Universität Wien

230047 SE Lektüreseminar: Günter Dux (2018W)

Demokratie als Lebensform. Die Welt nach der Krise des Kapitalismus

2.00 ECTS (1.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 11.10. 13:00 - 15:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 15.11. 13:00 - 15:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 13.12. 13:00 - 16:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 31.01. 13:00 - 15:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das politische System der Demokratie ist unter Druck geraten. Wird es seitens neoliberaler Eliten aus Wirtschaft, Wirtschaftswissenschaft und Politik primär wegen der sozialstaatlichen Kosten, die die nationalen Unternehmen belasten und deren internationale Konkurrenzfähigkeit beschränken sollen, der Kritik unterzogen, äußern ökologisch engagierte Akteure eine andere Befürchtung. Sie monieren, das politische System der Demokratie sei in seiner aktuellen Gestalt nicht in der Lage, die drohenden Umweltkatastrophen, insbesondere die drohende Klimakatastrophe, mit der erforderlichen Entschlossenheit zu bewältigen. Da es den "mündigen" Bürgerinnen und Bürgern mehrheitlich egal zu sein scheint, dass wir auf eine ökologische Katastrophe zusteuern, sei ein Wechsel von einer demokratischen hin zu einer ökokratischen Politik auf der Basis von Notstandsverordnungen in den nächsten Jahrzehnten nicht unwahrscheinlich. Seitens der neuen Rechten wird die Kritik der Demokratie aus einer anderen, einer paradoxen Perspektive entwickelt. Hier heißt es, die westlichen Demokratien seien aufgrund ihrer rechtlichen Orientierung an universellen Menschenrechten nicht in der Lage, sich gegenüber globalisierten Migrationsströmen effektiv zu wehren. Sie würden dabei nicht nur die Interessen ihrer nationalen Bevölkerungen aus dem Blick verlieren, sondern zudem die soziokulturellen und ideologischen - "neue Antisemitismus", Verbreitung traditionaler, patriarchalisch-autoritärer Denkmuster - Grundlagen der Demokratie untergraben.

Die Liste derer, die die Demokratie und ihre Zukunftsfähigkeit infragestellen, ließe sich fortsetzen. Doch gibt es sinnvolle Alternativen? Und könnte man sie soziologisch überzeugend begründen? Richtig ist zunächst: die vielstimmige Kritik am System der Demokratie ist nur im System der Demokratie möglich. Sie ist rechtlich verankerter Ausdruck der Erkenntnis, dass Menschen in Konstrukten leben, die sie selbst geschaffenen haben. Mit dieser modernen Erkenntnis geht der politisch bedeutende Anspruch einher, die Gestaltung dieser Konstruktionen aktiv mitbestimmen und innerhalb dieser Konstruktionen ein Leben unter würdevollen Bedingungen führen zu können. Ist diese Möglichkeit nicht gegeben oder wird sie gefährdet, wird Widerstand notwendig. Die Formulierung von Kritik an den herrschenden Verhältnissen ist ein Ausdruck dieses Widerstandes. In der modernen Demokratie ist die Möglichkeit hierzu in einem hohen Maße institutionalisiert. Ob und in welchem Maß die Kritik der gesellschaftlichen Verhältnissen praktisch wirksam wird, ist ein anderes und - gerade in der Demokratie - komplexeres Problem.

In der historisch-genetischen Theorie von Günter Dux wird der Erkenntnisgegenstand "Demokratie" in einer soziologisch innovativen Weise untersucht. Dux begreift "Demokratie als Lebensform" (Dux), die eine anthropologische Tiefendimension hat. Mit ihr ist die Legitimationsproblematik der Demokratie als politischem System verbunden. Wie sich Dux' Argumentation im Detail darstellt, soll in diesem Seminar anhand der Lektüre einer der neueren Publikationen eingehend erörtert werden. Soziologisch von besonderer Bedeutung wird dabei sein, sich mit seiner Analyse des Machtverhältnisses von Ökonomie und Politik in der modernen Gesellschaft zu befassen. Denn die politische Disziplinierung der kapitalistischen Ökonomie ist nach Dux die einzige Möglichkeit, deren soziales und ökologisches Destruktionspotential in den Griff zu bekommen - und damit auch gleichzeitig die gesellschaftlichen Grundlagen der Demokratie zu sichern.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Seminararbeit, (Gruppen-)Referat inkl. Handout, aktives Mitwirken an Seminardiskussionen (Kleingruppen und Plenum), seriöse Seminarvorbereitung (insbesondere Lektüre von Seminartexten), Anwesenheit.

Hinweis der SPL: bei Feststellung einer erschlichenen Teilleistung (Abschreiben, Plagiieren, Ghostwriting, etc.) muss die gesamte Lehrveranstaltung als geschummelt gewertet und als Antritt gezählt werden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Seminararbeit (60 %)
Präsentation (20 %)
Mitarbeit (20 %)

Prüfungsstoff

Seminarlektüre, Vorträge

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39