Universität Wien

230043 SE Theorien der Inklusion und Exklusion - Zwischen gesellschaftlicher Ausgrenzung und Hyperinklusion (2020S)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 09.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 16.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 23.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 30.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 20.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 27.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 04.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 11.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 18.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 25.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 08.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 15.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 22.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 8 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Montag 29.06. 16:45 - 18:15 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In Phänomenen gesellschaftlicher Exklusion scheint sich die neue soziale Frage zu verdichten. Neu ist dabei vor allem die Beobachtung zunehmender Irrelevanz bestimmter Bevölkerungsgruppen für das sogenannte normale Funktionieren der Gesellschaft, wie etwa der von Heinz Bude (1998) geprägte Begriff der "Überflüssigen" zum Ausdruck bringt. Der Begriff der Exklusion nimmt einerseits Radikalität in Anspruch und scheint andererseits die Lösung des Problems gleich mitzuliefern: Inklusion. Weniger diskutiert wird darüber, inwieweit Formen von Hyperinklusion Lebenschancen und Teilhabemöglichkeiten von Individuen und Gruppen vermindern.

Das Begriffspaar ist in verschiedenen sozialwissenschaftlichen Theorie- und Forschungstraditionen unterschiedlich konzipiert. So nutzt die Soziologie sozialer Ungleichheit den Exklusionsbegriff, um aktuelle gesellschaftliche Strukturumbrüche erfassen zu können und den Blick auf gesellschaftliche Randgruppen und deren strukturelle Verknüpfung mit dem Zentrum der Gesellschaft als Ort, an dem Exklusion erzeugt wird, zu erweitern und zu schärfen. Die systemtheoretischen Konzepte von Inklusion/Exklusion zielen auf die Schnittstelle zwischen psychischen und sozialen Systemen bzw. das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Sie schärfen u.a. auch den Blick auf die ermöglichenden Seiten von Exklusion.

Im Seminar sollen unterschiedliche theoretische Konzepte zu Inklusion und Exklusion diskutiert werden. Folgende theoretische Annäherungen und Schwerpunkte finden dabei Berücksichtigung:

*) Exklusion als gesellschaftliche Krisendiagnose: Theorien zum Ausschluss aus Erwerbsarbeit und zu gesellschaftlicher Isolation (R. Castel; M. Kronauer)
*) Nicht per se Krise: Exklusionsindividualität und multiple Partialinklusionen als zentrale Strukturmerkmale der Moderne (N. Luhmann; F. Hillebrandt; N. Burzan/U. Schimank)
*) Totale und gierige Institutionen: Theoretische Konzepte zu Hyperinklusion und exkludierender Inklusion (E. Goffman; L. Coser; R. Stichweh)
*) Macht, Devianz und Ausschluss: Foucaults theoretische Beiträge zur Exklusionsdebatte (M. Foucault, S. Opitz)
*) Organisationen als „Exklusionsmaschinen“: Organisationstheoretische Perspektiven auf Inklusion/Exklusion (A. Nassehi)
*) Soziale Teilhabe: Inklusion durch Partizipation? (A. Bora)
*) Stellvertretende Inklusion: Programm und Folgeprobleme Sozialer Arbeit (D. Baecker)
*) Differenzierungs-, ungleichheits- und devianztheoretische Annäherungen an Inklusion/Exklusion im Vergleich (C. Bohn; T. Schwinn)

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Vorbereitung der Basistexte (inkl. Ausarbeitung von auf die Texte bezogene Fragestellungen), aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung und Beteiligung an den Diskussionen über Moodle-Chat bzw. -Forum oder vergleichbare Medien, schriftliche Reflexionsarbeit.

Hinweis der SPL:
Die Erbringung aller Teilleistungen ist Voraussetzung für eine positive Beurteilung, wenn nicht explizit etwas anderes vermerkt wurde.
Werden einzelne verpflichtende Teilleistungen nicht erbracht, gilt die Lehrveranstaltung als abgebrochen. Falls dem Nichterbringen der Leistung kein wichtiger und unvorhersehbarer Grund seitens des/der Studierenden vorliegt, wird die LV negativ beurteilt.
Bei Vorliegen eines solchen Grundes (zB eine längere Erkrankung) kann der/die Studierende auch nach Ablauf der Frist von der LV abgemeldet werden. Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes entscheidet die Lehrveranstaltungsleitung. Der Antrag auf Abmeldung ist unverzüglich nach Eintreten des Grundes zu stellen.
Wurde eine Teilleistung erschlichen, d.h. etwa bei einer Prüfung oder einem Test geschummelt, bei einer schriftlichen Arbeit plagiiert oder auch Unterschriften auf Anwesenheitslisten gefälscht, wird die gesamte Lehrveranstaltung als "nicht beurteilt" gewertet und mit dem Vermerk "geschummelt/erschlichen" in das Notenerfassungssystem eingetragen.
Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen: Details werden von den Lehrenden in der Lehrveranstaltung bekanntgeben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Bewertung setzt sich aus folgenden drei Leistungsbereichen zusammen (kein Bereich darf ne-gativ sein):
*) Lektüre von Basistexten und Ausarbeitung von Fragestellungen (schriftlich; 33%),
*) aktive Mitarbeit/-diskussion in der Lehrveranstaltung bzw. im Moodle-Chat oder ggf. (d.h. falls durch LV-Leitung vorgegeben bzw. freigestellt) durch äquivalente Foren/Formate (33%),
*) schriftliche Reflexionsarbeit zu einer mit der LV-Leitung abgestimmten Themenstellung bzw. theoretischen Perspektive auf Inklusion/Exklusion – Abgabe bis 31.08.2020 (33%).

