Universität Wien

230048 FPR Forschungspraktikum 2: Soziale Selektion an den Schnittstellen des Bildungssystems (2012W)

6.00 ECTS (3.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 32 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 01.10. 17:00 - 20:00 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Montag 08.10. 18:15 - 21:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Montag 22.10. 18:15 - 21:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Samstag 10.11. 09:30 - 17:30 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
Montag 10.12. 18:15 - 21:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Montag 07.01. 18:15 - 21:15 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Samstag 26.01. 09:30 - 17:30 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Alle drei Jahre, wenn die aktuelle PISA-Studie veröffentlich wird, findet die soziale Selektion im Bildungssystem medialen und politischen Wiederhall, der von einem überrascht-empörten Unterton begleitet wird. Dass unser Bildungssystem stark sozial selektiv wirkt, ist allerdings seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, bekannt. Ebenso ist die soziale Reproduktion des österreichischen Hochschulsystems seit mindestens fünf Jahrzehnten gut dokumentiert. So ist es im Rahmen bildungssoziologischer Forschung weitgehend unbestritten, dass die frühe Segregation nach einer nur vierjährigen Volksschule die soziale Reproduktion durch das Bildungssystem befördert.
Während also die strukturellen Ergebnisse dieser Selektionsprozesse weitgehend bekannt sind, sind es die dahinter liegenden Ursachen nur bedingt. Erkenntnisse auf einer Mikroebene sind hierzulande dünn gesät bis nicht vorhanden. Erklärungen operieren mit Konzepten wie "Bildungsnähe/Bildungsferne", wenn es um Ursachen für die gesellschaftliche Reproduktion des Bildungssystems und entsprechende Selektionsprozesse geht. Häufig wird über elterliche Ausgaben für Nachhilfe "bewiesen", dass sich bildungsnahe Schichten stärker für die Bildungserfolge ihrer Kinder interessieren. Bildungsaspiration von Jugendlichen bzw. die Bildungsaspiration, die Eltern für ihre Kinder hegen, als Forschungsgegenstand auf einer Mikroebene wird hingegen weithin vernachlässigt. Gerade diese Mikroebene ist der Gegenstand im Forschungspraktikum.
Nachdem in der vorangegangenen Lehrveranstaltung zum Thema „Selektion im Bildungssystem“ (Forschungslabor 2010/2011) der Fokus auf den Übergang von der Volksschule in eine nachfolgende Schule gelegt wurde, konzentrieren wir uns im aktuellen Forschungspraktikum auf den (erfolgten) Übertritt in Hauptschulen. Dabei geht es um Bildungswegentscheidungen aus der Perspektive von Eltern (ev. auch LehrerInnen) von SchülerInnen, die die erste Klasse einer Hauptschule besuchen. Wie ist aus ihrer Sicht der Übergang in die Hauptschule abgelaufen und wie deuten sie ihn? Welcher Bildungsweg schwebt ihnen für ihre Kinder vor und warum? Welche Bildungswege haben sie selbst durchlaufen? Worin liegen die Motive für die angestrebten Bildungswege der Kinder begründet? Welche Ängste sind mit der Bildungswahl für die Kinder verbunden? Diese und andere Fragen sind Gegenstand des Forschungspraktikums, wobei zu ihrer Beantwortung unterschiedliche qualitative Forschungsmethoden zur Anwendung kommen.
Das Ziel dieser zweisemestrigen Lehrveranstaltung ist die komplette Planung und Durchführung eines Forschungsprojektes in Kleingruppen (inkl. Verfassen eines Forschungsberichtes). Ziel des 1. Semesters ist die Ausarbeitung der inhaltlichen Fragestellung, die Entwicklung eines methodischen Konzeptes, die Erstellung der Erhebungswerkzeuge (z.B. Leitfaden) sowie die Durchführung von Probeinterviews.
Von jeder Gruppe werden zudem eine inhaltliche und eine methodische Präsentation erwartet. Zwischen den Terminen sind jeweils eigenständig Vorbereitungen bis zur nächsten Lehrveranstaltung durchzuführen.
Anwesenheit in der 1. Einheit und an den drei Blockterminen ist jedenfalls erforderlich. Die eigentliche Feldphase findet zwischen den Semestern von Mitte Juni bis September statt, wobei sich die Erhebungen nicht nur auf den Raum Wien konzentrieren müssen. Die Analysen werden schwerpunktmäßig im folgenden Wintersemester vorgenommen, daher sollte eine Teilnahme in diesem Semester zumindest angestrebt werden.
Zur Vorbereitung wird dringend der erste Teil des Buches "Spaß am Widerstand" von Paul Willis empfohlen (s.u.). Weitere Literatur wird in der Lehrveranstaltung bekannt gegeben.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Bewertung von: Mitarbeit, 2 Präsentationen, Vorbereitungen auf die nächsten LV-Einheiten, Entwicklung von Fragestellung und methodischem Konzept, Durchführung und Auswertung von Probeinterviews.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Planung und Durchführung eines eigenständigen qualitativen Forschungsprojektes.
Erwerb von Grundkenntnissen über bildungssoziologische Fragestellungen.

Prüfungsstoff

Qualitative Methoden, v.a. leitfadengestützte oder narrative Interviews.

Literatur

Paul Willis (1979), Spaß am Widerstand. Gegenkultur in der Arbeiterschule, Frankfurt: Syndikat, 9-83. Online unter: http://www.equi.at/material/Paul_Willis_Spass_am_Widerst.pdf

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 505: Ba A3 Forschungspraktikum 2

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:39