Universität Wien

230066 SE B9 Zum Verhältnis von Gesellschaft und Individuum bei verschiedenen soziologischen Klassiker:innen (2024W)

Soziologische Theorien: Vertiefung (Seminar)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 08.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 15.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 29.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 05.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 12.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 19.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 26.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 03.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 10.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 17.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 07.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 14.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 21.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre
  • Dienstag 28.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum H10, Rathausstraße 19, Stiege 2, Hochparterre

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Gesellschaft und Individuum sind wechselseitig aufeinander verwiesen, sie lassen sich nur in ihrem prozessualen Verhältnis zueinander begreifen. Es ist dieser wechselseitige – dialektische – Prozess, durch den wir, als vergesellschaftete Individuen, die Gesellschaft hervorbringen, der im Fokus des Seminars stehen soll. Um diesem grundlegenden soziologischen Thema nachzuspüren, werden wir ausgewählte – (leider) weitestgehend ungebrochen aktuelle – Texte verschiedener sozialwissenschaftlicher Klassiker:innen sowie daran anschließende zeitgenössische Abhandlungen einer intensiven Lektüre unterziehen. Die thematischen Schwerpunkte verdeutlichen exemplarisch, wie unverzichtbar das Nachdenken über das Verhältnis von Gesellschaft und Individuum für eine kritische, emanzipatorische Sozialwissenschaft ist.

Im ersten Teil des Seminars widmen wir uns, ausgehend von Theodor W. Adornos und Max Horkheimers Reflexionen zu den Begriffen der Gesellschaft und des Individuums sowie ihrem Verhältnis zueinander, der Frage, inwiefern Ideologien wie Antisemitismus, Rassismus und Sexismus als gesellschaftlich vermittelte Bewusstseinsformen zu verstehen sind. In ihnen verarbeiten die Subjekte auf ideologische Weise die immanenten Widersprüche moderner Gesellschaften – wie etwa jenen zwischen formalem Gleichheitsversprechen und realer Ungleichheit.
In Auseinandersetzung mit zeitgenössischen feministischen Kritischen Theoretikerinnen wie Karin Stögner und Regina Becker-Schmidt werden wir außerdem dezidiert geschlechtsspezifische Fragen in den Blick nehmen.

Pierre Bourdieu, dem wir uns im zweiten Teil des Seminars zuwenden, verweist in seiner Theorie der Praxis, insbesondere mittels des Begriffs des Habitus, auf die gesellschaftliche Vermittlung unserer Wahrnehmungs-, Denk und Handlungsmuster. Davon ausgehend lässt sich nicht nur der Geschmack, und damit das vermeintlich Individuellste, als gesellschaftliche Kategorie erkennen. Auch die Mechanismen, durch die das Schulsystems in seiner bestehenden Form funktional für die Aufrechterhaltung der modernen Klassengesellschaften wird, wurden von Bourdieu eindrücklich erhellt.
Ein zeitgenössischer Denker, der sich in dessen Tradition verorten lässt, ist Didier Eribon. Indem er seine Erfahrungen als Arbeiterkind unter Intellektuellen in Paris zum Gegenstand einer soziologischen Analyse macht, spürt er in beeindruckender Weise das Gesellschaftliche in seinen individuellen Erfahrungen auf.

Im dritten Teil des Seminars richten wir den Blick gemeinsam mit Michel Foucault auf die Vergesellschaftungsprozesse, die er als Subjektivierung im Kontext gouvernementaler Machtbeziehungen fasst. Wir werden der Frage nachgehen, wie Individuen, vermeintlich aus freien Zügen, ein bestimmtes Verhältnis zu sich Selbst einnehmen, das einer selbstverantwortlichen Selbstregierung ganz im Sinne des neoliberalen Kapitalismus entspricht. Einer Selbstregierung also, die gleichermaßen Produkt und Produzent jener gesellschaftlichen Verhältnisse ist, die von den Individuen mitunter als äußerst leidvoll erfahren werden.
Schließlich beschäftigen wir uns mit den an Foucault anschließenden Überlegungen Judith Butlers zu vergeschlechtlichter Subjektivierung und Heteronormativität.

Ziele des Seminars
- Einsichten in das Verhältnis von Gesellschaft und Individuum
- Einsichten in die Bedeutung des Verhältnisses von Gesellschaft und Individuum für...
•...die Kritik von Herrschaft
•...Ideologien wie Antisemitismus, Rassismus und Sexismus
•...Reproduktion der Klassengesellschaft durch Bildungsungleichheit
•...(vergeschlechtlichte) Subjektiverung
- Einsichten in das Potenzial gesellschaftstheoretischer Überlegungen für die Analyse eigener, vermeintlich ganz individueller Erfahrungen: Die Frage nach dem Verhältnis von Gesellschaft und Individuum ist keinesfalls eine abstrakte, es geht es dabei immer auch um uns als vergesellschaftete Individuen.
- Verbesserung von Fähigkeiten im Umgang mit komplexer gesellschaftstheoretischer Literatur