Prüfungsstoff

Literatur

Bohn, Cornelia, 2008: Inklusion/Exklusion: Theorien und Befunde. Von der Ausgrenzung aus der Gemeinschaft zur inkludierenden Exklusion. In: Soziale Systeme, Jg. 14, H. 2, S. 171–190
Bude, Heinz, 1998: Die Überflüssigen als transversale Kategorie. In: Berger, Peter A./Vester, Michael (Hg.): Alte Ungleichheiten, neue Spaltungen. Opladen: Westdt. Verlag, S. 363-382
Bude, Heinz/Willisch, Andreas (Hg.), 2006: Das Problem der Exklusion. Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige. Hamburg: Hamburger Edition
Burzan, Nicole/Schimank, Uwe, 2004: Inklusionsprofile – Überlegungen zu einer differenzierungstheoretischen "Sozialstrukturanalyse". In: Schwinn, Thomas (Hg.): Differenzierung und soziale Ungleichheit. Die zwei Soziologien und ihre Verknüpfung. 2. Auflage, Frankfurt am Main: Humanities Online, S. 209–237
Castel, Robert, 2008: Die Fallstricke des Exklusionsbegriffs. In: Bude, Heinz/Willisch, Andreas (Hg.): Exklusion. Die Debatte über die "Überflüssigen". 2. Auflage, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 69–86
Farzin, Sina, 2006: Inklusion/Exklusion. Entwicklungen und Probleme einer systemtheoretischen Unterscheidung. Bielefeld: Transcript
Hillebrandt, Frank, 1999: Exklusionsindividualität. Moderne Gesellschaftsstruktur und die soziale Konstruktion des Menschen. Opladen: Leske + Budrich
Kronauer, Martin, 2002: Exklusion. Die Gefährdung des Sozialen im hoch entwickelten Kapitalismus. Frankfurt am Main: Campus
Kronauer, Martin, 2009: Die Innen-Außen-Spaltung der Gesellschaft. Eine Verteidigung des Exklusionsbegriffs gegen seinen mystifizierenden Gebrauch. In: Solga, Heike/Powell, Justin/Berger, Peter A. (Hg.): Soziale Ungleichheit. Klassische Tex-te zur Sozialstrukturanalyse. Frankfurt/Main: Campus-Verlag, S. 375–383
Luhmann, Niklas, 2005[1995]c: Inklusion und Exklusion. In: Luhmann, Niklas (Hg.): Soziologische Aufklärung 6. Die Sozio-logie und der Mensch. 2. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 226–251
Nassehi, Armin, 2008: Exklusion als soziologischer oder sozialpolitischer Begriff. In: Bude, Heinz/Willisch, Andreas (Hg.): Exklusion. Die Debatte über die "Überflüssigen". Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 121–145
Nassehi, Armin/Nollmann, Gerd, 1997: Inklusionen. Organisationssoziologische Ergänzungen der Inklusions-/Exklusionstheorie. In: Soziale Systeme, Jg. 3, H. 2, S. 393–411
Scherr, Albert, 2004: Exklusionsindividualität, Lebensführung und Soziale Arbeit. In: Merten, Roland/Scherr, Albert (Hg.): Inklusion und Exklusion in der Sozialen Arbeit. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 55–74
Schwinn, Thomas, 2000: Inklusion und soziale Ungleichheit. In: Berliner Journal für Soziologie, Jg. 10, H. 4, S. 471–483
Stichweh, Rudolf, 2009: Leitgesichtspunkte einer Soziologie der Inklusion und Exklusion. In: Stichweh, Rudolf/Windolf, Paul (Hg.): Inklusion und Exklusion: Analysen zur Sozialstruktur und sozialen Ungleichheit. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 29–42

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:20