontingente Grundlagen: Der Feminismus und die Frage der Postmoderne, in: Benhabib, Seyla / Butler, Judith / Cornell, Drucilla / Fraser, Nancy: Der Streit um die Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart, Frankfurt a. M. 1993:
• Chantal Mouffe, Das demokratische Paradox, Wien 2008/ 2013, Kap. 3, S. 69-84 + S. 85-106.
• William Connolly, Ethos of Pluralization, Minnesota 1995, Kap. 1, S. 1-40.
• Jacques Rancière, Hass der Demokratie, München 2011, 2. Kapitel.
• Jacques Rancière, Das Unvernehmen, Frankfurt 2002, S. 39-48.
• Claude Lefort,Die Frage der Demokratie, in: Ulrich Rödel (Hg.), Autonome Gesellschaft und libertäre Demokratie, Frankfurt a.M. 1990, S. 281-298.
• Ernesto Laclau / Chantal Mouffe, Hegemonie und radikale Demokratietheorie, Wien 2015, S. 188-233.
• Ernesto Laclau, On populist reason, London 2005, S. 67-77.
• Ernesto Laclau: Was haben leere Signifikanten mit Politik zu tun? In: Ders., Emanzipation und Differenz, Wien 2002,S. 65-78
• Silke von Dyk, Krise der Faktizität, Prokla 2017/3, S. 347-367.
• Philipp Sarasin, Fakten und Wissen in der Postmoderne, in: Dossier Rechtspopulismus bpb 10/ 2016, S. 51-54.
• Matthew D’Ancona, Post Truth. The New War on Truth and how to fight back, London 2017, S. 41-46 + 51-61.
• Andreas Niederberger, Republikanismus jenseits der Republik? In: Michael Hirsch / Rüdiger Voigt, Der Staat in der Postdemokratie, S. 103-107.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38