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

• Lektüre der Basistexte und Diskussion
• wöchentliche schriftliche Beantwortung von Lektürefragen
• Exposé zu Abschlussessay
• Abschlussessay

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Hinweis der SPL Soziologie:
Alle Studierenden, die einen Lehrveranstaltungsplatz erhalten haben, sind zu beurteilen, sofern sie sich nicht zeitgerecht abgemeldet haben oder unverzüglich nach Wegfall des Hindernisses einen wichtigen Grund für die Nichtdurchführung der Abmeldung glaubhaft machen.
Bei Vorliegen eines solchen Grundes (zB eine längere Erkrankung) kann d* Studierende auch nach Ablauf der Frist von der LV abgemeldet werden.
Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes entscheidet die Lehrveranstaltungsleitung. Der Antrag auf Abmeldung ist unverzüglich zu stellen.
Für eine positive Beurteilung der Lehrveranstaltung ist die positive Absolvierung aller Teilleistungen erforderlich.
Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen.
Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird (z. B. für einzelne Arbeitsaufgaben).
Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung eine mündliche Reflexion ("Notenrelevantes Gespräch") der abgegebenen Seminararbeit vorsehen, die erfolgreich zu absolvieren ist.
Wurde eine Teilleistung erschlichen, d.h. etwa bei einer Prüfung oder einem Test geschummelt, bei einer schriftlichen Arbeit plagiiert oder auch Unterschriften auf Anwesenheitslisten gefälscht, wird die gesamte Lehrveranstaltung als "nicht beurteilt" gewertet und entsprechend erfasst.
Dies uns weitere Bestimmungen finden sie im studienrechtlichen Satzungsteil: https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.
Wenn Sie eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung bereits dreimal negativ absolviert haben und sich für einen vierten Antritt anmelden wollen, kontaktieren Sie bitte die StudienServiceStelle Soziologie während der Anmeldephase (vgl: Zusatzinformation "Dritte Wiederholung bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen" https://soziologie.univie.ac.at/info/pruefungen/#c56313)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Wie einführend bereits erwähnt, werden wir uns der Frage nach dem Verhältnis von Gesellschaft und Individuum mittels intensiver Lektürearbeit zuwenden. Die Bereitschaft und das Interesse wöchentlich gesellschaftstheoretische Literatur - die mitunter durchaus herausfordernd sein kann - zu lesen, ist daher Voraussetzung für eine produktive Teilnahme am Seminar. Dabei geht es keinesfalls darum bereits durch das vorbereitende, eigenständige Lesen immer schon alles zu durchdringen. Vielmehr versteht sich das Seminar gerade auch als Raum, in dem wir die sich aus unseren Lektüreerfahrungen ergebenden Fragen mittels gemeinsamen Lesens, Nachdenkens und Diskutierens in Kleingruppen sowie im Plenum erarbeiten können.

• Lektüre der Basistexte und Diskussion (25%)
• wöchentliche schriftliche Beantwortung von Lektürefragen (25%)
• Exposé zu Abschlussessay (20%)
• Abschlussessay (30%)

Für einen positiven Abschluss müssen alle Teilleistungen positiv ausfallen und die Mindestanwesenheit erfüllt sein.

Prüfungsstoff

Lektüre, Beantwortung von Lektürefragen, Mitarbeit, Exposé, Essay

Literatur

Adorno, Theodor W. 2003a. Einleitung in die Soziologie: 1968. 1. Aufl. Hrsg. Christoph Gödde. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Adorno, Theodor W. 2003b. Soziologische Schriften. 1. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, Pierre. 2018. Bildung. Erste Auflage, Originalausgabe. Hrsg. Franz Schultheis und Stephan Egger. Berlin: Suhrkamp.
Bourdieu, Pierre. 2014. Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. 22. Auflage 2014. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, Pierre. 2017. Die männliche Herrschaft. 4. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, Pierre, und Franz Schultheis. 2019. Ein soziologischer Selbstversuch. 7. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Butler, Judith. 2021. Psyche der Macht: das Subjekt der Unterwerfung. Originalausgabe, 11. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Eribon, Didier. 2023. Rückkehr nach Reims. 1. Auflage. Berlin: Suhrkamp.
Foucault, Michel. 2009. Geschichte der Gouvernementalität. 2. Dr. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Horkheimer, Max, und Theodor Wiesengrund Adorno. 1994. Dialektik der Aufklärung: philosophische Fragmente. ungekürzte Ausg. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch.
Institut für Sozialforschung Frankfurt am Main, Hrsg. 2013. Soziologische Exkurse: nach Vorträgen und Diskussionen. Unveränd. Nachdr. Hamburg: Europäische Verlags-Anstalt.
Stögner, Karin. 2014. Antisemitismus und Sexismus: historisch-gesellschaftliche Konstellationen. 1. Aufl. Baden-Baden: Nomos.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Im auslaufenden Bachelorstudiengang Soziologie Äquivalent zu BA T2 SE Ausgewählte Paradigmen soziologischer Theorien.

Letzte Änderung: Fr 20.09.2024 10:46