Universität Wien

230015 WS Gesellschaftsdiagnosen: Flüchtlingswelle, Radikalisierung und Solidarität in Europa (2016S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

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  • Mittwoch 09.03. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 16.03. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 06.04. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 13.04. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 20.04. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 27.04. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 04.05. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 11.05. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 18.05. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 25.05. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 01.06. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 15.06. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
  • Mittwoch 29.06. 09:00 - 10:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Obwohl große Unterschiede zwischen den einzelnen EU Ländern zu beobachten sind wird die derzeitige wirtschaftliche und soziale Krise oft als schlimmste Krise seit 1929-33 bezeichnet. Während Polen, Deutschland, Österreich und Belgien die Krise relativ leicht bewältigten, haben Griechenland, Ungarn, Litauen und Spanien immer noch ernsthafte wirtschaftliche und soziale Probleme. Ausserdem führen Klimakatastrophen, Bürgerkriege und Armut dazu, dass immer mehr Menschen ihr Heimat(land) verlassen müssen, um inter alia in Europa Asyl zu suchen. Da in Zeiten von schwierigen sozioökonomischen Krisen, Unsicherheitsgefühle und Deprivation aber auch Gewinner Positionen zu Rechtsradikalisierung führen können, ist ein Erstarken extrem rechter Parteien in Europa, die sich unter anderem in EU- und Parlamentswahlen bemerkbar machen, kaum verwunderlich. Beispiele lassen sich nicht nur in Österreich sondern auch in Dänemark, Ungarn oder Frankreich finden. Sowohl die Freiheitliche Partei Österreich (FPÖ) als auch Jobbik in Ungarn konnten bei den letzten Wahlen auf nationaler Ebene über 20% der Stimmen für sich gewinnen. Die FPÖ konnte außerdem ihre Mandate im EU-Parlament verdoppeln. In den Europawahlen im Jahr 2014 erreichte der französische Front National nahezu 25% der Stimmen; auch in Dänemark sind ähnliche Ergebnisse zu beobachten. Trotz Unterschieden in den Forderungen der europäischen rechtsextremen Parteien ist ihnen die Berufung auf eine nationale Identität gemein. Neben Nationalismus teilen sie auch ökonomischen Protektionismus, mit dem sie gegen Globalisierung und Migration zur Tat schreiten möchten. Das vertretene autoritäre Solidaritätskonzept, das oft auf Sozial-Darwinismus beruht, ist dabei streng exklusiv; eventuelle Unterstützung und Hilfe wird einzig nach Kategorien wie Nationalität, Ethnizität, Religion oder Würdigkeit gewährt.
Krisenzeiten führen jedoch nicht zwangsläufig zu Ausweitung exklusiver Solidarität und Rechtsradikalismus. Auch Formen der inklusiven Solidarität, seien es die Unterstützung karitativer Aktionen, internationaler Proteste, der Kampf gegen Armut oder die Unterstützung von MigrantInnen, können in solchen Zeiten beobachtet werden. OECD Daten konnten dies zum Beispiel in Italien, Ungarn, Finnland, oder Portugal zwischen 2007 und 2012 nachweisen (OECD 2014).

Das Ziel der LV ist zu untersuchen
1) die Unterstützung rechtsradikaler Ideen und Ideologien in Europa aus soziologischer Perspektive,
2) die soziologische Eigenschaften, die Milieu und sozialpsychologische Attitüde der Sympathisanten dieser Parteien
3) unterschiedliche Solidaritätsclusters in Europa und ihre Einstellungen und Attitüde
4) die unterschiedliche Einstellungen der europäischen BürgerInnen zu Einwanderung mit Hilfe der Analyse des European Social Survey (2014-2015)
5) die Wahrscheinlichkeit weiterer Radikalisierung in Europa, und die Möglichkeiten der Demokratisierung, inklusiven Solidarität und Unterstützung des Europa Projekts.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheit, Lesen der Pflichtliteratur, Referat, 2 Essays zu 2 von 5 Themenblöcken à ca. 12.000 - 15.000 Zeichen,
Mindestanforderungen an die Studierenden für eine positive Beurteilung:
umfassende Kenntnisse der für Themenblöcken ausgewählten Literatur, Einbau empirischer Untersuchungen in die Essays, ein kritisches, erklärendes Referat

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Beurteilungsmaßstab: die Beurteilung hängt von der effektiven Mitarbeit und Anwesenheit, der Qualität des Referats, und der Essays ab.
Anwesenheit und aktive Teilnahme an Diskussionen: 20%
Referat: 30%
2 Essays: 50%

Prüfungsstoff

Literaturbearbeitung, Präsentationen/Diskussionen, quantitative Analyse

Literatur

Bayertz, K. (Ed.). (1999). Solidarity. Dordrecht: Kluwer.
Guger, Alois (Hrsg., 2009): Umverteilung im Wohlfahrtstaat. Sozialpolitische Studienreihe Nr.1. Wien: BMASK.
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Rathkolb, Oliver (2011): Neuer Politischer Autoritarismus. In: APuZ, Nr.44-45,
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Emilia Palonen: Political Polarisation and Populism in Contemporary Hungary. Parliamentary Affairs (2009) 62(2): 318-334
Susanne FRÖLICH-STEFFEN, Lars RENSMAN: Conditions for failure and success
of right-wing populist parties in public office in the New European Union 117-139
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Mudde, Cas:The Populist Radical Right: A Pathological Normalcy, West European Politics, Vol.33, No.6, 2010, pp.1167-1186.
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Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 505: BA T2 Workshop Gesellschaftsdiagnosen

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39