Universität Wien

210301 PS G6: Der weltweite Konflikt um die landwirtschaftliche Gentechnik (2008S)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 11.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 01.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 08.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 15.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 22.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 29.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 06.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 20.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 27.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 03.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 10.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 17.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
Dienstag 24.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Seitdem im Jahr 1996 die ersten gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in Nord- und Südamerika zum Anbau gelangten, gestaltete sich die Kommerzialisierung und weltweite Nutzung der landwirtschaftlichen Gentechnik überaus konfliktreich. Die wichtigste Kontroverse im Anschluß an die ersten GVO-Importe nach Europa war durch komplexe Auseinandersetzungen innerhalb der Europäischen Union wie auch zwischen dieser und den USA und anderen landwirtschaftlichen Exportländern geprägt. So erhoben die USA, Argentinien und Kanada im Jahr 2003 Klage bei der Welthandelsorganisation WTO gegen einen GVO-Zulassungsstopp der EU und spezifische GVO-Produktverbote einzelner Mitgliedsländer. 2006 lieferte ein WTO Schiedsgericht sein Urteil, das den Klägern in wesentlichen Punkten Recht gab. Indessen häuften sich seit den späten 1990er Jahren allerdings auch öffentliche Kontroversen in Ländern Lateinamerikas, Ostasiens und Afrikas, ferber kam es zu einer weltweiten Zunahme internationaler Spannungen über den Handel mit gentechnisch veränderten Produkten zwischen Export- und Importländern.

Die Lehrveranstaltung führt in Evolution und Logik des globalen Konflikt- und Politikfeldes landwirtschaftliche und Lebensmittel-Gentechnik ein. Lehrziel ist es, den Studierenden einen Überblick über ebenso aktuelles wie wenig verstandenes Politikfeld und dessen Bedeutung für eine Reihe sozialwissenschaftliche Debatten zu vermitteln; so Diskussionen um den Zusammenhang von Globalisierung, Öffentlichkeit und Demokratie, der Handlungslogik neuer sozialer Bewegungen, der Bedeutung wissenschaftlicher Risikoabschätzung für den politischen Prozeß, der Politisierung von Ernährungsfragen, sowie der Erforschung neuer Formen des Mehrebenen- und Welt-Regierens. Der Vortragende bezieht sich dabei auf die in den letzten Jahren stark angewachsene einschlägige Literatur sowie zahlreiche eigene Forschungsbeiträge, die in österreichischen, Europäischen und internationalen Kontexten entstanden sind.

Die Vorlesung beginnt mit einem Überblick über die Geschichte der landwirtschaftlichen Gentechnik und deren rechtlicher Regulierung in den USA und Europa. Hauptaugemerk liegt allerdings auf den oben angesprochenen, internationalen Entwicklungen seit 1996: der europäische Mobilisierung gegen die gentechnisch veränderte Lebensmittel, dem transatlantische Handelskonflikt und seinen Implikationen, der weiteren Internationalisierung des Konflikts und seiner Ausweitung auf Länder wie Brasilien, China, Mexiko, Indien, Japan oder Sambia. Parallel dazu wird die Bedeutung der globalen Regulierungsebene - in Form des UN Protokolls für Biologische Sicherheit und der Welthandelsorganisation WTO - diskutiert. Ein besonderer, im Laufe der Vorlesung wiederholt beispielhaft herangezogener Fall wird jener Österreichs sein: Österreich, dessen offizielle Politik es ist, den Anbau gentechnisch veränderte Nutzpflanzen zu verhindern, illustriert u.a. die Bedingungen von Widerstand im Mehrebenengefüge von EU und WTO.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mark A. Pollack & Gregory Shaffer (2005) Biotechnology Policy: Between National Fears and Global Disciplines, in: Wallace, Helen, William Wallace (Eds.) Policy-Making in the European Union. Oxford, New York, Athens : Oxford University Press, 329-351

Joseph Murphy & Les Levidow (2006) Governing the Transatlantic Conflict over Agricultural Biotechnology: Contending Coalitions, Trade Liberalisation and Standard Setting. Routledge: New York

Ernestine Meijer & Richard Stewart (2004) The GM Cold War: How Developing Countries Can Go from Being Dominos to Being Players, in: RECIEL 13 (3) 2004, 247-262.

Prüfungsstoff

Vorläufiger Aufbau der LV

Geschichtlicher Überblick

1. Vorgeschichte: Die Entwicklungsstrategien multinationaler Konzerne, Regulatorische Entwicklungen in den USA und Europa.

2. Die europäische Anti-Gentechnikwelle.

3. Weltweite Entwicklungen: Konflikte in Ostasien, Lateinamerika und Afrika.

Demokratie und Partizipation

4. Synchronisierte Massenöffentlichkeiten in der Europäischen Union.

5. Experimente mit Bürgerbeteiligung.

Mehrebenen- und Weltregieren; Multi-level und Global Governance

6. Global Governance: Die Rolle des Cartagena Abkommens zur Biologischen Sicherheit und der Welthandelsorganisation. Risiko, Wissenschaft und Governance.

7. Multi-level Governance: Das Oberösterreichische Gentechnik-Verbotsgesetz und die Initiative Europäischer Regionen.

8. Risk Governance: Österreichs Verteidigungsstrategie als Risikoargumentation.

Neue soziale Bewegungen

9. Wer sie die organisierten Gegner der Gentechnik? Anatomie einer heterogenen Bewegung.

10. NIMBY's und NIABY's - Österreich und Frankreich im Vergleich.

Internationale Entwicklungen

11. Politische Ökonomie internationaler Lebensmittelhilfe.

12. Implementierung des Protokolls Biologischer Sicherheit im globalen Süden.

Literatur

Mehrere Möglichkeiten werden zur Auswahl gestellt. Schriftliche Prüfung oder eigenständige Referate und Seminararbeit. Beteiligung an Diskussion ist erwünscht und fließt in die Beurteilung ein.


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:38