230019 VO+SE Migration und komplexe Unsicherheit (2008W)

Migration wird häufig mit Unsicherheit gleichgesetzt; Prekarität, Ausgrenzung und Entwurzelung gelten als existentielle, in migrantische Lebensverläufe eingeschriebene Erfahrungen. Migration und Unsicherheit verweisen jedoch in weitaus komplexer Weise aufeinander: Migration bedeutet Ungewissheit, jedoch auch eine Offenheit des Zukunftshorizonts; Migration impliziert das Risiko sozialer Marginalisierung, aber auch ein Potential transnationaler Netzwerke und hybrider Identitäten; Migration beinhaltet vielfach die Erfahrung von Diskriminierung und Rassismus, aber auch von Mobilität als Handlungsressource zur Durchsetzung autonomer Lebensentwürfe.
Die Lehrveranstaltung entwickelt eine Forschungsperspektive entlang der Schnittstelle von Migration und Unsicherheit. Dies erfolgt zum einen in der kritischen Absicht, den hegemonialen Diskurs in Gesellschaft und Teilen der Sozialwissenschaft über Migration aufzusprengen. Zugleich sollen Begriffe wie Prekarität und "komplexe Unsicherheit" als Schlüsselkonzepte für die Analyse spätmoderner Lebensbedingungen erarbeitet und dessen Nutzen für die migrationssoziologische Forschung untersucht werden.